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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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entgeistert. »Nein, ich werde vierzig Talente von der Mitgift abzweigen für ein Haus und die anderen sechzig Talente sicher anlegen.«
    »Eine insula , auf ihren Namen«, beharrte Caesar. Er keuchte, hustete und beugte sich um Atem ringend nach vorn.
    Cotta goß Wein in einen Becher, drückte ihn in Caesars Hand und half ihm, den Becher an die Lippen zu führen.
    »Vielleicht sollten wir ein anderes Mal weiterreden«, sagte Cotta.
    »Nein, laß uns das jetzt ausfechten, Marcus Aurelius. Wir beide stimmen überein, daß diese Verbindung nicht das ist, was wir für unsere Kinder erhofft hatten. Nun gut, wir sollten es ihnen nicht zu einfach machen. Sie sollen lernen, daß die Liebe ihren Preis hat. Wenn die beiden wirklich zusammengehören, können Entbehrungen das Band zwischen ihnen nur festigen. Wenn sie nicht füreinander bestimmt sind, werden die Entbehrungen den Bruch beschleunigen. Wir werden sicherstellen, daß Aurelias gesamte Mitgift ihr Eigentum bleibt, und wir werden den Stolz meines Sohnes nicht mehr verletzen als unbedingt notwendig. Eine insula , Marcus Aurelius! Sie muß von bester Qualität sein, also sorge dafür, daß die Männer, die sie für dich besichtigen, vertrauenswürdig sind. Und«, fuhr er mit ersterbender Stimme mühsam fort, »sei nicht zu wählerisch, wenn es um die Lage geht. Rom wächst schnell. Heute gibt es noch mehr billige Wohnungen als besser ausgestattete und teurere, aber wenn wieder schlechtere Zeiten kommen, werden die Aufsteiger, die sich die teuren Wohnungen genommen haben, abrutschen. Für billige Wohnungen wird es immer genug Mieter geben.«
    »Ihr Götter, und dann ist meine Nichte eine gewöhnliche Vermieterin!« rief Cotta. Allein der Gedanke empörte ihn.
    »Und warum nicht?« fragte Caesar mit einem müden Lächeln. »Ich habe gehört, sie sei eine außergewöhnliche Schönheit. Paßt das nicht gut zusammen? Wenn es nicht zusammenpaßt, sollte sie sich die Heirat mit meinem Sohn vielleicht noch einmal überlegen.«
    »Es stimmt, sie ist außergewöhnlich schön«, bestätigte Cotta und lächelte, als ginge ihm gerade ein belustigender Gedanke durch den Kopf. »Ich werde sie hierherbringen, damit du sie kennenlernst, und dann kannst du dir dein eigenes Bild machen.«
    Er stand auf und beugte sich vor, um behutsam auf die schmalen Schultern des alten Mannes zu klopfen. »Mein letztes Wort: Aurelia soll entscheiden, was mit ihrer Mitgift geschieht. Du wirst ihr von der insula erzählen, und ich werde ihr vorschlagen, ein Haus zu kaufen. Einverstanden?«
    »Einverstanden«, antwortete Caesar. »Aber bring sie bald. Morgen nachmittag.«
    »Wirst du deinem Sohn von unserem Gespräch erzählen?«
    »Natürlich. Er soll sie morgen abholen.«

    Unter normalen Umständen zögerte Aurelia nicht lange bei der Wahl ihrer Kleidung, sie liebte leuchtende Farben und kombinierte sie gerne, und sie entschied ebenso schnell und ohne Umstände wie in allen anderen Dingen. Nachdem sie jedoch erfahren hatte, daß ihr Verlobter sie zu einem Besuch bei ihren zukünftigen Schwiegereltern abholen würde, zauderte sie. Schließlich wählte sie ein kirschfarbenes Unterkleid aus feiner Wolle, über das sie einen Überwurf aus rosenfarbener Wolle legte, fein genug, das Unterkleid durchschimmern zu lassen. Darüber legte sie einen zweiten Überwurf, hellrosa und so fein wie ihr Hochzeitsschleier. Sie nahm ein Bad und parfümierte sich mit Rosenduft, doch das Haar wurde wie immer in einem schmucklosen Knoten zusammengefaßt, und den Vorschlag ihrer Mutter, ein wenig Rouge und stibium aufzulegen, lehnte sie ab.
    »Du bist zu blaß heute«, meinte Rutilia besorgt. »Das ist die Aufregung. Komm, versuche, so gut wie möglich auszusehen, bitte! Nur einen Hauch Rouge auf die Wangen und eine zarte Linie um die Augen.«
    »Nein«, sagte Aurelia entschieden.
    Ihre Blässe spielte ohnehin keine Rolle, denn als der junge Gaius Julius Caesar kam, um sie abzuholen, nahm Aurelias Gesicht so viel Farbe an, wie ihre Mutter nur wünschen konnte.
    »Gaius Julius«, sagte Aurelia und streckte ihm die Hand entgegen.
    »Aurelia«, erwiderte er und nahm ihre Hand in seine.
    Dann waren sie beide verlegen und wußten nicht, was sie tun sollten.
    »Na, geht schon, auf Wiedersehen!« sagte Rutilia gereizt. Es war ein seltsames Gefühl, das erste Kind an diesen ungemein gutaussehenden jungen Mann zu verlieren, wo sie sich selbst noch wie achtzehn fühlte.
    Das Paar verließ das Haus, Cardixa und die beiden Gallier folgten

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