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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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weiß ich nicht genau, aber auf keinen Fall länger. Bei beiden wurde eine Autopsie durchgeführt, und man fand nichts Verdächtiges. Clitumna war in der letzten Zeit vor ihrem Tod sehr depressiv. Sie hat sich in Circei das Leben genommen, und Sulla war zu diesem Zeitpunkt nachweislich in Rom. Ich habe alle Sklaven aus Clitumnas Haushalt, sowohl in ihrem Haus hier wie auch in ihrem Landhaus in Circei, gründlich befragt, und ich bin zu der Überzeugung gelangt, daß es über Sulla nichts herauszufinden gibt.« Er zog eine Grimasse. »Ich bin immer dagegen gewesen, Sklaven zu foltern, um Beweise für ein Verbrechen zu erhalten, denn ich meine, daß solche Beweise keinen Pfifferling wert sind. Aber ich glaube ehrlichen Herzens nicht, daß Clitumnas Sklaven eine Geschichte erzählen könnten, auch unter der Folter nicht. Daher habe ich mich nicht weiter darum bemüht.«
    Marius nickte. »Ich stimme dir zu, Gaius Julius. Zeugenaussagen von Sklaven sind nur etwas wert, wenn sie freiwillig gemacht werden - und wenn sie logisch sind und mit dem Sachverhalt übereinstimmen.«
    »Die Folge all dieser Ereignisse war, daß Lucius Cornelius innerhalb von zwei Monaten aus tiefster Armut zu ansehnlichem Wohlstand gelangte«, fuhr Caesar fort. »Von Nikopolis erbte er genug, um in den Ritterstand aufgenommen zu werden, und von Clitumna genug, um zum Senat zugelassen zu werden. Weil Scaurus so ein großes Geschrei darüber erhoben hat, daß zwei Zensoren fehlten, wurden im letzten Mai zwei neue gewählt. Sonst hätte Lucius Cornelius mehrere Jahre auf die Zulassung zum Senat warten müssen.«
    Marius lachte. »Ja, was war denn da los? Wollte niemand die Zensorenposten haben? Ich meine, es ist noch einigermaßen logisch, daß wir Fabius Maximus Eburnus haben, aber wie kommen wir zu Licinius Getha? Er wurde vor acht Jahren wegen unmoralischen Verhaltens von den Zensoren aus dem Senat hinausgeworfen und fand den Rückweg dorthin nur dadurch, daß er sich zum Volkstribunen wählen ließ!«
    »Ich weiß«, sagte Caesar verdrossen. »Nein, ich denke, es war so, daß alle vor einer Kandidatur zurückschreckten, weil sie Scaurus nicht beleidigen wollten. Wenn in dieser Situation jemand Zensor werden wollte, sah das ganz nach einem Mangel an Respekt und Loyalität gegenüber Scaurus aus, also ließen sich nur solche Kandidaten aufstellen, denen diese Art von Feingefühl abging. Übrigens wird man mit Getha leicht fertig - er wollte den Posten nur aus Prestigegründen und zu dem Zweck, ein paar Silberlinge von Unternehmen zu ernten, die Verträge mit dem Staat abschließen wollen. Aber Eburnus - na ja, wir wissen ja alle, daß er nicht ganz richtig im Kopf ist, nicht wahr, Marius?«
    Ja, dachte Marius, das wissen wir in der Tat. Die Familie Fabius Maximus war uralt und so aristokratisch, daß ihr nur die Julier das Wasser reichen konnten. Ihre legitimen Erben waren allesamt ausgestorben, und die Familie blieb nur durch eine Reihe von Adoptionen erhalten. Der Quintus Maximus Eburnus, der nun zum Zensor gewählt worden war, war ein adoptierter Fabius Maximus. Er war Vater eines einzigen Sohnes und hatte diesen vor fünf Jahren wegen Unkeuschheit hingerichtet. Zwar gab es kein Gesetz, das Eburnus daran gehindert hätte, in seiner Funktion als pater familias seinen Sohn zu töten, aber die Hinrichtung von Frauen und Kindern unter dem schützenden Dach des Famillengesetzes war seit langem nicht mehr üblich. Ganz Rom war deshalb über Eburnus’ Tat empört und entsetzt gewesen.
    »Weißt du, es ist eigentlich gut für Rom, daß Getha einen Eburnus als Kollegen hat«, sagte Marius nachdenklich. »Ich glaube nicht, daß er sich viel erlauben kann, wenn er Eburnus neben sich weiß. Eburnus wird ihm ganz schön auf die Finger sehen.«
    »Da hast du bestimmt recht, aber sein armer Sohn! Eburnus ist ja in Wirklichkeit ein gebürtiger Servilius Caepio, und die ganze Sippschaft Servillus Caepio ist ziemlich merkwürdig, wenn es um Moral und Sittlichkeit geht. Keuscher als die Jägerin Artemis, und sie posaunen es auch noch in alle Welt hinaus. Man fragt sich wirklich, was da los ist.«
    »Und welcher Zensor hat nun welchen überredet, Lucius Cornelius Sulla in den Senat zu lassen?« fragte Marius. »Man hört allenthalben, daß er nicht gerade der Inbegriff eines keuschen Lebenswandels sei. Das fiel mir ein, seit ich seinen Namen und sein Gesicht zusammenbringe.«
    »Ach, ich glaube, seine sexuelle Freizügigkeit hatte ihren Grund vor allem in Langeweile

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