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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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dachte Sulla verächtlich, als er sich neben Colubra niederließ, Quintus Granius hat nicht die leiseste Ahnung, wie man ein richtiges Fest aufzieht.
    Als er sechs Stunden später wieder ging - alle anderen Gäste blieben noch da -, war er stockbetrunken. Statt wie vorher sein Los anzunehmen, war er in die tiefsten Tiefen einer schweren Depression versunken. Dabei hatte er immer gedacht, diese Art Depression würde er nie mehr erleben, wenn er erst einmal zu seinem rechtmäßigen Rang aufgestiegen war. Er war enttäuscht, ohnmächtig - und, so erkannte er schlagartig, unerträglich einsam. Von seinem Herzen bis zu seinem Kopf und seinen Händen und Füßen hungerte er nach freundlicher und liebevoller Gesellschaft, nach einem Menschen, mit dem er lachen konnte, einem Menschen, der keine selbstsüchtigen Hintergedanken hatte, einem Menschen, der ganz ihm gehörte. Nach einem Menschen mit schwarzen Augen und schwarzen Locken und dem hübschesten Hintern der Welt.
    Bei diesem Gedanken ging er mit beflügeltem Schritt weiter, den ganzen Weg bis zur Wohnung des Schauspielers Skylax, ohne auch nur einen Augenblick daran zu denken, wie gefährlich dieser Weg war, wie unklug, wie töricht, ihm war es gleich! Denn Skylax würde dasein, er würde mit Skylax am Tisch sitzen und einen Becher verdünnten Wein trinken und banale Bemerkungen austauschen und seine Augen voll Wohlgefallen auf dem Knaben ruhen lassen. Niemand würde ihm einen Vorwurf machen können. Ein unschuldiger Besuch, nichts weiter.
    Aber Fortuna blieb ihm auch weiterhin treu. Metrobius war allein zu Hause, zur Strafe zurückgelassen, während Skylax Freunde in Antium besuchte. Metrobius langweilte sich tödlich und war überglücklich, Sulla zu sehen! So voller Liebe, Leidenschaft, Hunger, Kummer. Und nachdem ihr Hunger und ihre Leidenschaft gestillt waren, zog Sulla den Knaben auf seinen Schoß, umarmte ihn und weinte beinahe.
    »Ich habe zu lange in dieser Welt gelebt«, sagte er. »Oh ihr Götter, wie ich dich vermisse!«
    »Und wie ich dich vermisse!« sagte der Knabe und schmiegte sich an Sulla.
    Es wurde still. Metrobius fühlte an seiner Wange, wie Sulla hart schluckte, er sehnte sich danach, Sullas Tränen zu spüren. Aber Tränen würde er nicht spüren, das wußte er. »Was ist los, liebster Lucius Cornelius?« fragte er.
    »Ich langweile mich«, sagte Sulla sehr ruhig. »Diese Leute da oben sind solche Heuchler, so schrecklich fad! Gute Sitten und gute Manieren bei jeder öffentlichen Gelegenheit, und dann heimlich schmutzige Vergnügen, wenn sie glauben, daß niemand sie beobachtet - ich kann heute abend meine Verachtung nur schwer verbergen.«
    »Ich dachte, du würdest glücklich werden da oben«, sagte Metrobius sichtlich erfreut.
    »Das dachte ich auch«, sagte Sulla bitter und schwieg wieder.
    »Warum bist du heute abend gekommen?«
    »Ach, ich war auf einem Fest.«
    »War es nicht schön?«
    »Nicht für deine oder meine Begriffe, mein Goldjunge. Für ihre Begriffe war es ein großer Erfolg. Aber ich hätte die ganze Zeit lachen können. Und dann, auf dem Heimweg, wurde mir bewußt, daß ich niemanden hatte, der mit mir gelacht hätte. Niemanden!«
    »Außer mir«, sagte Metrobius und setzte sich aufrecht hin. »Na, willst du mir nichts davon erzählen?«
    »Du kennst die Familie Licinius Crassus, nicht wahr?«
    Metrobius betrachtete eingehend seine Fingernägel. »Ich bin ein Kinderstar am Komödientheater«, sagte er. »Was weiß ich über berühmte Familien?«
    »Die Familie Licinius Crassus hat Rom mit Konsuln und gelegentlich auch mit einem Pontifex Maximus versorgt seit - ach, seit Jahrhunderten! Sie sind unerhört reich und bringen zwei Sorten von Männern hervor - die genügsame und die genußsüchtige Sorte. Der Vater dieses Crassus war von der genügsamen Sorte und ließ das lächerliche Luxusgesetz auf die Tafeln schreiben - du weißt, welches ich meine«, sagte Sulla.
    »Kein goldenes Geschirr, keine Purpurgewänder, keine Austern, kein importierter Wein - ist es das?«
    »Genau. Aber Crassus Orator - der sich anscheinend nicht gut mit seinem Vater versteht - liebt den Luxus mehr als alles andere auf der Welt. Und Quintus Granius der Auktionator, braucht Crassus Orator, der doch jetzt Volkstribun ist. Also hat Quintus Granius heute abend ein Fest zu Ehren von Crassus Orator gegeben. Das Motto«, sagte Sulla, nun mit etwas mehr Ausdruck in der Stimme, »hieß: ›Laßt uns die lex Licinia sumptuaria mißachten!‹«
    »Wurdest du

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