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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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wird Dir so genau berichten, was sich ereignet hat, und es ist wichtig, daß Du Bescheid weißt. Quintus Caepios Brief war an den Senatsvorsitzenden Scaurus gerichtet, nicht an mich. Und Du kennst ja unseren geliebten Marcus Aemilius Scaurus! Er las den ganzen schrecklichen Brief dem Senat vor, mit allen Zeichen größter Freude. Er hat es sichtlich genossen! Na, das war eine Aufregung im Senat. Rote Gesichter, fuchtelnde Fäuste, Gnaeus Mallius und Metellus Schweinebacke Numidicus gerieten sich so in die Haare, daß ich die Liktoren aus der Vorhalle herbeirufen ließ - was Scaurus überhaupt nicht paßte. Oh, welch ein Tag, beim Mars! Schade, daß wir die ganze heiße Luft nicht in Flaschen füllen und die Germanen damit einfach wegpusten können. Die giftigste Waffe, die Rom zu bieten hat!
    Das Ergebnis dieser bewegten Sitzung war, daß tatsächlich ein berittener Kurier am Ufer der Rhône auf Quintus Caepio warten wird - mit genau den Befehlen, die bereits in der ersten Botschaft standen. Quintus Caepio hat sich dem Oberbefehl des rechtmäßig gewählten Konsuls, Gnaeus Mallius Maximus, zu unterstellen. Warum mußte sich dieser Narr ausgerechnet einen cognomen wie Maximus aussuchen? Das ist ein bißchen so, als würdest Du Dir selbst einen Graskranz verleihen, nachdem Deine Männer Dir das Leben gerettet haben.
    Und ich fühle mich wie ein Schlachtpferd auf der Weide. Es juckt mich in allen Fingern, an Gnaeus Mallius’ Stelle zu sein. Statt dessen bin ich mit weltbewegenden Fragen geplagt wie: Können wir es uns leisten, den staatlichen Kornspeichern dieses Jahr einen neuen Innenanstrich zu geben, nachdem wir sieben Legionen auszurüsten hatten? Kannst Du Dir vorstellen, daß der Senat acht Tage über diese Frage beraten hat, während ganz Rom vor den Germanen zittert? Manchmal könnte man aus der Haut fahren!
    Aber ich habe eine Idee, und ich werde sie in die Tat umsetzen, ob wir siegen oder verlieren in Gallien. Auch wenn nicht ein Mann in ganz Italien übrigbleibt, den man nur den Schuhabstreifer eines Zenturios nennen könnte, ich werde Ausbilder für Drill- und Kampfübungen von den Gladiatorenschulen holen. In Capua gibt es hervorragende Gladiatorenschulen. Wenn man bedenkt, daß Capua ohnehin als Lager für alle neu angeworbenen Truppen dient, kann man es doch gar nicht bequemer haben. Und wenn Lucius Gernegroß dann nicht mehr genug Gladiatoren bekommt für eine gute Vorstellung zum Begräbnis seines Großvaters - Pech für ihn! Rom braucht die Gladiatoren dringender als Lucius Gernegroß, denke ich! Aus meinem Plan kannst Du schon ersehen, daß ich weiterhin Besitzlose rekrutieren will.
    Ich werde Dich auf dem laufenden halten. Wie geht es im Land der Lotusesser, der Sirenen und verzauberten Inseln? Hast Du Jugurtha immer noch nicht in Fußeisen gelegt? Nun, es wird bestimmt nicht mehr lange dauern, das wette ich. Metellus Schweinebacke Numidicus ist gerade ein wenig unentschlossen, ob er sich nun ganz der Hatz auf Dich oder auf Gnaeus Mallius widmen soll. Er hielt natürlich eine großartige Rede und unterstützte Quintus Caepio Ernennung zum Oberbefehlshaber. Es war mir ein außerordentliches Vergnügen, seine Sache mit ein paar gezielten Spitzen zu Fall zu bringen.
    Bei den Göttern, Gaius Marius, sie ermüden mich! Sie blasen sich mit den Heldentaten ihrer Vorfahren auf, während Rom so dringend ein lebendes militärisches Genie braucht! Beeil Dich und komm heim, ja? Wir brauchen Dich. Ich kann nicht allein mit dem ganzen Senat fertig werden, es geht über meine Kräfte.
     
    Der Brief hatte noch ein Postskriptum:
    Es gab übrigens ein paar merkwürdige Vorfälle in der Campania. Ich weiß nicht, wie es dazu kam, aber es gefällt mir nicht. Anfang März brach ein Sklavenaufstand in Nuceria los. Nichts Großes, er wurde ohne Schwierigkeiten niedergeschlagen. Doch vor drei Tagen brachen weitere Unruhen aus, dieses Mal in einem großen Lager außerhalb von Capua. In dem Lager befanden sich männliche Sklaven der unteren Klasse, die für Arbeiten auf den Werften, in Steinbrüchen oder in Tretmühlen bestimmt waren. Beinahe zweihundertfünfzig Sklaven beteiligten sich. Der Aufstand wurde im Keim erstickt, da außerhalb von Capua einige neu rekrutierte Kohorten stationiert waren. Ungefähr fünfzig Aufrührer wurden im Kampf getötet, der Rest auf der Stelle hingerichtet. Dennoch, es gefällt mir nicht, Gaius Marius. Es ist ein Omen. Die Götter sind gegen uns, ich spüre es in meinen Knochen.
     
    Und ein

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