Mopsküsse: Roman (German Edition)
noch ein Hühnchen rupfen! Die sollte diesmal nicht so ungeschoren davonkommen.
»Ich brauche bis zum 28. einen schwarzen Mops! Es geht nicht anders!« Antonella fühlte sich inzwischen dem Wahnsinn näher als allem anderen.
»Kind, es gibt immer eine Lösung. Das lässt sich doch bestimmt erklären.«
»Mama, du hast ja keine Ahnung! Wenn ich ohne Hund nach Frankfurt komme, kann ich zwei Tage später wieder mit Sack und Pack bei dir einziehen. Ich schwöre dir, Dr. Stern wartet nur auf einen Fehler von mir, damit er Tante Elsas Nachlass den Frankfurter Tierschützern überschreiben kann. Der meint das todernst! Willst du das etwa??«
Offensichtlich nicht, denn inzwischen spiegelte sich auch auf dem Gesicht ihrer Mutter leichtes Entsetzen. Sie war so froh gewesen, als sie endlich ihre unstete Tochter samt aller Sorgen losgeworden war. »Gut, keine Panik, wir finden eine Lösung! Du hast gerade was von Tierheim gesagt. Fahr ins hiesige und schau nach, ob die einen Mops haben. Wir rufen bei den umliegenden an!« Sie war wild entschlossen, für ihren Seelenfrieden zu kämpfen, und verteilte resolut die Aufgaben: »Giovanni, du suchst die Telefonnummern raus, Gianluca, du kümmerst dich ums Essen, und die Kinder können mit Claudia den Baum schmücken!«
»Weihnachten mal anders – warum nicht?« Gianluca ließ sich seine Feiertagslaune nicht verderben. Und auch seine Söhne waren glücklich, denn normalerweise war der Baum für sie tabu, nur die Frauen durften da ran.
Antonella war inzwischen schon unterwegs nach Riem, in der schwachen Hoffnung, im Münchner Tierheim würde sich ein Weihnachtswunder ereignen. Leider ein Trugschluss. Dort hatten sie keinen Mops und waren überdies von der Anfrage so irritiert, dass sie vermutlich auch kein Tier herausgerückt hätten. Antonellas Mutter und Giovanni ging es bei den Telefonaten mit den anderen Tierheimen nicht besser. Da halfen auch keine wilden Geschichten, dass der Mops der Oma am Vortag hätte eingeschläfert werden müssen, dass sie nun untröstlich wäre und man nicht wüsste, wie man sie beruhigen könnte...
Von weihnachtlicher Stimmung im Hause De Anna also keine Spur. Antonella war am Boden zerstört und haderte mit ihrem Schicksal, Giovanni grantelte vor sich hin, und Mama grübelte lautstark darüber nach, was man nun machen sollte.
»Ja, was ist denn hier los?« Rosemarie Huber, Antonellas Großmutter, erschien um kurz vor halb acht mit fröhlich geröteten Wangen und einer Tasche voller Geschenke. Den Nachmittag hatte sie in offenbar lustiger Runde mit ihrem Kegelclub verbracht.
»Antonella hat ein Mopsproblem!«, informierte der ziemlich altkluge Matteo seine Uroma.
»Warum? Mit ihrem Busen ist doch alles in Ordnung.« Oma Rosi schaute prüfend in Antonellas Ausschnitt.
Gianluca lachte laut, als seine Frau genervt »Alles Bekloppte in dieser Familie!« murmelte, und erklärte dann: »Nein, sie hat Hugo verloren. Du weißt schon, den Hund deiner Schwester, den sie Antonella mitsamt ihrem Haus in Frankfurt vererbt hat.«
»Ja, und? Wer braucht schon einen dritten Mops? Damit kriegt sie bestimmt keinen Mann!« Oma Rosi kicherte und tätschelte Antonellas Arm.
»Mutter!« Mama De Anna unterband scharf weitere Ausführungen. »Um es kurz zu machen: Mops weg, Erbe weg, Antonella wieder in München – ganz ohne Mann! Verstehst du jetzt das Problem? Wir brauchen einen Ersatzhund!«
»Warum sagt ihr das denn nicht gleich?« Die rüstige, alte Dame schüttelte den Kopf. »Mein Hausarzt Dr. Schäfer – ein ganz reizender junger Mann übrigens, leider verheiratet«, sie blickte bedauernd zu Antonella, »aber was wollte ich gerade sagen?«
»Das weiß kein Mensch«, stöhnte Giovanni.
»Werd nicht frech«, tadelte sie ihren Enkel, »also, seine Frau züchtet Möpse. Das erzählt er mir jedes Mal beim Blutdruckmessen. Vielleicht haben die ja einen für dich?«
»Oma, du bist die Größte!« Antonella küsste ihre Großmutter stürmisch auf die Wange. »Da müssen wir sofort anrufen!«
»Jetzt red keinen Unsinn«, unterbrach sie ihre Mutter energisch. »Da können wir uns frühestens morgen melden! So, und jetzt beruhigen wir uns alle und machen das Beste aus diesem Abend. Frohe Weihnachten!«
Am nächsten Vormittag hatte Antonellas Mutter tatsächlich Glück und erreichte Dr. Schäfer sofort. Er hatte Oma Rosi seine Handynummer für Notfälle gegeben, und das hier war ganz eindeutig einer! Nach einem längeren Gespräch kam sie
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