Mopsküsse: Roman (German Edition)
einem Turiner verheiratet, und die beiden haben in der Nähe von Alba einen wunderschönen alten Bauernhof, in dem sie auch Zimmer vermieten. Der Spätherbst ist ideal für die Gegend. Da gibt es schon weiße Trüffel, und es ist noch nicht so kalt und nebelig. Na, wie wäre das?«
Am Montagmorgen tauchte Antonella bestens gelaunt kurz im Loft auf. »Sorry, ihr zwei«, sagte sie zu Georgia und Giovanni, die vor der Espressomaschine standen und plauderten, »den Jour fixe müssen wir leider verschieben. Ich muss mir gleich eine Wohnung ansehen. Der Kunde hat nur jetzt Zeit. Bin aber spätestens mittags wieder da!« Sie schnappte sich Kamera und Laptop und war schon wieder draußen.
»Da hat aber jemand gute Laune.«
»Ich glaube, da hat auch jemand einen neuen Kerl! So ist sie schon seit zwei Wochen.« Giovanni grinste.
»Weißt du denn, wer es ist?«
»Keine Ahnung. Aber wenn’s relevant ist, wird sie es uns schon sagen. Komm, lass uns kurz den offenen Kram durchsprechen, damit ich wieder runter in die Werkstatt kann.«
Um kurz nach elf klingelte Georgias Telefon.
»Hallo, Georgia, wieder aus dem Urlaub zurück?« Es war Adrian, der allerdings gar nicht gut klang.
»Ja, war sehr schön, aber ist irgendwas?«, fragte Georgia besorgt.
»Georgia, ihr habt ein riesengroßes Problem! Gerade war Johannes Degenhardt bei mir, du weißt schon, ihr habt für seine Bank die Jahreshauptversammlung ausgestattet.«
»Ja, ich weiß«, unterbrach ihn Georgia, »und was genau ist das Problem?«
»Er ist stocksauer. Offenbar habt ihr ein falsches Konzept ausgeführt. Es war ihm wohl alles zu futuristisch und nicht schnörkelig genug. Angeblich haben sich wichtige Anteilseigner auch negativ darüber geäußert, und jetzt will er die ›Klitsche‹, die ich ihm empfohlen habe, auf Schadensersatz verklagen!«
»O nein...«, stammelte Georgia.
»Und das Schlimmste daran ist, dass ich ihn vertreten muss! Als ich etwas von Interessenskonflikt gesagt habe, hat er mir praktisch die Pistole auf die Brust gesetzt und gedroht, mir sämtliche Mandate zu entziehen, wenn ich in diesem Fall nicht für ihn arbeite. Georgia, das kann ich mir einfach nicht leisten. Aber wenn er das wirklich durchzieht, seid ihr erledigt! Wo ist Antonella? Wir müssen uns unbedingt alle zusammensetzen und überlegen, was wir tun können.«
»Antonella ist auf einem Termin, aber sie müsste in einer guten Stunde wieder da sein. Wie konnte das bloß passieren? Sie hat mir am Freitag doch noch erzählt, dass der Junior völlig begeistert war bei der Location-Abnahme. Also alles bestens.« Georgia war schockiert.
»Ich weiß es nicht, Georgia. Ich komme gleich rüber, dann besprechen wir alles. Such bitte schon mal alle Verträge raus. Bis dann.«
Um viertel nach zwölf tauchte eine vergnügt pfeifende Antonella wieder im Loft auf, in der Hand eine große Tüte mit Sushi. »Ich habe Mittagessen mitgebracht«, flötete sie, als sie in Georgias Büro platzte. »Was machst du denn hier?« Verwundert sah sie auf Adrian, der neben Georgia über einen Haufen Papiere gebeugt dasaß und ebenso wie diese einen völlig niedergeschmetterten Eindruck machte. »Ist was passiert?«, fragte sie vorsichtig.
»Das kann man so sagen!« Georgia schilderte ihr mit eisiger Stimme die Situation.
Antonella wurde blass. »Aber das ist doch nicht möglich«, stammelte sie.
»Antonella, warum um alles in der Welt hast du nicht in den Vertrag geschaut? Da steht doch schwarz auf weiß, dass Degenhardt Konzept 3 realisiert haben wollte.« Adrian klang entsetzlich erschöpft. »Und du lässt einfach Konzept 1 umsetzen. Ich verstehe nicht, wie dir so ein dilettantischer Anfängerfehler unterlaufen konnte. Du machst diesen Job doch nicht erst seit gestern.«
»Natürlich nicht!« Antonella fühlte sich in die Enge getrieben und sagte schon wieder eine Spur schnippisch: »Und ich weiß ganz genau, dass wir das beste Konzept verwirklicht haben und dass der Kunde begeistert war!«
»Jetzt rede dich nicht heraus«, nun wurde auch Adrian ärgerlich, »es spielt nicht die geringste Rolle, was dir am besten gefallen hat. Und dass der junge Degenhardt zu allem Ja und Amen sagt, wenn du nur mit den Augen klimperst und deine Bluse um einen Knopf mehr als nötig öffnest, ist mir auch klar. Doch Tatsache ist, dass der Senior das Sagen hat und er jetzt fest entschlossen ist, euch und mir die Hölle auf Erden zu bereiten! So dumm kann man doch gar nicht sein, dass man eine derart
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