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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Natürlich konnte Caesar auf einige Abenteuer zurückblicken, doch obwohl er sehr gut aussah, war er ein zurückhaltender, verläßlicher Mann.
    Publius Rutilius Rufus’ Gefühl hatte ihn nicht getrogen - Caesar und Aurelia paßten wunderbar zueinander. Er war behutsam und rücksichtsvoll, in der Liebe eher zärtlich als leidenschaftlich. Wäre er feuriger gewesen, hätte er vielleicht auch Aurelia entflammt, doch das sollten sie nie erfahren. Ihre Liebe war vorsichtig, die Berührungen sanft, die Küsse zärtlich, sie befriedigte beide, erfüllte beide. Und Aurelia konnte sich sagen, daß Cornelia, die Mutter der Gracchen, mit ihr zufrieden gewesen wäre, denn sie hatte ihre Pflicht erfüllt, wie sie erfüllt werden mußte. Sie würde das Ehebett gewiß nie mit Abscheu betrachten, doch sexuelles Vergnügen und sexuelle Befriedigung waren nicht die Dinge, die ihr Leben bestimmen würden.

    Quintus Servilius Caepio blieb den Winter über in Narbo und trauerte um sein verlorenes Gold. Dort erreichte ihn der Brief des jungen Advokaten Marcus Livius Drusus, der zu Aurelias glühendsten Verehrern gezählt hatte und der jetzt, nachdem sie sich für Caesar entschieden hatte, zutiefst enttäuscht war.
    Ich war gerade neunzehn, als mein Vater, der Zensor, starb. Er hinterließ mir nicht nur seinen gesamten Besitz, sondern auch die Stellung des pater familias . Glücklicherweise bestand die einzige Bürde in meiner dreizehnjährigen Schwester, die nach der Trennung meiner Eltern durch den Tod des Vaters nun beider Eltern beraubt war. Zu dieser Zeit wollte meine Mutter Cornelia meine Schwester zu sich nehmen, aber ich habe das natürlich abgelehnt. Obwohl es nie zu einer Scheidung kam, war das Verhältnis meiner Eltern äußerst kühl, wie Dir sicher nicht entgangen ist, und die Entfremdung rührte daher, daß mein Vater meinen jüngeren Bruder zur Adoption gegeben hatte. Meine Mutter stand meinem Bruder immer näher als mir, und als er ein Mamercus Aemilius Lepidus Livianus wurde, nahm sie seine Jugend zum Vorwand und zog mit ihm zu seiner neuen Familie. Dort führte sie ein anderes Leben, freizügiger und ausschweifender, als sie es im Haus meines Vaters je hätte führen können. Ich erinnere Dich an diese Dinge, weil es dabei auch um meine Ehre geht, denn ihr schäbiges und selbstsüchtiges Verhalten hat meine Ehre sehr beschmutzt.
    Ich schmeichle mir, daß ich meine Schwester Livia Drusa so aufgezogen habe, wie es ihrer hohen Stellung entspricht. Sie ist nun achtzehn und somit im heiratsfähigen Alter. Auch ich, Quintus Servilius, habe die Absicht, mich zu verheiraten, obwohl ich erst dreiundzwanzig bin. Ich weiß, daß es üblich ist zu warten, bis man die Fünfundzwanzig überschritten hat, und ich weiß auch, daß viele Männer erst heiraten, wenn sie im Senat sitzen. Doch so lange kann ich nicht warten. Ich bin der pater familias und der einzige männliche Livius Drusus meiner Generation. Mein Bruder, Mamercus Aemilius Lepidus Livianus, hat weder auf den Namen Livius Drusus noch auf das Vermögen Anspruch. Somit ist es meine Pflicht, zu heiraten und für Nachkommen zu sorgen. Als mein Vater starb, hatte ich beschlossen, damit zu warten, bis auch meine Schwester alt genug wäre für die Ehe.
     
    Der Brief war genauso steif und umständlich wie der junge Mann, doch Quintus Servilius Caepio störte das nicht. Er und der Vater von Livius Drusus waren Freunde gewesen, so wie nun sein Sohn und der junge Drusus befreundet waren.
    Darum, Quintus Servilius, möchte ich Dir in meiner Eigenschaft als Oberhaupt der Familie eine Verbindung durch Heirat vorschlagen. Ich habe übrigens davon abgesehen, mich mit meinem Onkel Publius Rutilius Rufus in dieser Sache zu beraten. Als Ehemann meiner Tante Livia und als Vater ihrer Kinder habe ich nichts gegen ihn einzuwenden, doch weder seine Abstammung noch sein Charakter sind geeignet, mir seinen Rat als wertvoll erscheinen zu lassen. Erst kürzlich kam mir zum Beispiel zu Ohren, daß er Marcus Aurelius Cotta überredet hat, seiner Stieftochter Aurelia zu erlauben, sich ihren Gatten selbst zu wählen. Ein weniger römisches Verhalten kann man sich schwerlich vorstellen. Natürlich hat sich Aurelia für einen Schönling entschieden, für Julius Caesar, einen verarmten Nichtsnutz, der es nie zu etwas bringen wird.
     
    Soviel zu Publius Rutilius Rufus. Und Marcus Livius Drusus, wund an Herz und dignitas , schrieb weiter:
    Ich beschloß, mit meiner Heirat zu warten, bis meine Schwester das

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