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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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dir gefallen hat«, sagte Sulla und verriegelte das Tor.
    Julilla seufzte und streckte sich. »Und morgen ist das Abendessen für Crassus Orator. Ich muß sagen, ich freue mich darauf.«
    Sulla blieb mitten im Atrium stehen, drehte sich um und starrte sie an. »Du bleibst zu Hause«, sagte er.
    »Was soll das heißen?«
    »Was ich gesagt habe.«
    »Aber - aber - ich dachte, die Frauen wären auch eingeladen!« rief sie, und ihr Gesicht zuckte verdächtig.
    »Manche Frauen«, sagte Sulla. »Du nicht.«
    »Ich will aber mit! Alle reden davon, alle meine Freundinnen sind neidisch - ich habe ihnen schon gesagt, daß ich hingehe!«
    »Dein Pech. Du kommst nicht mit, Julilla.«
    Einer der Haussklaven schwankte ihnen betrunken aus der Tür zum Arbeitszimmer entgegen. »Ach, gut daß ihr heimkommt!« lallte er und mußte sich festhalten. »Holt mir mal Wein, aber dalli!«
    »Die Saturnalien sind vorüber«, sagte Sulla gefährlich leise. »Verschwinde, du Dummkopf.«
    Der Sklave ging, jäh ernüchtert.
    »Warum bist du so miserabel gelaunt?« fragte Julilla, als sie das Schlafzimmer betraten.
    »Ich bin nicht miserabel gelaunt«, sagte er, stellte sich hinter sie und legte die Arme um ihre Schultern.
    Sie entzog sich ihm. »Laß mich in Ruhe!«
    »Was ist denn jetzt los?«
    »Ich will zu dem Essen für Crassus Orator mitgehen!«
    »Nein, das geht nicht.«
    »Aber warum denn nicht?«
    »Weil es nicht die Art von Fest ist, die dein Vater billigen würde, Julilla«, sagte er geduldig. »Und die paar Frauen, die hingehen, sind auch keine Frauen, die dein Vater billigen würde.«
    »Ich unterstehe nicht mehr meinem Vater, ich kann alles tun, was ich will«, sagte sie.
    »Das ist nicht wahr, und das weißt du auch. Du bist von der Hand deines Vaters in meine Hand übergegangen. Und ich sage, daß du nicht mitkommst.«
    Ohne ein Wort hob Julilla ihre Kleider vom Boden auf und warf ein Gewand über ihren dünnen Körper. Dann drehte sie sich um und verließ das Zimmer.
    »Ganz wie du willst!« rief Sulla ihr nach.
    Am Morgen behandelte sie ihn kühl, eine Taktik, die er ignorierte. Als er zu dem Abendessen für Crassus Orator aufbrach, war sie nirgendwo zu finden.
    »Verwöhntes kleines Luder!« murmelte er vor sich hin.
    Diese kleine Reiberei hätte ihn eigentlich amüsieren sollen, aber daß sie das nicht tat, war nicht in dem Zwist selbst begründet, sondern kam aus einer tieferen Schicht seines Wesens, in der für Julilla kein Raum war. Er war nicht im geringsten aufgeregt bei der Aussicht, im luxuriösen Palast des Auktionators Quintus Granius zu speisen, der das Essen ausrichtete. Als Sulla die Einladung in Händen hielt, hatte er sich zuerst unbändig gefreut, weil er sie als Freundschaftsangebot eines wichtigen Kreises junger Senatoren verstanden hatte. Dann war ihm der Klatsch über das Fest zu Ohren gekommen, und er begriff, daß man ihn eingeladen hatte, weil über seine Vergangenheit finstere Gerüchte kursierten und weil man den aristokratischen Gästen den Kitzel eines Hauchs von Zwielicht und Verrufenheit bieten wollte.
    Als er jetzt so vor sich hin stapfte, konnte er zum ersten Mal ermessen, was für eine Falle hinter ihm zugeschnappt war, als er Julilla geheiratet und sich in die Reihen seiner Standesgenossen eingegliedert hatte. Denn es war eine Falle. Und er konnte ihr nicht entrinnen, solange er in Rom lebte. Das war alles gut und recht für Crassus Orator, der so fest im Sattel saß, daß er an einem Fest teilnehmen konnte, bei dem der Gastgeber auf Schritt und Tritt gegen den Luxuserlaß seines eigenen Vaters verstieß. So sicher war er als Mitglied des Senats und neugewählter Volkstribun, daß er sich ruhig vulgär und ungebildet gebärden und die aufdringlichen Schmeicheleien eines Emporkömmlings wie Quintus Granius, des Auktionators, akzeptieren konnte.
    Als Sulla Quintus Granius’ riesigen Speiseraum betrat, fiel sein Blick sogleich auf Colubra. Sie schenkte ihm über den Rand eines goldenen, mit Juwelen besetzten Bechers hinweg ein verführerisches Lächeln und klopfte einladend auf die Liege neben der ihren. Ich hatte recht, ich bin nur zur Unterhaltung für die Gäste hier, sagte er sich im stillen. Dabei lächelte er Colubra strahlend zu und überließ sich der Dienstbarkeit einer Schar unterwürfiger Sklaven. Das hier war keine Angelegenheit im kleinen Kreis! Der Speiseraum war mit Liegen angefüllt - sechzig Gäste würden zu Tische liegen, um den neuen Volkstribunen Crassus Orator zu feiern. Aber,

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