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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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und Frustration«, sagte Caesar leichthin. »Aber Eburnus hat wirklich seine kleine Knubbelnase gerümpft und ein bißchen gemault, das stimmt. Während Getha ungerührt einen Affen für den Senat zulassen würde, wenn nur das Geld stimmt. Also einigten sie sich schließlich darauf, Lucius Cornelius einzuschreiben - aber nur mit Vorbehalten.«
    »Ach?«
    »Ja. Lucius Cornelius ist Senator unter Vorbehalt - er muß sich für die Quästur zur Wahl stellen und auf Anhieb durchkommen. Wenn er scheitert, verliert er zugleich seinen Senatssitz.«
    »Und wird er es schaffen?«
    »Was meinst du, Gaius Marius?«
    »Mit diesem Namen? Oh, er wird es sicher schaffen.«
    »Ich hoffe es.« Aber Caesar sah aus, als zweifle er. Als sei er unsicher. Womöglich sogar ein wenig verlegen? Er holte tief Luft, richtete den Blick seiner blauen Augen direkt auf seinen Schwiegersohn und lächelte bekümmert. »Ich habe gelobt, Gaius Marius, dich nie mehr um einen Gefallen zu bitten, nachdem du bei der Heirat mit Julia so großzügig warst. Aber das war ein törichtes Gelöbnis. Wie soll man wissen, was die Zukunft erfordert? Ich muß dich um etwas bitten. Ich muß dich um einen weiteren Gefallen bitten.«
    »Was immer du willst, Gaius Julius«, sagte Marius herzlich.
    »Hast du schon so viel Zeit mit deiner Frau verbracht, daß du weißt, warum Julilla sich beinahe zu Tode gehungert hat?« fragte Caesar.
    »Nein.« Das ernste, kraftvolle Adlergesicht leuchtete einen Augenblick lang voll Freude auf. »Die wenige Zeit, die wir seit meiner Heimkehr zusammen verbracht haben, haben wir nicht auf Gespräche verschwendet, Gaius Julius!«
    Caesar lachte und seufzte. »Ich wünschte, meine jüngere Tochter wäre aus demselben Holz geschnitzt wie meine ältere. Aber sie ist es nicht. Wahrscheinlich liegt die Schuld dafür bei Marcia und mir. Wir haben sie verwöhnt und haben ihr vieles nachgesehen, was wir den drei älteren Kindern nicht durchgehen ließen. Andererseits bin ich fest davon überzeugt, daß Julilla auch charakterliche Mängel hat. Kurz bevor Clitumna starb, fanden wir heraus, daß das törichte Mädchen sich in Lucius Cornelius verliebt hatte und versuchte, ihn - und uns - dazu zu zwingen... Wir wissen gar nicht genau, was sie eigentlich im Sinn hatte, falls sie das überhaupt selbst richtig gewußt hat - auf alle Fälle wollte sie Lucius Cornelius haben, und sie wußte, daß ich einer solchen Verbindung niemals zustimmen würde.«
    Marius sah ihn ungläubig an. »Und obwohl du gewußt hast, daß eine heimliche Beziehung zwischen ihnen bestand, hast du eine Eheschließung erlaubt?«
    »Nein, nein, Gaius Marius, Lucius Cornelius war in keiner Weise in die Sache verwickelt!« rief Caesar. »Ich versichere dir, daß er nichts mit dem zu tun hatte, was sie getan hat.«
    »Aber du hast gesagt, sie hätte ihm am Neujahrstag vor zwei Jahren einen Graskranz gegeben«, wandte Marius ein.
    »Glaub mir, dieses Zusammentreffen war unschuldig, zumindest aus seiner Sicht. Er hat sie nicht ermutigt - er hat sogar versucht, sie abzuschrecken. Julilla hat Schande über sich und uns gebracht, weil sie ihn unbedingt dazu verleiten wollte, ihr Gefühle zu gestehen, von denen er wußte, daß ich sie ihm nie verzeihen würde. Laß dir von Julia die ganze Geschichte erzählen, und du wirst verstehen, was ich meine«, sagte Caesar.
    »Und wie kommt es dann, daß sie heiraten werden?«
    »Nun, als er das Vermögen geerbt hatte und in der Lage war, einen respektablen Platz in der Gesellschaft einzunehmen, bat er mich um Julillas Hand. Trotz der Art und Weise, wie sie ihn behandelt hat.«
    »Der Graskranz«, sagte Marius nachdenklich. »Ja, ich kann verstehen, daß er sich mit ihr verbunden fühlt, besonders wenn ihr Geschenk sein Leben verändert hat.«
    »Ich verstehe es auch, deshalb habe ich meine Zustimmung gegeben.« Wieder seufzte Caesar, diesmal tiefer. »Das Schlimme ist, Gaius Marius, daß ich für Lucius Cornelius nicht die geringste Spur der Sympathie empfinde, die, ich für dich empfinde. Er ist ein sehr merkwürdiger Mann, und er hat etwas in seinem Wesen, das mich schaudern macht. Aber ich habe keine Ahnung, was es ist. Und man muß sich immer darum bemühen, gerecht zu sein und unparteiisch zu urteilen.«
    »Kopf hoch, Gaius Julius, es wird schon alles gut werden«, sagte Marius. »Doch nun: Was kann ich für dich tun?«
    »Lucius Cornelius helfen, damit er zum Quästor gewählt wird«, sagte Caesar mit festerer Stimme, denn wenn es um Politik

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