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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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größter Anstrengung zur Begrüßung entgegenstreckte.
    »Marcus Aurelius, es ist mir eine Freude«, begrüßte ihn Caesar. »Setz dich doch, bitte! Es tut mir leid, daß ich mich nicht erheben kann, aber mein Diener hat dir bestimmt mitgeteilt, daß es mir nicht gutgeht.« Ein kaum erkennbares Lächeln spielte um die feinen Lippen. »Eine Beschönigung. Ich sterbe.«
    »Aber, aber, wer wird denn gleich an so etwas denken«, sagte Cotta unbehaglich. Er setzte sich auf die Kante eines Stuhles, seine Nasenflügel zuckten - ein seltsamer Geruch hing im Raum, unangenehm.
    »Oh doch. Ich habe ein Geschwür in meiner Kehle. Athenodorus Siculus hat das heute morgen bestätigt.«
    »Es schmerzt mich, das zu hören, Gaius Julius. Wir werden dich im Senat sehr vermissen, besonders mein Schwager Publius Rutilius.«
    »Er ist ein treuer Freund.« Caesars rotgeränderte Augen blinzelten müde. »Ich glaube, ich weiß, warum du hier bist, Marcus Aurelius, aber bitte, sprich selbst.«
    »Wie du vielleicht gehört hast, gab es sehr viele Bewerber um die Hand meiner Nichte Aurelia, darunter sehr einflußreiche Männer.
    Als die Liste immer länger wurde, mußte ich befürchten, daß jede Entscheidung meinen Söhnen mehr Feinde als Freunde schaffen würde. So beschloß ich, Aurelia die Erlaubnis zu geben, ihren Gatten selbst auszuwählen. Vor zwei Tagen traf sie deinen Sohn im Hause von Publius Rutilius, und heute hat sie mir eröffnet, daß ihre Wahl auf Gaius Julius gefallen ist.«
    »Und das gefällt dir ebensowenig wie mir«, sagte Caesar.
    »Richtig.« Cotta seufzte und zuckte mit den Schultern. »Aber ich habe mein Wort gegeben, und ich werde dazu stehen.«
    »Ich habe meinem Sohn vor Jahren die gleiche Erlaubnis gegeben«, meinte Caesar lächelnd. »Wir sollten übereinkommen, das Beste daraus zu machen, und hoffen, daß unsere Kinder mehr Verstand haben als wir.«
    »Ich gebe dir vollkommen recht.«
    »Du wirst natürlich wissen wollen, wie es um die finanziellen Verhältnisse meines Sohnes bestellt ist.«
    »Er hat sie mir geschildert, als er um Aurelias Hand anhielt.«
    »Vielleicht war er nicht mitteilsam genug. Es steht mehr als genug Land zur Verfügung, um seinen Platz im Senat zu sichern. Darüber hinaus im Moment leider nichts«, sagte Caesar. »Ich bin leider nicht in der Lage, ein zweites Haus in Rom zu kaufen, und da liegt das Problem. Dieses Haus wird an meinen älteren Sohn Sextus übergehen, der kürzlich geheiratet hat und mit seiner jungen Frau hier lebt. Sie erwartet inzwischen ihr erstes Kind. Ich habe nicht mehr lange zu leben, Marcus Aurelius. Nach meinem Tod wird Sextus der pater familias sein, und das bedeutet, daß mein jüngerer Sohn bis zu seiner Hochzeit ein eigenes Haus finden muß.«
    »Dir ist sicher bekannt, daß Aurelia eine hohe Mitgift in die Ehe bringt«, sagte Cotta. »Es wäre vermutlich das Vernünftigste, wenn wir ihre Mitgift in ein Haus investierten.« Er räusperte sich. »Von ihrem Vater, meinem Bruder, hat sie eine große Summe geerbt, die für etliche Jahre angelegt wurde, und bis heute sind trotz der Schwankungen des Marktes hundert Talente daraus geworden. Vierzig Talente sollten genug sein, um ein schönes Anwesen auf dem Palatin oder in den Carinae zu kaufen. Natürlich würde das Haus auf den Namen deines Sohnes eingetragen werden, aber bei einer Scheidung müßte dein Sohn den Kaufpreis zurückzahlen. Und einmal abgesehen von einer Scheidung - Aurelia würde auf ihrem Namen eine Summe zur Verfügung haben, die sicherstellt, daß sie nie in Not kommt.«
    Caesar starrte vor sich hin. »Der Gedanke, daß mein Sohn in einem Haus leben wird, das vom Geld seiner Frau gekauft wurde, gefällt mir nicht«, krächzte er. »Es wäre eine Zumutung für ihn. Nein, Marcus Aurelius, wir brauchen eine Lösung, die Aurelias Geld besser schützt als der Erwerb eines Hauses, das ihr nicht gehören wird. Für hundert Talente kann man ein ansehnliches Mietshaus auf dem Esquilin kaufen. Es wird für sie gekauft und auf ihren Namen eingetragen. Das junge Paar könnte dort in einem ebenerdigen Appartement mietfrei wohnen, und deine Nichte würde ein Einkommen aus der Vermietung der anderen Wohnungen beziehen, das größer wäre als die Erträge aus Investitionen. Mein Sohn wird aus eigener Kraft das Geld für ein Haus verdienen müssen, und das wird seiner Entschlußkraft und seinem Ehrgeiz förderlich sein.«
    »Ich würde Aurelia nie erlauben, in einer insula zu leben!« widersprach Cotta

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