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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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mit diesem Zweig der Claudier verschwägert, Rutilia.«
    Aurelia unterbrach das Gespräch. »Vater und Mutter, ihr habt die Wahl mir überlassen. Ich werde Gaius Julius Caesar heiraten. Das ist alles, was es dazu zu sagen gibt.«
    Cotta und Rutilia begriffen: Die kühle, vernünftige Aurelia hatte sich verliebt.
    »Das ist richtig«, sagte Cotta. Er konnte nur das Beste daraus machen. »Nun, hinaus mit euch!« Er gab seiner Frau und seiner Nichte ein Zeichen, sich zu entfernen. »Ich muß siebenunddreißig Briefe schreiben lassen. Und ich sollte Gaius Julius aufsuchen. Vater und Sohn.«
    Der Brief, den Marcus Aurelius Cotta von seinen Schreibern vervielfältigen ließ, lautete folgendermaßen:
    Nach sorgfältigen Erwägungen habe ich beschlossen, meiner Nichte und meinem Mündel Aurelia die Erlaubnis zu geben, sich ihren Gatten selbst auszuwählen. Meine Frau, Aurelias Mutter, hat zugestimmt. Hiermit gebe ich bekannt, daß Aurelia ihre Entscheidung getroffen hat. Sie wird Gaius Julius Caesar heiraten, den jüngeren Sohn des Senators Gaius Julius Caesar. Ich bin sicher, Du schließt dich den Glückwünschen für das junge Paar an.
     
    Cottas Sekretär schaute ihn mit großen Augen an.
    »Na los, sitz nicht so herum, mach dich an die Arbeit!« wetterte Cotta in schroffem Ton - für diesen sonst so ausgeglichenen Mann recht ungewöhnlich. »In einer Stunde möchte ich siebenunddreißig Abschriften davon, eine für jeden Mann auf dieser Liste.« Er schob die Liste über den Tisch. »Ich werde sie persönlich unterschreiben, und dann müssen sie sofort von Boten verteilt werden.«
    Der Sekretär machte sich an die Arbeit, doch der Klatsch eilte den schriftlichen Nachrichten wie immer weit voraus. Aurelias Wahl war eindeutig von Gefühlen bestimmt und nicht vom Verstand, und das nahm man ihr übel. Irgendwie wurde ihre Entscheidung dadurch noch unverzeihlicher. Die abgewiesenen Bewerber um ihre Hand grollten, weil der jüngere Sohn eines unbedeutenden Hinterbänklers aus dem Senat sie aus dem Rennen geworfen hatte, mochte die Reihe seiner Vorfahren auch noch so illuster sein. Außerdem sah der glückliche Auserwählte viel zu gut aus, und man vertrat allgemein den Standpunkt, daß dies ein unfairer Vorteil sei.
    Nachdem sie sich von ihrem ersten Schreck erholt hatte, hieß Rutilia die Wahl ihrer Tochter gut. »Oh, denk nur an die Kinder, die sie haben wird!« schwärmte sie Cotta vor, während ein Diener ihm die Toga mit den Purpurstreifen für den Besuch bei Julius Caesar anlegte. »Wenn du einmal nicht an das Geld denkst, ist es eine äußerst vorteilhafte Partie für eine Aurelia und erst recht für eine Rutilia. Die Julier gehören zu den allerbesten Familien.«
    »Davon wird man aber nicht satt«, knurrte Cotta.
    »Ach, komm schon, Marcus Aurelius, so schlimm ist es doch gar nicht! Die Verbindung mit Gaius Marius hat das Vermögen der Julier um einiges vermehrt und wird es in Zukunft sicher noch weiter vermehren. Ich sehe keinen Grund, warum der junge Gaius Julius nicht Konsul werden sollte - ich habe gehört, er sei sehr begabt und höchst intelligent.«
    »Das glaube ich erst, wenn ich es sehe«, zweifelte Cotta und machte sich auf den Weg zu Caesars Haus, das in einem etwas weniger vornehmen Viertel auf dem Palatin lag. Im Schmuck seiner Toga war er eine eindrucksvolle Erscheinung, nur seine Gesichtsfarbe war ein wenig zu lebhaft, wie bei allen aus dem Geschlecht des Aurelius Cotta. Die Mitglieder dieser Familie wurden meist nicht sehr alt, weil sie mit einer Neigung zu Schlaganfällen erblich belastet waren.
    Der junge Gaius Julius Caesar war nicht zu Hause, und so bat Cotta darum, zu dem alten Caesar geführt zu werden. Er wunderte sich über das ernste Gesicht, das der Diener aufsetzte.
    »Wenn du mich bitte entschuldigen würdest, Marcus Aurelius, ich werde nachschauen«, sagte der Diener. »Gaius Julius geht es gar nicht gut.«
    Cotta hatte noch nichts von Julius Cäsars Erkrankung gehört, doch jetzt fiel ihm ein, daß der alte Mann schon einige Zeit nicht mehr im Senat erschienen war. »Ich werde warten«, sagte er.
    Der Diener kam schnell zurück. »Gaius Julius wird dich empfangen«, meldete er und führte Cotta zum Arbeitszimmer des Hausherrn. »Ich sollte dich darauf vorbereiten, daß er sehr schlecht aussieht, geradezu erschreckend.«
    Cotta war froh über die Warnung, denn so konnte er gerade noch sein Entsetzen verbergen, als er nach der Hand mit den knochigen Fingern griff, die ihm Caesar mit

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