Mopsküsse: Roman (German Edition)
alte Mops-Image vom faulen, verfressenen Schoßhündchen loswerden, deshalb dürfen unsere Hunde weder auf die Couch noch ins Bett. Und sie halten sich alle dran!«, fuhr sie stolz fort.
»Klar, genau wie Hugo«, kicherte Giovanni leise.
»Super«, sagte Antonella schwach und streichelte den kleinen Carlos, der sich irgendwie in den nächsten fünf, sechs Stunden in Hugo verwandeln musste. »Ich nehme ihn.«
»Ich hoffe sehr, dass er bei Ihnen in gute Hände kommt. Ich wollte mich eigentlich nicht von ihm trennen, denn er wird sicher ein großartiger Zuchtrüde. Aber Ihre Mutter sagte etwas von einem Notfall, und weil Weihnachten ist, wollte ich nicht so sein.«
Au weia, dachte Antonella, als sie ein paar Stunden später Richtung Frankfurt fuhr. Hoffentlich geht das gut! Carlos hatte sein neues Frauchen sofort schwer ins Herz geschlossen und war, während sie packte und sich von ihrer Familie verabschiedete, wie wild um sie herumgesprungen. Jetzt redete sie seit der Abfahrt auf das Tier ein und versuchte ihm verzweifelt klarzumachen, dass er von nun an Hugo hieße. Carlos jedoch dachte nicht daran, auf den neuen Namen zu hören. Das war aber nicht ihr Hauptproblem. Auch der echte Hugo hatte nie auf sie gehört. Viel schlimmer war, dass das kleine Biest offensichtlich sehr anstrengende Angewohnheiten hatte. Einerseits wollte er ständig spielen, rennen und toben und war andererseits überhaupt nicht verschmust. Sie würde eine sehr gute Geschichte brauchen, um das alles plausibel zu erklären. Dr. Stern konnte sie vielleicht täuschen, aber Georgia? Da hatte Antonella große Zweifel. Ihre momentane Lieblingsbegründung war die Wunderbehandlung des benachbarten Tierheilpraktikers, den sie aufgesucht hatte, um ihr von Anfang an zerrüttetes Verhältnis zu Hugo zu verbessern. Das könnte vielleicht klappen …
Erleichtert stellte sie fest, dass Georgia nicht zuhause war, als sie ankam. So hatte sie Gelegenheit, Carlos mit seinem neuen Heim und echt hugoesken Angewohnheiten vertraut zu machen. Ein praktisch unmögliches Unterfangen, denn der falsche Hugo weigerte sich beharrlich, in Georgias Bett zu bleiben. Die Schäferschen Erziehungsmaßnahmen schienen wirklich sehr effizient zu sein. Betten und Sofas waren für den agilen Zwerg tatsächlich tabu. Mannomann! Antonellas Herz raste, als sie den Schlüssel in der Wohnungstüre hörte. »Georgia, hallo, wir sind wieder da«, flötete sie aus der Küche.
»Wer wir?«, rief Georgia aus dem Flur.
»Na, Hugo und ich natürlich!«
In diesem Moment kam Georgia mit misstrauischem Blick in die Küche – im Schlepptau den Original-Hugo, der eigentlich sofort zu seinem Napf wollte, aber wie schockgefroren mitten in der Bewegung innehielt, als Carlos freudig bellend auf ihn zugelaufen kam. Antonella wurde leichenblass. Wie konnte das sein?
»Wer ist das?«, fragte Georgia mit kalter Stimme. » Das ist Hugo!« Sie deutete auf den immer noch starren Hund. »Der Hugo, den du nicht mitgenommen hast, obwohl du es hoch und heilig versprochen hattest!« Sie war ernsthaft verärgert.
»Ach du heilige Scheiße …« Antonella wünschte sich einen Abgrund, der sich auftun und sie sofort verschlingen sollte. Dann erzählte sie leicht hysterisch kichernd die ganze absurde Geschichte. »Und was machen wir jetzt?«, schloss sie ihr persönliches Weihnachtsmärchen.
Georgia war zwar noch fassungslos, musste aber andererseits schon wieder lachen. Was diese Irre immer anstellte! Streng sagte sie jedoch: »Ganz einfach, du bringst diesen falschen Hasen wieder weg. Wir können ihn unmöglich behalten, Hugo kann kein weiteres Trauma verkraften. Und der kleine Racker würde ihm vermutlich das Leben zur Hölle machen. Wenn es ein seriöser Züchter ist, dann nimmt er sein Tier auch wieder zurück!«
Frau Schäfer nahm Carlos tatsächlich zurück, allerdings bekam Antonella nur tausend Euro wieder, mit der fadenscheinigen Begründung: »Wer weiß, was das Tier alles durchgemacht hat. Am Ende ist er gar nicht mehr für die Zucht zu gebrauchen.«
Antonella schäumte immer noch vor Wut, als sie am nächsten Abend von ihrer Tagestour nach München zurückkam. »Das ist doch wirklich das Allerletzte! So eine Frechheit! Und ins Restaurant habe ich mich auch nicht getraut. Ich mag gar nicht dran denken, was meine Mutter mit mir macht, wenn sie das herausfindet. Die hat sich so eine Mühe gegeben …«
Georgias Mitleid hielt sich erwartungsgemäß in Grenzen. »Geschieht dir ganz recht!
Weitere Kostenlose Bücher