Mopsküsse: Roman (German Edition)
auf jeden Fall mit dem Baum auf mich! Bussi und ciao!« Mist, vielleicht hätte sie doch schon gestern packen sollen. Hektisch stolperte sie ins Ankleidezimmer und verursachte einiges Getöse beim Zusammenraffen ihrer Sachen. Schlaftrunken kam Georgia mit Hugo auf dem Arm aus ihrem Zimmer. »Habt schöne Weihnachten, ihr zwei!« Sie küsste erst Hugo das pelzige Köpfchen, dann Antonella die Wange. »Ich lege mich wieder hin.« Mit diesen Worten verschwand sie wieder in ihr Schlafzimmer. Hugo stand erst ratlos vor Antonella und ihrem Chaos, trollte sich dann in die Küche und rollte sich in seinem Körbchen zusammen. Nach einigem weiteren Gezerre und einer Blitzdusche ging es um kurz vor neun tatsächlich los. Mein Gott, wie die Zeit verging. Das war tatsächlich der erste Besuch in der alten Heimat, seit sie vor über einem halben Jahr nach Frankfurt gekommen war, sinnierte Antonella. Sie freute sich auf ihre Familie. An Heiligabend würden alle da sein: Oma, Mama, die Brüder, Gianlucas Frau Claudia und die beiden kleinen Neffen Matteo und Luca. Vergnügt krähte sie Last Christmas mit Wham um die Wette, und der doppelte Espresso samt Schokomuffin, den sie sich an einer Raststätte gegönnt hatte, verjagte ihre Müdigkeit endgültig.
Um kurz vor eins kam sie in München-Haidhausen an. Unter großem Hallo half ihr die ganze Familie, das Auto auszupacken. Giovanni trug die Tasche mit den Hundesachen ins Haus und fragte dann: »Wo ist eigentlich Hugo?«
Antonella zuckte zusammen. Wo war Hugo? Sie durchsuchte fieberhaft das Auto. Die Leine lag auf der Rückbank, aber vom Hund war keine Spur zu sehen. Panik stieg in ihr auf. »O mein Gott, er muss wohl an der Raststätte aus dem Auto gesprungen sein!« Sie war leichenblass geworden. »Was soll ich nur tun?«
»Wo hast du denn Halt gemacht?«, schaltete sich ihre Mutter ein.
»Keine Ahnung, irgendwo bei Nürnberg. Oder kurz nach Würzburg«, sagte Antonella schon leicht hysterisch.
»Oder war’s vielleicht kurz vor Ingolstadt?« Giovanni rollte genervt mit den Augen.
»Ja, kann auch sein. Giovanni, du musst da unbedingt hinfahren. Am besten du klapperst alle Raststätten zwischen Würzburg und Ingolstadt ab. Hoffentlich ist er noch da! Sonst kann ich echt einpacken.«
»Vielen Dank, dass auch du mir noch das Leben schwer machen willst«, grollte Giovanni, »als hätte ich im Moment nicht schon genug Probleme!« Antonella reagierte nicht auf diesen ungewöhnlich heftigen Einwand.
»Keiner fährt irgendwo hin! Erst rufen wir überall an.« Dieser pragmatische Vorschlag kam natürlich von Mama und wurde sofort in die Tat umgesetzt. Doch Fehlanzeige, an keinem Rasthof war ein kleiner, schwarzer Mops gefunden worden.
Antonella war mit den Nerven am Ende. »Was soll ich nur tun«, jammerte sie, »ich kann unmöglich ohne Hund wieder nach Frankfurt kommen. Georgia bringt mich um! Und mein Erbe wäre sowieso futsch. Das ist eine echte Katastrophe!«
Zur selben Zeit stieg Georgia in Frankfurt ins Flugzeug nach Hamburg. Viel lieber wäre sie zuhause geblieben und hätte das Weihnachtsfest mit Tim verbracht. Aber ihre Eltern erwarteten sie, und in zwei Tagen würde sie wieder zurück sein. Missmutig dachte sie an die letzten Stunden und vor allem an das nette Überraschungsei, das Antonella ihr gelegt hatte. Um kurz nach zehn hatte lautes Scheppern aus der Küche sie geweckt. Sie hatte fast der Schlag getroffen, als sie nachsehen ging und einen sehr ungehaltenen Mops antraf, der mit anklagendem Blick an seinem Napf rüttelte und nach Frühstück verlangte. Das durfte ja nicht wahr sein! Da war nun seit Wochen ausgemacht, dass Antonella ihren Hund mit nach München nähme, und dann setzte sie sich einfach gewohnt dreist über alle Planungen hinweg. Georgia wollte gerade wütend ihre unzuverlässige Freundin anrufen, als Tim sie beruhigend in den Arm nahm und ihr den Vorschlag machte, er könne sich doch über Weihnachten um Hugo kümmern. »Hey, wir werden ein richtiges Männerfest haben, Hugo, Seth und ich, und du feierst friedliche Weihnachten mit deinen Eltern. Mit Antonella kannst du auch nach den Feiertagen schimpfen!« Georgia war immer noch gerührt, als sie daran dachte. So ein aufmerksamer Mensch! Klar, das war die ideale Lösung: Hugo konnte in seiner gewohnten Umgebung bleiben, und verglichen mit den Strapazen eines Fluges und des Besuchs bei ihren Eltern war selbst ein Abend mit Seth für ihn vermutlich eine Wohltat. Aber mit Antonella würde sie trotzdem
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