Mops und Möhren
dass es der Gattin genehm wäre, und die beiden vereinbaren einen Treffpunkt etwa einen halben Kilometer vor der Laubenkolonie. Falls sich jemand nicht auskennt, sind die Schrebergärten in der Tat schwer zu finden. Arne bedankt sich, verneint das Mitkommen seiner Söhne und legt auf. In dem Moment schafft es der Mops, sich aus meiner Umarmung zu lösen und krabbelt auf den Tisch. In Nullkommanix hat er den Kuchen erreicht. Bis ich Mudel auf dem Boden geparkt und Earl erwischt habe, hat er schon ein großes Stück abgebissen. Er murrt, als ich ihn auf den Boden setze.
»Pfui!«, rufe ich. Earl schämt sich kein bisschen, sondern schmatzt genüsslich. Mudel sieht seinem Vater voller Neid zu und stürzt sich dann auf die Krümel, die dem Mops aus dem Maul fallen.
»Igitt, das kann keiner mehr essen«, schimpfe ich und schneide ein großzügiges Stück ab. Das schon angelutschte lege ich den Hunden auf den Boden. Sie balgen sich einen Augenblick und in der nächsten Sekunde ist der Kuchen in ihren Mäulern verschwunden.
»Na, was sagst du?«, will Arne wissen.
»Ich kann dich nicht heiraten«, antworte ich.
»Bitte?«
»Na, der Pukallus kennt mich doch. Wenn der mich sieht, riecht der doch sofort Lunte.«
»Aber jetzt habe ich ihm schon gesagt, dass ich mit meiner Frau komme.«
Ehrlich, ich wäre gern Arnes Frau, auch wenn ich weiß, dass das hier nicht ganz ernst gemeint ist. Ich würde es trotzdem genießen, wenigstens für ein paar Stunden Frau Dr. Arne Fuchs zu sein. Aber das wird so nicht gehen.
»Du musst dir eben eine andere Frau suchen«, schmolle ich.
»Ich will aber keine andere«, schnurrt Arne und sieht mich mit diesem Blick an, der mein Herz zum Kochen bringt. »Ich will dich.«
Ich rutsche auf seinen Schoß. »Ich will dich auch«, flüstere ich ihm ins Ohr. Weiter kommen wir nicht, denn mit einem Mal müssen wir ganz, ganz schnell in mein Zimmer gehen.
Sandra. Klar: Sie muss den Lockvogel spielen. Sandra Fuchs. Wenn ich daran denke, werde ich eifersüchtig. Da kommt mir die Galle hoch – obwohl ich weiß, dass da nichts ist, dass die beiden nur so tun, als ob. Aber da war schließlich mal was, und niemand weiß so genau, was jetzt zwischen Sandra und ihrem Rechtsanwalt läuft. Die beiden hatten zwar schon ein paar Dates, aber laut Sandra ist es noch nichts Ernstes. Sie sei eine von den Frauen, die lieber länger prüft, ehe sie sich bindet. Das ist bei Männern genau so wie bei Wohnungen. Weswegen sie noch immer bei Arne wohnt. Wenn es nach mir ginge, könnte sie auf der Stelle ihren Kram packen und zu ihrem Bernd ziehen. Meinen Segen hätte sie. Außerdem klingt Tanja Fuchs besser, rein phonetisch betrachtet.
Ja, ich bin ungerecht – schließlich ist sie ja ganz nett. Eigentlich. Aber sie ist nun mal Arnes Ex und kennt ihn länger als ich. Ich beneide sie glühend um die Zeit, die die beiden gemeinsam auf der Insel verbracht haben. Das wird ihnen keiner mehr nehmen, diese Jugend an der Nordsee … Aaargh, ich könnte schreien, wenn ich nur daran denke.
Dazu habe ich im Augenblick zum Glück keine Zeit, denn die Jungs und ich sind im Schrebergarten beschäftigt. Chris hibbelt von einem Bein auf das andere und reicht seinem Schatz nach Anweisung Werkzeug. Rolf kniet hinter der Hecke am Zaun und fummelt rum.
»Schrauber!« und »Zehner!« ruft er. Chris reicht ihm das Gewünschte, und es hat ein bisschen den Eindruck von Operationssaal – der Herr Professor bittet den Assistenten um Hilfe.
»Tupfer?«, frage ich und versuche nebenbei, Earl den Schraubenzieher aus dem Maul zu winden. Der Mops findet den grünen Gummigriff unwiderstehlich und will mit dem Werkzeug davonsausen.
»So, geschafft«, sagt Rolf nach ein paar Minuten, steht auf, klopft sich die Erde von den Knien und sammelt sein Werkzeug ein. »Hey Earl, her damit!«, ruft er, als er den Mops mit dem Schraubenzieher sieht. Der Hund denkt gar nicht daran. Earl freut sich auf ein kleines Spielchen, sieht sein Herrchen erwartungsvoll an und lässt das Ringelschwänzchen rotieren. Leider haben wir jetzt weder Zeit noch Nerven, um mit den Hunden zu spielen. Rolf tauscht den Schraubenzieher gegen ein Leckerli, was ein bisschen unfair ist. Erstens verschwindet das Leckerli im Blitztempo im Hund, zweitens bekommt Mudel auch einen Hundekeks, einfach so. Wie gut, dass Hunde nicht berechnend sind, ich wäre an Earls Stelle ein bisschen beleidigt. Der Mops aber trollt sich in den hinteren Teil des Gartens, gefolgt von seinem Sohn. Die
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