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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Objekte angesehen hatten. Inzwischen kannten sie alle Maklersprüche. Dieser hier war ein kleiner, sehr beredter Mann, von unzweifelhaft römischer Abstammung - die angesehene Maklerfirma von Thorius Postumus beschäftigte keine freigelassenen Griechen!
    »Beachtet, daß die Wände innen und außen verputzt sind«, redete er auf sie ein, »es ist nirgendwo ein Riß zu sehen, die Fundamente sind so fest wie der Griff eines Geizhalses um seinen letzten Goldbarren... Acht Läden, langfristig vermietet, kein Ärger mit den Mietern oder mit den Zahlungen... Zwei ebenerdige Wohnungen, die zwei Stockwerke hoch sind... Nur zwei Wohnungen im darüberliegenden Geschoß, acht Wohnungen pro Geschoß bis zum sechsten Stockwerk, zwölf Wohnungen im siebten Stockwerk, zwölf im achten... Über den Läden befinden sich ebenfalls Wohnräume... In den Schlafkammern im Erdgeschoß zusätzlicher Stauraum in falschen Zimmerdecken...«
    Endlos pries er die Vorzüge des Mietshauses. Nach einer Welle hörte Aurelia ihm nicht mehr zu, sondern konzentrierte sich auf ihre eigenen Gedanken. Onkel Marcus und Gaius Julius sollten zuhören und aufpassen. Dies war eine Welt, die sie nicht kannte, doch sie war entschlossen, sie zu meistern, und wenn das bedeutete, daß sie sich an einen neuen Lebensstil gewöhnen müßte, würde sie die Herausforderung annehmen.
    Natürlich plagten sie auch Ängste, es war nicht gerade einfach, sich in zwei neue Lebensweisen auf einmal zu stürzen - in das Leben einer Ehefrau und in das Leben einer Vermieterin. Und doch entdeckte sie eine Furchtlosigkeit in sich, die aus einem Gefühl der Freiheit erwuchs, an das sie sich noch nicht ganz gewöhnt hatte. Ihre Kindheit war mit Lernen und kleinen Beschäftigungen ausgefüllt gewesen, und weil sie nicht wußte, daß es auch anderes gab, hatte sie sich nie gelangweilt. Doch als ihre Heirat näherrückte, hatte sie immer öfter darüber nachgedacht, was sie mit ihrer Zeit anfangen würde, falls sie nicht so viele Kinder haben sollte wie Cornelia, die Mutter der Gracchen - die meisten römischen Frauen aus dem Adel wollten gar nicht mehr als zwei Kinder. Von Natur aus war Aurelia energisch und praktisch veranlagt, aber bei ihrer gesellschaftlichen Stellung hatte sie kaum Gelegenheit, diese Eigenschaften zu nutzen. Jetzt war sie auf dem Wege, eine Vermieterin und Ehefrau zu werden, und sie war klug genug zu erkennen, daß zumindest das erstere ihr Gelegenheit bot, ihre praktischen Seiten zu nutzen. Interessante und anregende Arbeit wartete auf sie.
    Sie sah sich mit glänzenden Augen um, malte sich aus, wie es sein würde, und schmiedete bereits Pläne.
    Die beiden ebenerdigen Wohnungen waren unterschiedlich groß, denn der frühere Besitzer hatte seine eigene Wohnung so bequem wie möglich angelegt. Dennoch war die Wohnung im Vergleich zum Anwesen der Cottas auf dem Palatin sehr klein. Tatsächlich war das Haus der Cottas größer als die Grundfläche des gesamten Mietshauses, einschließlich der Läden, der Taverne an der Kreuzung und der beiden ebenerdigen Wohnungen.
    Obwohl im Eßzimmer kaum drei Liegen Platz hatten - das mindeste, was man erwarten durfte -, wirkte es durch seine Höhe luftig, ebenso das Arbeitszimmer. Die Zwischenwand zwischen den beiden Räumen war mehr eine Unterteilung und reichte nicht ganz bis zur Decke. So drangen Licht und frische Luft vom Luftschacht in beide Zimmer. Das Wohnzimmer konnte eigentlich kaum als Atrium bezeichnet werden, doch es hatte einen schönen Terrazzoboden und geschmackvoll gestaltete Wände. In der Mitte standen zwei Säulen aus Holz, das so bearbeitet war, daß es wie farbiger Marmor wirkte. Drei der üblichen fensterlosen Schlafkammern schlossen an das Wohnzimmer an, zwei weitere, darunter ein größeres, an das Arbeitszimmer. Es gab ein kleines Zimmer, das Aurelia für sich selbst nutzen würde, den kleinen Raum daneben konnte Cardixa haben. Am meisten freute sich Aurelia jedoch darüber, daß die Wohnung ein eigenes Bad und eine eigene Latrine besaß - denn, so erklärte der Makler voller Stolz, die insula war an einen der größten Abwasserkanäle Roms und an die Frischwasserzuleitung angeschlossen.
    »Es gibt noch eine öffentliche Latrine gegenüber auf der Subura Minor, und die öffentlichen Bäder sind gleich daneben«, führte der Makler weiter aus. »Wasser ist kein Problem. Das Haus liegt genau auf der richtigen Höhe - niedrig genug für die Frischwasserzuleitung, aber hoch genug, daß der Rückstau vom

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