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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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sie genau, wer für diese Veränderung verantwortlich war - dieser unglaublich gutaussehende junge Mann, den Publius Rutilius fast wie einen Hauptgang serviert hatte. Was für ein schlauer alter Fuchs! Sei’s drum - der junge Gaius Julius Caesar war ein außergewöhnlicher Mann, genau der Richtige für Aurelia. Cardixa spürte das mit jeder Faser ihres Körpers.
    Was immer Cornelia, die Mutter der Gracchen, getan hätte, Aurelia jedenfalls wußte genau, was sie tun wollte, als sie am nächsten Morgen aufstand. Als erstes schickte sie Cardixa mit einer Botschaft für den jungen Mann zum Haus des Gaius Julius Caesar. Die Mitteilung bestand nur aus einem Satz: »Halte um meine Hand an.«
    Danach unternahm sie vorläufig nichts, blieb in ihrem Arbeitszimmer und zeigte sich während der gemeinsamen Mahlzeiten so unbefangen wie möglich. Sie war sich der Verwandlung bewußt, die mit ihr vorging, und wollte nicht, daß ihre aufmerksamen Eltern Verdacht schöpften, bevor sie ihren nächsten Zug machte.
    Am folgenden Tag wartete sie, bis Marcus Cotta die Besprechungen mit seinen Klienten beendet hatte. Da Cottas Sekretär ihr gesagt hatte, daß keine Senatssitzungen stattfanden und auch keine Besucher angemeldet waren, ließ sie sich Zeit, denn Cotta würde bestimmt für eine oder zwei Stunden zu Hause bleiben, nachdem der letzte Klient gegangen war.
    »Vater?«
    Cotta schaute von den Papieren auf seinem Schreibtisch auf. »Ah, heute ist der Vater an der Reihe, hin? Komm herein, meine Tochter, komm nur herein.« Er schenkte ihr ein warmes Lächeln. »Möchtest du, daß deine Mutter auch bei unserem Gespräch dabei ist?«
    »Ja, bitte.«
    »Dann hole sie.«
    Sie ging und kehrte wenige Minuten später mit Rutilia zurück.
    »Setzt euch, meine Damen«, sagte Cotta.
    Sie nahmen nebeneinander auf einer Liege Platz. »Nun, Aurelia?«
    »Haben sich neue Bewerber um meine Hand gemeldet?« begann sie unvermittelt.
    »Ja, in der Tat. Der junge Gaius Julius Caesar suchte mich gestern auf und hielt um dich an. Da ich nichts gegen ihn einzuwenden hatte, setzte ich ihn auf die Liste. Damit sind wir bei achtunddreißig.« Aurelia errötete. Cotta starrte sie fasziniert an - seit er sie kannte, hatte er noch nie erlebt, daß sie die Fassung verlor. Rutilia wandte sich auf der Liege ihrer Tochter zu und war ebenso erstaunt wie ihr Gatte.
    »Ich habe mich entschieden«, sagte Aurelia.
    »Ausgezeichnet! Wer ist der Glückliche?« rief Cotta.
    »Der junge Gaius Julius Caesar.«
    »Was?« fragte Cotta verblüfft.
    »Wer?« fragte Rutilia gleichfalls verblüfft.
    »Der junge Gaius Julius Caesar«, wiederholte Aurelia geduldig.
    »Das letzte Pferd, das ins Rennen ging«, meinte Cotta amüsiert.
    »Von meinem Bruder ins Rennen geschickt«, ergänzte Rutilia. »Ihr Götter, er ist wirklich schlau! Wie konnte er das nur wissen?«
    »Er ist ein bemerkenswerter Mann«, erwiderte Cotta. Dann wandte er sich an seine Stieftochter. »Du hast Gaius Julius Caesar vorgestern im Haus deines Onkels getroffen. Zum ersten Mal?«
    »Ja.«
    »Und du willst ihn heiraten?«
    »Ja.«
    »Mein Liebes, er ist ein vergleichsweise armer Mann«, sagte ihre Mutter. »Wenn du ihn heiratest, wird dein Leben nicht sehr luxuriös sein.«
    »Man heiratet nicht, um im Luxus zu leben.«
    »Ich bin froh, daß du dir darüber im klaren bist, mein Kind. Ich hätte ihn mir jedenfalls nicht ausgesucht«, meinte Cotta nicht gerade begeistert.
    »Warum nicht, Vater?« fragte Aurelia.
    »Seine Familie ist seltsam. Zu - zu unkonventionell. Und sie ist eng mit Gaius Marius verbunden, einem Mann, den ich verabscheue«, antwortete Cotta.
    »Onkel Publius mag Gaius Marius«, erwiderte Aurelia.
    »Dein Onkel Publius ist manchmal ein wenig fehlgeleitet«, gab Cotta grimmig zurück. »Er ist immerhin nicht so verrückt, im Senat gegen seine eigene Klasse zu stimmen, nur um Gaius Marius zu unterstützen. Was man von diesem Zweig der Julier nicht behaupten kann! Dein Onkel Publius und Gaius Marius waren jahrelang zusammen in der Armee. Das verbindet natürlich. Wogegen der alte Gaius Julius Caesar diesen Gaius Marius regelrecht in seine Familie geholt hat, und er hat seine ganze Familie dazu erzogen, daß sie ihn schätzt.«
    »Hat Sextus Julius nicht vor kurzem eine Tochter der Claudier geheiratet?« fragte Rutilia.
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Nun, das ist doch eine untadelige Verbindung. Vielleicht sind die Söhne nicht so eng mit Gaius Marius verbunden, wie du annimmst.«
    »Gaius Marius ist

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