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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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doch die sanfte Freude, mit der sie Marcus Livius’ Pläne für eine Doppelhochzeit begrüßte, war eindeutig. Marcus wollte die Hochzeit Anfang Mai feiern, bevor Gnaeus Mallius Maximus seinen Marsch über die Alpen begann.
    Vor der Unglückszeit. Für mich wird immer Unglückszeit sein, dachte Livia Drusa. Aber sie sprach es nicht aus.
    Im Juni schrieb Publius Rutilius Rufus einen langen Brief an Gaius Marius. Die Nachricht von Jugurthas Gefangennahme war zu dieser Zeit noch nicht nach Rom gedrungen.
    Wir hatten einen harten Winter, und der Frühling brachte Angst und Schrecken. Die Germanen sind auf dem Weg, sie ziehen entlang der Rhône nach Süden. Wir erhielten dringliche Schreiben von unseren gallischen Verbündeten, den Häduern. Sie berichteten, daß ihre ungebetenen Gäste, die Germanen, weiterziehen wollten. Im April kam dann die erste Abordnung und erzählte, wie die Germanen die Kornspeicher der Häduer und der Ambarrer geplündert hatten. Die Gallier glaubten jedoch, Spanien sei Ziel der Germanen, und einige Senatoren, die die Bedrohung herunterspielen wollten, haben diese Neuigkeiten gleich verbreitet.
    Zum Glück gehören Scaurus und Gnaeus Domitius Ahenobarbus nicht zu dieser Sorte. Kurz nachdem Gnaeus Mallius und ich unsere Ämter als Konsuln übernommen hatten, bildete sich im Senat eine starke Fraktion, die darauf drängte, eine schlagkräftige Armee für Notfälle zu rekrutieren. Gnaeus Mallius wurde beauftragt, sechs neue Legionen aufzustellen.
     
    Rutilius Rufus verkrampfte sich, als hätte er eine der heftigen Reden von Gaius Marius abzuwehren, und lächelte reuevoll.
    Ja, ja, ich weiß! Zügle Dein Temperament, Gaius Marius, und laß mich die Sache erklären, bevor Du anfängst, auf meinem armen Kopf herumzutanzen! Es wäre eigentlich mein Recht gewesen, diese neue Armee aufzustellen und zu kommandieren, dessen bin ich mir wohl bewußt. Ich bin der erste Konsul, ich habe eine lange und sehr erfolgreiche militärische Laufbahn hinter mir. Seit mein Handbuch für die Ausbildung der Soldaten veröffentlicht wurde, bin ich sogar fast so etwas wie eine Berühmtheit. Mein Mitkonsul Gnaeus Mallius hingegen hat so gut wie keine Erfahrung.
    Nun, es liegt vor allem an Dir! Meine Verbindung zu Dir ist allgemein bekannt, und Deine Feinde im Senat würden Rom lieber in einer germanischen Flutwelle ertrinken lassen, als Dich oder einen Deiner Anhänger zu Hilfe zu rufen. Also hat sich Metellus Schweinebacke Numidicus stark gemacht und eine großartige Rede geschwungen. Er meinte, ich sei viel zu alt, ich könne keine Armee mehr führen. Meine unleugbaren Talente würden besser genutzt, wenn ich in Rom bliebe und regierte. Sie folgten ihm wie Schafe, die zur Schlachtbank geführt werden, und erließen alle notwendigen Anordnungen. Ich höre Dich fragen, warum ich nichts dagegen unternommen habe. Nun, Gaius Marius, ich bin nicht wie Du! Ich habe nun einmal nicht diesen zerstörerischen Haß auf sie und auch nicht Deine unermüdliche Energie. Also ließ ich es damit bewenden, daß ich darauf bestand, Gnaeus Mallius ein paar fähige und erfahrene Legaten zur Seite zu stellen. Zumindest das wurde beschlossen. Er hat Marcus Aurelius Scaurus zur Unterstützung - ja, Du hast richtig gelesen, Aurelius, nicht Aemilius. Außer dem cognomen hat er nichts mit dem ehrenwerten Senatsvorsitzenden gemeinsam. Aber ich vermute, daß seine militärischen Fähigkeiten weit besser sind als die des berühmten Scaurus. Zumindest hoffe ich es für Rom und Gnaeus Mallius!
    Alles in allem hat Gnaeus Mallius seine Sache bis jetzt ganz gut gemacht. Er hat nach dem Vorbild Deiner africanischen Armee eine Proletarierarmee rekrutiert. Im April erhielten wir die Nachricht, daß die Germanen südwärts ziehen, und da hatte Gnaeus Mallius bereits sechs Legionen aufgestellt, alles römische oder italische capite censi . Dann kam eine Abordnung der Häduer, und zum ersten Mal hörten wir genauere Zahlen über diese Völkerwanderung. Die 250 000 Germanen, die Lucius Cassius in Aquitanien geschlagen haben, sind höchstens ein Drittel. Die Häduer sagen, daß ungefähr 800 000 germanische Krieger, Frauen und Kinder auf dem Weg zur Mittelmeerküste sind. Unvorstellbar, nicht wahr?
    Der Senat gab Gnaeus Mallius die Befugnis, vier weitere Legionen aufzustellen, insgesamt also zehn Legionen und 5 000 Reiter. Die Nachricht von der riesigen Zahl der Germanen hat sich natürlich in Windeseile in ganz Italien verbreitet, obwohl der Senat

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