Mopsküsse: Roman (German Edition)
ginge ihn das alles überhaupt nichts an, und starrte unverletzt und unbeteiligt der Dogge nach, die in der Ferne verschwand.
Adrian versuchte mit einem Taschentuch die blutende Wunde zu stillen. »Dass Jogging mit Hugo nicht die beste Idee ist, hätten wir uns wirklich vorher denken können. Wären wir drei bloß an den See zum Baden gefahren … Ich bringe dich jetzt ins Krankenhaus, das muss auf jeden Fall genäht werden. Kannst du aufstehen?«
»Ich glaube schon.« Sie rappelte sich hoch. Ihre Knie waren zwar ein bisschen wackelig, aber mit seiner Hilfe würde es gehen.
Wie sie es zum Wagen geschafft hatten, wusste Antonella dann im Nachhinein auch nicht mehr so genau, aber schließlich saßen sie drinnen. Hugo war in den Kofferraum von Adrians schwarzem Kombi verbannt, was ihm, seinem Gegrummel nach zu schließen, gar nicht gefiel, und Antonella versuchte, möglichst wenig Blut auf die hellen Ledersitze zu verteilen.
»Mach dir keine Gedanken«, sagte Adrian, »das ist nur ein Auto.«
O mein Gott – dieses Lächeln! Und waren seine Augen eigentlich immer schon so blau gewesen? Antonella wurde gleich wieder ein bisschen schwindlig.
In der Notfallambulanz wurde sie verarztet. Die Wunde am Unterarm musste tatsächlich genäht werden, außerdem hatte sie sich eine leichte Gehirnerschütterung zugezogen. Nichts Dramatisches also, nichts, was man nicht mit einer Tetanusspritze, Antibiotika und einigen Schmerztabletten in den Griff bekommen konnte. Mit dem Ratschlag, die nächsten drei Tage möglichst nicht das Haus zu verlassen, viel zu ruhen und die Sonne unbedingt zu meiden, verließ sie mit Adrian das Krankenhaus. Hugo schmollte und schmorte im Auto. »Wenn er jetzt einen Sonnenstich hat, bin ich aber nicht schuld?« Antonella tätschelte scheinheilig Hugos Kopf, was er mit einem unwilligen Knurren quittierte.
»Es gibt Wichtigeres als den Hund!«, sagte Adrian bestimmt und sah sie wieder mit diesem Blick an.
»Allein für diesen Satz aus deinem Mund hat sich der Unfall schon gelohnt.«
In der Wohnung soff Hugo zweimal seinen Wassernapf leer und legte sich dann der Länge nach auf den kühlen Fliesenboden in der Küche. Wie es aussah, würde auch er den Zwischenfall ohne größeren Schaden überleben.
»Vielen Dank für die Rettung.« Antonella sah Adrian ein wenig unschlüssig an. »Ich glaube, von jetzt an komme ich alleine zurecht …«
»Unsinn«, fiel er ihr ins Wort, »ich bleibe so lange hier, bis du geduscht hast und sicher im Bett liegst. Nicht dass dir wieder schwindlig wird und Schlimmeres passiert.«
»Dankeschön.« Himmel, war dieser Mann plötzlich süß. »Bitte bedien dich.« Sie deutete auf den Obstkorb und einige Wasserflaschen und verschwand im Bad, nachdem sie ihren bandagierten Arm mit Frischhaltefolie – alter Sportlertrick – wasserdicht verpackt hatte.
Als sie am frühen Abend wach wurde, waren die Kopfschmerzen fast weg. Aus der Küche hörte sie Geräusche. Das konnte doch nicht wahr sein, oder? Sicherheitshalber kämmte sie sich schnell die Haare und zog sich ein ordentliches T-Shirt und Shorts an. Barfuß ging sie in die Küche. Dort stand Adrian und schnippelte Paprika und Gurken für einen Salat. Auf dem Herd blubberte Nudelwasser.
»Du bist ja noch da!«, rief sie erfreut.
»Wieder da. Nachdem du sofort in Tiefschlaf gefallen bist, habe ich mich zuhause frisch gemacht und war mit Hugo draußen.« Er lächelte sie an und mixte das Salatdressing. »Du bist genau zum richtigen Zeitpunkt aufgewacht.«
Antonella setzte sich an den Tisch und starrte Adrian fasziniert an, der jetzt Spaghetti ins Kochwasser warf und im Saucentopf rührte. Er trug ein weißes Hemd über der Jeans, die Ärmel ein wenig hochgekrempelt, so dass sie seine braungebrannten, sehnigen Unterarme sehen konnte. Den Tisch hatte er auch schon gedeckt. »Essen ist gleich fertig«, teilte er ihr unnötigerweise mit.
»Ich glaube, das ist das erste Mal, dass ein Mann für mich kocht – von meinem Bruder mal abgesehen, aber das ist ja auch sein Beruf.«
»Dann wird’s ja Zeit! He, was machst du da?«
Antonella war zum Kühlschrank gegangen und hatte eine Flasche Weißwein herausgenommen.
»Wir trinken Wasser!« Er nahm ihr die Flasche ab und stellte sie bestimmt wieder an ihren Platz zurück. »Bei Gehirnerschütterung und Antibiotika ist Alkohol wohl keine so gute Idee. Wie fühlst du dich eigentlich?«
»Viel besser!« Sie strahlte ihn an. »Aber jetzt habe ich Hunger.«
Nach dem Essen
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