MoR 01 - Die Macht und die Liebe
Schauspiels!«
»Na, warum denn nicht!« Scaurus spielte den Überraschten. »Wir sind hier in Rom, patres conscripti , und das ist Rom von seiner römischsten Seite! Alle vornehmen Römer im edlen Wettstreit, jeder gegen jeden.«
»Unsinn, Unsinn, Unsinn!« schrie Metellus Numidicus außer sich. Er war immer noch aufgebracht darüber, daß Gaius Marius Konsul werden würde. »Unser altes Rom stirbt langsam. Männer werden zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren zum Konsul gewählt, und das, obwohl sie nicht einmal da waren, um sich in der toga candida zu zeigen - capite censi werden in die Legionen aufgenommen - Priester und Auguren werden gewählt anstatt berufen die Beschlüsse des Senats, wer was regieren soll, werden von der Versammlung des Volkes über den Haufen geworfen - der Senat gibt ein Vermögen für Soldaten aus - und homines novi , Emporkömmlinge, besetzen wichtige Ämter. Pah!«
Das siebte bis neunte Jahr
(104 - 102v. Chr.)
Unter den Konsuln
GAIUS MARIUS (II) und GAIUS FLAVIUS FIMBRIA
Unter den Konsuln
GAIUS MARIUS (III)
und LUCIUS AURELIUS ORESTES
Unter den Konsuln
GAIUS MARIUS (IV)
und QUINTUS LUTATIUS CATULUS CAESAR
M it der Vorbereitung von Marius’ Triumphzug war Sulla beauftragt worden, und trotz innerer Vorbehalte gegen Marius’ Anweisungen hielt er sich strikt an die Befehle.
»Ich will einen Triumph, bei dem zügig marschiert wird«, hatte Marius bei ihrer Ankunft aus der Provinz Africa in Puteoli erklärt. »Spätestens zur sechsten Stunde auf dem Kapitol, dann gleich weiter zur Amtsübernahme als Konsul und zur Senatssitzung. Sorge für Eile, denn ich habe beschlossen, daß vor allem das Festmahl ein denkwürdiges Ereignis werden soll. Schließlich feiere ich doppelt: als triumphierender Feldherr und als neuer Konsul. Und ich will ein fürstliches Mahl, Lucius Cornelius! Keine hartgekochten Eier und zweitklassigen Käse, hörst du? Speisen vom Feinsten und Teuersten, Tänzer und Sänger vom Feinsten und Teuersten, Teller aus Gold und die Liegen mit Purpur bespannt.« Sulla hatte sich das alles angehört und war immer unwilliger geworden. Er ist und bleibt ein Bauer, der hoch hinaus will, dachte er. Ein eiliger Triumph, eine hastige Amtsübernahme und dann ein Festmahl, wie er es haben will, das ist schlechter Stil. Besonders das vulgäre, protzige Mahl! Trotzdem befolgte er die Anweisungen ganz genau. Karren mit innen gewachsten, wasserdichten Becken aus Ton rollten in die Stadt, beladen mit Austern aus Baiae, Langusten aus der Campania und Garnelen aus der Crater-Bucht. Auf anderen, ähnlich ausgestatteten Karren wurden Flußaale, Hechte und Barsche vom Oberlauf des Tiber herbeigeschafft. Fischer postierte man an den Ausgängen der römischen Kanalisation, um Barsche zu fangen. Kapaune und Enten, gemästet mit in Wein getauchten Honigkuchen, Ferkel, Zicklein, Fasane und Rehkitze wurden in die Küchen angeliefert und dort gebraten, gefüllt und gespickt. Aus Africa war zusammen mit Marius und Sulla eine große Ladung Achatschnecken eingetroffen, mit besten Grüßen von Publius Vagiennius, der sich Rückmeldung über die Reaktion der römischen Feinschmecker erbat.
Sulla hatte mit den Vorbereitungen von Marius’ Triumph alle Hände voll zu tun. Im stillen dachte er, wenn die Stunde seines Triumphes kam, würde er den Zug so groß machen, daß er drei Tage lang auf der altehrwürdigen Straße unterwegs wäre, genauso wie der Triumphzug des Aemilius Paullus. Denn ein langer und glanzvoller Triumphzug war das Kennzeichen des Aristokraten, der das ganze Volk an seinem Erfolg teilhaben lassen wollte. Ein langes, glanzvolles Festmahl im Tempel des Jupiter Optimus Maximus dagegen verriet den Bauern, dem es nur darum ging, einige wenige Privilegierte zu beeindrucken.
Immerhin gelang Sulla die Zusammenstellung eines prächtigen Zuges. Auf flachen Festwagen waren die denkwürdigsten Szenen des africanischen Feldzuges dargestellt, von den Schnecken am Mulucha bis zu jener erstaunlichen syrischen Prophetin Martha.
Martha war der Höhepunkt des Spektakels. Auf einem riesigen Wagen hatte man Prinz Gaudas Thronsaal in Karthago naturgetreu nachgebaut, und dort lag Martha auf einer mit Purpur und Gold überzogenen Liege. Ein Schauspieler stellte Marius dar; ein anderer in Schnabelschuhen Gauda. Auf einem weiteren, verschwenderisch geschmückten, flachen Rollwagen ließ Sulla Marius’ persönliche militärische Auszeichnungen zur Schau stellen. Es folgten Wagen mit Beute und Siegestrophäen,
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