darf ich mal?« Arne setzt sich und übernimmt ›Carolin‹.
»Kannst du mir erst mal verraten, was du da mitschleppst?« Ich will das Tuch vom Korb haben, aber Arne klopft mir auf die Finger.
»Erst die Arbeit!«, ruft er und loggt sich bei einem Mailservice ein. Dann tippt er los:
Von:
[email protected] An:
[email protected] Betreff: Exposé Objekt S-1309/0309/2404
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit großem Interesse haben meine Gattin und ich die von Ihnen in Stuttgart projektierten Objekte auf Ihrer Internetseite gesehen. Dabei stach uns besonders das Penthouse im Südflügel ins Auge. Wir würden uns sehr über weitere Informationen betreffs des exklusiven Neubaus und ein Exposé der Wohnung freuen.
Da Sie auch eine Finanzierungsberatung anbieten, bitten wir um ein persönliches Gespräch.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. A. Fuchs
Arne fügt noch seine private Handynummer als P.S. ein und drückt dann auf ›Senden‹.
»Ich wusste gar nicht, dass du verheiratet bist«, sage ich gespielt beleidigt mit dem Rest meiner kratzigen Stimme.
»Nun, meine Gattin begehrt nur den allerbesten Wohnraum«, antwortet Arne gestelzt und grinst mich an. »Schließlich haben wir gesellschaftliche Verpflichtungen.«
»Ach ja, und die wären, verehrter Gatterich?« Ich rutsche auf Arnes Schoß und knabbere an seinem Ohr.
»Könnt ihr Turteltauben bitte aufhören?« Rolf stemmt die Hände in die Hüften und schaut uns tadelnd an. »Sollten wir eigentlich Klaus Hünken informieren?«
Arne überlegt einen Moment. »Nein, noch nicht. Erst will ich wissen, was bei der Mail rüberkommt.«
»Sehe ich eigentlich genauso«, meint Chris. Ich kuschele mich enger an Arne. Ehrlich gesagt hätte ich nichts dagegen, mit ihm gemeinsam auf Wohnungssuche zu gehen – auch wenn das bedeuten würde, die WG mit meinen Jungs und den Hunden aufzugeben. Das will ich eigentlich sowas von überhaupt gar nicht, aber der Tagtraum, als Frau Dr. Fuchs von einem Makler durch ein schickes Loft geführt zu werden, hat was. Ich seufze leise, was allerdings mehr wie ein Krächzen klingt. Arne wuschelt durch meine Haare.
»Schluss jetzt!«, ruft Rolf lachend.
»Spielverderber«, kontere ich. »Ich will sofort wissen, was in dem Korb ist!«
»Ja, ich auch«, gibt Chris zu.
»Na gut.« Arne schiebt mich von seinem Schoß und will eben das Tuch aus dem Korb nehmen, als wir Schritte auf dem Kiesweg hören. Klaus Hünken läuft an unserem Garten vorbei, die Schultern nach vorn gebeugt und den Blick stur auf den Boden geheftet. Er sieht mindestens 20 Jahre älter aus, als er ist. Und verdammt traurig.
»Oh je, den nimmt’s aber ganz schön mit«, sagt Chris, als unser Vorsitzender verschwunden ist. Dass Hünken nicht mal winkt, ist gar nicht seine Art.
»Umso wichtiger, dass wir nicht kampflos aufgeben«, sagt Rolf. Nein, das dürfen wir nicht. Nicht nur wegen unserer Parzelle hier. Sondern wegen Leuten wie Klaus Hünken, für die ›Die Wonne‹ ihr zweites Zuhause ist. Wenn es die Schrebergärten nicht mehr gibt, dann geht für sie ein Großteil Lebensfreude verloren. Das klingt pathetisch, denke ich selbst bei dem Gedanken, ist aber so. Ich könnte heulen. Will ich aber nicht und deswegen bin ich froh, als Arne endlich das Geheimnis lüftet.
»Voilà!« Mit großer Geste, wie ein Magier in Las Vegas, hebt er das Handtuch und nimmt – einen Topf aus dem Korb. Es ist der blau legierte, angeschlagene Topf aus seiner Küche, dessen Deckel nicht richtig schließt. Ein Erbstück seiner Oma.
»Meine Oma sagte immer, wer krank ist, braucht ein Apfelmus«, doziert mein Schatz und kramt ein paar Löffel aus dem Korb.
»Deine Oma war ein kluger Mensch«, pflichte ich bei und strahle Arne an.
»Schüsseln habe ich leider vergessen, aber wir können ja alle aus einem Topf essen, oder?« Fragend sieht er in die Runde.
»Klar!« Chris schnappt sich einen Löffel, Rolf ebenso. Ich stelle den Topf in die Mitte des Tisches. Der erste Bissen ist mir vorbehalten. Und es schmeckt paradiesisch!
»Kommt eigentlich Sandra nicht?«, erkundige ich mich nach dem dritten Löffel.
»Nein«, antwortet Arne. »Sie hat heute Abend eine private Rechtsberatung.«
»Oha!«, machen die Jungs. Earl murrt unter dem Tisch. Mudel rennt wie wild zwischen den Stühlen hin und her. Die Hunde wollen auch Apfelmus – aber das riskieren wir lieber nicht. Meine Oma wusste nämlich schon, dass Apfelmus entschlackend wirken kann.
»Wartet bis zum