Mopsküsse: Roman (German Edition)
triumphierend in die Küche und verkündete: »Kind, du hast wirklich mehr Glück als Verstand! Die Schäfers haben tatsächlich einen schwarzen Mopsrüden, den sie dir verkaufen würden. Zum Freundschaftspreis von fünfzehnhundert Euro! Du kannst das Tier am 28. in der Früh abholen. Eher geht nicht, weil sie heute zu den Schwiegereltern fahren. Und fang jetzt bloß nicht an, wegen dem Preis rumzujammern«, sagte sie warnend zu ihrer Tochter. »Das wird dir hoffentlich eine Lehre sein, und Elsas Haus ist’s wohl allemal wert!«
Geld war Antonella im Moment völlig egal. Sie war überglücklich und schwor ihrer gesamten Familie mehrfach ewige Dankbarkeit.
Am Nachmittag machte sie mit Giovanni einen langen Spaziergang durch das winterlich verschneite München an der Isar entlang. Der ältere Bruder war seltsam schweigsam und wirkte bedrückt. »Was ist denn los, Bruderherz?« Sie hatte sich bei ihm eingehakt und schaute ihn prüfend an.
»Nix, was soll schon los sein?«, antwortete er schroff.
»Aber irgendwas hast du doch! Das merke ich ganz deutlich.«
»Ach ja? Und ich dachte, du interessierst dich nur für deine eigenen – selbstgemachten – Probleme!«, schnappte er zynisch und schüttelte sie ab. »Du warst über ein halbes Jahr nicht zuhause, und kaum bist du zehn Minuten da, muss die ganze Familie wieder mal ein absurdes Rettungsmanöver für dich starten. Du kommst noch nicht mal auf die Idee, dass andere Menschen auch Probleme haben. Du weißt doch gar nicht, wie es uns geht!«
»Aber …« Antonella war erschrocken und wusste nicht recht weiter. »Es tut mir leid. Ich weiß, manchmal denke ich nicht besonders weit.« Sie war ehrlich zerknirscht. »Aber es interessiert mich wirklich, wie es euch geht! Ihr seid meine Familie, und ich habe euch doch lieb.«
»Ach, Schwesterchen«, seufzte Giovanni und nahm Antonella in den Arm, die ihn mit großen braunen Augen schuldbewusst ansah. »Es ist ja auch nichts Dramatisches los. Alle sind gesund, und das Restaurant läuft bestens. Nur bei mir ist halt ein bisschen der Wurm drin.« Dann erzählte er ihr die ganze Geschichte. Wie es aussah, war Giovanni nicht nur wieder einmal Single, sondern viel schlimmer, die Schreinerei, für die er jahrelang gearbeitet hatte und die er irgendwann übernehmen wollte, hatte Konkurs anmelden müssen. »Tja, und jetzt stehe ich halt da. Ich habe natürlich schon rumtelefoniert und könnte sofort bei Holzmayr anfangen. Aber ich habe wirklich keine Lust, nur noch Hotelzimmereinrichtungen zu bauen. Ich will lieber wieder in einen kleineren Betrieb, wo ich kreativ sein und eigene Ideen verwirklichen kann«, schloss er seinen Bericht.
Antonella war wirklich betroffen. »Wenn ich irgendwas für dich tun kann …«
»Dann sag ich Bescheid. Keine Sorge, Kleine, ich fall schon auf die Füße.« Er lächelte schief. »Komm, jetzt lass uns einen Glühwein trinken!«
Die folgenden zwei Tage waren ruhig verlaufen. Antonella hatte einige alte Freunde und Bekannte getroffen und die restliche Zeit im Ristorante Milano verbracht. Denn Gianluca hatte bereits am zweiten Weihnachtsfeiertag wieder geöffnet und freute sich über jede helfende Hand. Am 28. fuhr sie gleich um neun Uhr morgens zusammen mit Giovanni zu Schäfers. Innerhalb von Sekunden waren sie von einer ganzen Schar kleiner, kläffender Hunde umringt, die beide Besucher lautstark begrüßten. Antonella schüttelte es innerlich, doch sie riss sich zusammen. »Die sind aber bezaubernd«, flötete sie. »Welchen haben Sie denn für mich vorgesehen?«
Frau Schäfer schnappte sich energisch das einzige erwachsene schwarze Tier aus der wuseligen Meute: »Das hier ist Carlos! Anderthalb, Jugendsieger in Bayern und beste Anlagen!«
»Der sieht aber gar nicht aus wie Hugo«, murmelte Giovanni.
Und er hatte Recht. Carlos war ein verhältnismäßig zierliches, hochbeiniges und offensichtlich sehr aktives Tier, kein Vergleich zum gemütlichen Hugo – aber er war schwarz, ein Bub und ein Mops. Und soweit es Antonella betraf, war das ausreichend. »Das fällt doch niemandem auf!«, raunte sie zurück, während Frau Schäfer ihren Vortrag fortsetzte: »Wir gehen zweimal in der Woche mit unseren Tieren zum Agility und legen großen Wert darauf, dass auch die neuen Besitzer Sport mit ihnen treiben. Ihre Mutter sagte meinem Mann, dass Sie viel joggen?« Antonella nickte nur. »Das ist ideal, das wird ihm Spaß machen. Außerdem erziehen wir unsere Tiere äußerst streng. Wir wollen das
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