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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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grinste. »Das gilt besonders für den jungen Quintus Sertorius, wenn er in seinem Kleidersack nicht mehr als eine Federkrone hat.«
    »Nein, wir ziehen morgen wieder los. Die Kimbern stehen vor den Pyrenäen, und die dort ansässigen Stämme werfen von Bergkämmen, Felsen und Hügeln mit jedem Stein auf sie, den sie auftreiben können. Die Germanen scheinen eine Vorliebe für die Bergezu haben! Aber Quintus Sertorius und ich haben Monate gebraucht, um an sie heranzukommen - anscheinend mußten sie sich erst an ein Gespann gewöhnen, das aus einem Gallier und einem Iberer besteht.«
    Marius goß zwei Becher Wein ein, dann, nach einem Blick auf Copillus, einen dritten, den er dem gefangenen König reichte. Er reichte auch Sertorius einen Becher und musterte seinen sabinischen Verwandten dabei ernst. »Du siehst aus wie der Gockel des Pluto.«
    Sertorius nippte an dem Wein und stöhnte genußvoll. »Tuskulaner!« Dann schüttelte er sein Gefieder. »Plutos Gockel? Wenigstens nicht die Krähe der Proserpina.«
    »Was hast du über die Germanen herausbekommen?« fragte Marius.
    »In Kürze - mehr dann beim Essen: Es gibt nur wenig zu berichten. Ich kann dir noch nicht sagen, woher sie kommen oder was sie vorwärtstreibt. Nächstes Mal weiß ich mehr. Keine Sorge, ich bin rechtzeitig zurück, bevor sie wieder in Richtung Italien ziehen. Aber ich kann dir sagen, wo sie sich gegenwärtig aufhalten. Die Teutonen, Tiguriner, Markomannen und Cherusker versuchen den Rhein in Richtung Germanien zu überqueren, während die Kimbern über die Pyrenäen nach Spanien ziehen wollen. Ich glaube, daß sie alle scheitern werden.« Sulla stellte seinen Becher hin. »Ah, der Wein war gut!«
    Marius rief den Wachoffizier. »Schick mir drei vertrauenswürdige Männer. Und sieh zu, daß du für König Copillus eine bequeme Bleibe findest. Ich muß ihn leider einsperren, aber nur, bis wir ihn nach Rom schaffen können.«
    »Ich würde ihn nicht nach Rom bringen«, sagte Sulla nachdenklich, als der Wachoffizier gegangen war. »Ich würde überhaupt nicht verraten, wo er sich befindet.«
    »Caepio? Das würde er nicht wagen!«
    »Er hat das Gold gestohlen.«
    »Also gut, dann schaffen wir ihn nach Nursia«, sagte Marius entschlossen. »Quintus Sertorius, hat deine Mutter Freunde, die den König für ein oder zwei Jahre bei sich aufnehmen können? Ich werde dafür sorgen, daß sie dabei nicht leer ausgehen.«
    »Sie wird jemanden finden«, sagte Sertorius zuversichtlich.
    »Was für ein Glück!« frohlockte Marius. »Ich hätte nie gedacht, daß uns ein Beweis in die Hände fällt, mit dem wir Caepio ins wohlverdiente Exil schicken können. König Copillus ist der Beweis. Wir sagen nichts, bis wir die Germanen besiegt haben und nach Rom zurückgekehrt sind. Dann klagen wir Caepio wegen Raub und Verrat an!«
    »Verrat?« Sulla sah ihn verständnislos an. »Nicht bei den Freunden, die er in den Zenturien hat!«
    »Seine Freunde in den Zenturien können ihm nicht helfen, wenn ein nur mit Rittern besetztes Sondergericht ihn anklagt«, erwiderte Marius sanft.
    »Was hast du vor, Gaius Marius?«
    »Zwei meiner Anhänger sind im nächsten Jahr Volkstribunen!« erwiderte Marius triumphierend.
    »Vielleicht werden sie nicht gewählt«, sagte Sulla nüchtern.
    »Sie werden gewählt!« riefen Marius und Sertorius wie aus einem Mund.
    Alle drei lachten, während der Gefangene, der würdevoll daneben stand, so tat, als verstünde er ihr Latein, und darauf wartete, was weiter mit ihm geschehen sollte.
    Dann erinnerte Marius sich an seine guten Manieren und wechselte vom Lateinischen zum Griechischen. Er bezog Copillus freundlich in das Gespräch ein und versprach, daß man ihm die Ketten abnehmen würde.

»Weißt du übrigens, Quintus Caecilius«, sagte der Senatsvorsitzende Marcus Aemilius Scaurus zu Metellus Numidicus, »daß mir die Arbeit als Quästor von Ostia unglaublich viel Spaß macht? Da bin ich - fünfundfünfzig Jahre alt, kahl wie ein Ei und mit so tiefen Runzeln im Gesicht, daß mein Barbier mit dem Rasiermesser gar nicht mehr überall hinkommt - und ich fühle mich wieder wie ein junger Mann! Und die Leichtigkeit, mit der ich die Probleme löse! Mit dreißig schienen sie unüberwindbar wie die Alpen - ich erinnere mich noch gut daran. Mit fünfundfünfzig sind sie Bagatellen.«
    Scaurus war nach Rom gekommen, um an einer vom praetor urbanus Gaius Memmius einberufenen Sondersitzung des Senats teilzunehmen. Auf der Tagesordnung stand Sardinien.

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