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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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zweites Postskriptum:
    Ich habe noch eine traurige Nachricht für Dich, Gaius Marius, von der ich selbst eben erst erfahren habe. Dein geliebter Schwiegervater, Gaius Julius Caesar, ist heute nachmittag gestorben. Wie Du weißt, litt er an einer bösartigen Geschwulst in der Kehle. Heute nachmittag hat er sich in sein eigenes Schwert gestürzt. Ich bin sicher, Du stimmst mir zu, daß er den besten Weg gewählt hat. Kein Mann sollte weiterleben, wenn er seinen Lieben zur Last fällt, vor allem, wenn er nicht mehr in dignitas und menschlicher Würde leben kann. Gibt es einen unter uns, der lieber leben als sterben würde, wenn er in seinen Exkrementen liegen oder sich von einem Sklaven die Exkremente abwischen lassen müßte? Nein, wenn ein Mann keine Gewalt mehr über seinen Darm oder über seinen Magen hat, ist es Zeit, Schluß zu machen. Ich glaube, Gaius Julius wäre früher gegangen, wenn er sich nicht um seinen jüngeren Sohn gesorgt hätte. Aber kürzlich hat sein Sohn geheiratet. Ich habe Gaius Julius vor zwei Tagen besucht, und er hat mir durch dieses würgende Ding in seiner Kehle hindurch zugeflüstert, daß die schöne Aurelia - mein Liebling, wie ich zugeben muß - die richtige Frau für seinen Sohn sei. Und so heißt es: ave atque vale , Gaius Julius Caesar.

    In den letzten Junitagen machte sich der Konsul Gnaeus Mallius Maximus auf den langen Marsch nach Nordwesten. Seine beiden Söhne waren seinem persönlichen Stab zugeteilt, die vierundzwanzig gewählten Militärtribunen wurden auf die sieben der insgesamt zehn Legionen verteilt, die Rom gestellt hatte und unterhielt. Sextus Julius Caesar, Marcus Livius Drusus und der junge Quintus Servilius Caepio marschierten mit ihm, Quintus Sertorius diente als stellvertretender Militärtribun. Von den drei Legionen der italischen Verbündeten waren die Marser am besten ausgebildet und am kampffreudigsten - darin übertrafen sie sogar die Römer. Befehligt wurden die Marser von dem fünfundzwanzigjährigen Sohn eines marsischen Adligen, Quintus Poppaedius Silo, der natürlich der Aufsicht eines römischen Legaten unterstellt war.
    Mallius Maximus hatte darauf bestanden, Kornvorräte für zwei Monate mitzunehmen, und so war der Troß ungeheuer groß und kam nur sehr langsam voran. Nach sechzehn Tagen hatte das Heer noch nicht einmal den umbrischen Ort Fanum Fortunae am adriatischen Meer erreicht. Der Legat Aurelius mußte lange auf Mallius Maximus einreden, bis dieser sich entschloß, mit neun Legionen, der Kavallerie und leichter Ausrüstung vorauszuziehen. Bis zur Rhône würden die Truppen schon nicht verhungern. Eine Legion bewachte den Troß und kam langsam hinterher.
    Quintus Servilius Caepio hatte den kürzeren Weg auf leichterem Gelände und erreichte den riesigen Fluß lange vor Mallius Maximus. Er führte nur sieben seiner acht Legionen mit sich und keine Kavallerie. Die achte Legion hatte er auf dem Seeweg nach Hispania Citerior gesandt und die Kavallerie als unnötige Ausgabe schon im Jahr zuvor aufgelöst. Trotz der Befehle vom Senat und trotz des Drängens seiner Legaten wollte er in Narbo unbedingt noch einen wichtigen Brief aus Smyrna abwarten. Seine Laune war ausgesprochen schlecht - wenn er nicht gerade über die Langsamkeit der Verbindung mit Smyrna klagte, beschwerte er sich über die Taktlosigkeit des Senats, der ihn unter den Oberbefehl einer Laus wie Mallius Maximus stellen wollte. Am Ende mußte er ohne seinen Brief marschieren. Natürlich ließ er ausführliche Anordnungen zurück, auf welchem Weg ihm der Brief unverzüglich nachzusenden sei.
    Trotz dieser Verzögerungen erreichte Caepio den Zielort lange vor Mallius Maximus. In Nemausus, einer kleinen Handelsstadt im Rhônedelta, wurden ihm von einem Kurier des Senats die neuen Befehle ausgehändigt.
    Nicht im Traum war es Caepio in den Sinn gekommen, sein Brief an die Senatoren könnte nicht die gewünschte Wirkung zeigen. Als er nun die Antwort gelesen hatte, tobte er. Unmöglich! Unerträglich! Er, ein Patrizier aus dem Hause Servilius, sollte den Launen des Emporkömmlings Mallius Maximus unterworfen sein? Niemals!
    Die römischen Kundschafter meldeten, daß die Germanen südwärts durch das Gebiet der Allobroger zogen. Die Allobroger waren unversöhnliche Feinde Roms, doch nun befanden sie sich in einer Zwickmühle - die Römer waren zwar Feinde, doch man kannte sie, während die Germanen eine unbekannte Gefahr darstellten. Und die Druiden machten bereits seit zwei Jahren jedem Stamm

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