Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
selbst gekommen bist, um mit mir zu sprechen«, sagte er. »Das stärkt die Überzeugungskraft deiner Argumente beträchtlich, Lucius Appuleius. Ein Schuldiger hätte sich alles mögliche ausgedacht, aber er wäre nicht selber gekommen. Ich gelte nicht als leichtgläubiger Mensch. Übrigens auch Marcus Aemilius Scaurus nicht. Aber ich glaube wie du, daß jemand, der in dieser verfahrenen Sache ermittelte, durch eine Reihe falscher Schlüsse bei dir herauskommen mußte. Schließlich bist du als Quästor von Ostia die perfekte Zielscheibe.«
    »Wenn mich etwas entlastet, Gaius Marius, dann der Umstand, daß ich nicht annähernd das Geld habe, Getreide in großen Mengen aufzukaufen«, sagte Saturninus.
    »Stimmt, aber das entlastet dich nicht automatisch. Jemand hätte dich mit viel Geld bestechen können, oder du hättest dir Geld leihen können.«
    »Glaubst du das?«
    »Nein. Ich halte dich für das Opfer, nicht den Täter.«
    »Ganz meiner Meinung«, warf Manius Aquilius ein. »Es wäre zu einfach.«
    »Wollt ihr mir also helfen, daß ich zum Volkstribunen gewählt werde?« fragte Saturninus.
    »Sicher«, erwiderte Marius, ohne zu zögern.
    »Ich werde mich erkenntlich zeigen, so gut ich kann.«
    »Gut!« sagte Marius.
    Danach ging alles sehr schnell. Saturninus durfte keine Zeit verlieren, denn die Wahl der Tribunen war für Anfang November vorgesehen, und er mußte rechtzeitig zurück in Rom sein, um sich als Kandidat aufstellen zu lassen und die Unterstützung zu mobilisieren, die Marius ihm versprochen hatte. Mit einem dicken Packen Briefe im Gepäck, Schreiben von Marius an verschiedene Leute in Rom, machte sich Saturninus in einem zweirädrigen Karren, der von vier Maultieren gezogen wurde, in Richtung Alpen auf den Weg. Er hatte genügend Geld bei sich, um unterwegs neue Maultiere mieten zu können, die ihn frisch ans Ziel bringen würden.
    Als er das Lager verließ, kamen ihm durch das Haupttor zu Fuß drei bemerkenswerte Gestalten entgegen. Drei Gallier. Echte Barbaren! Saturninus, der noch nie in seinem Leben Barbaren gesehen hatte, starrte die drei fasziniert an. Der eine war offensichtlich der Gefangene der anderen beiden, denn sie führten ihn an den Händen gefesselt. Seltsamerweise wirkte er seinen Kleidern und seiner ganzen Erscheinung nach weniger barbarisch als die anderen beiden! Er war mittelgroß, blond, aber nicht hellblond, hatte lange Haare, aber geschnitten wie ein Grieche, war glattrasiert und trug die Hosen eines Galliers und einen gallischen, aus weicher Wolle gewebten Mantel mit einem verschlungenen Würfelmuster. Der zweite Mann war sehr dunkel und trug einen gewaltigen Kopfschmuck aus schwarzen Federn und Golddraht, der ihn als Barbaren der iberischen Halbinsel auswies. Er hatte kaum Kleider an und zeigte stattdessen einen mit gewaltigen Muskeln bepackten Körper. Der dritte war offensichtlich der Anführer; ein echter barbarischer Gallier. Die Haut seiner Brust war weiß wie Milch, aber von Wind und Wetter gegerbt, die Hosen hatte er mit Lederriemen festgebunden wie ein Germane oder ein Stammesmitglied der sagenumwobenen Belgen. Lange rotgoldene Haare hingen ihm in den Nacken, rotgoldene Schnurrbartenden fielen zu beiden Seiten seines Mundes herab, und um den Hals trug er einen Ring, der in einem Drachenkopf endete und aus massivem Gold zu sein schien.
    Die Maultiere zogen an. Als Saturninus an der kleinen Gruppe vorbeifuhr, traf ihn ein Blick der kalten weißen Augen des Anführers, und Saturninus fröstelte unwillkürlich. Der Mann war wirklich durch und durch ein Barbar!

    Die drei Gallier setzten ihren Weg innerhalb des Lagers den Hang hinauf fort. Ungehindert erreichten sie den Tisch des wachhabenden Offiziers im Vorzelt vor dem geräumigen Holzhaus des Feldherrn.
    »Zu Gaius Marius bitte«, sagte der Anführer in makellosem Latein.
    Der wachhabende Offizier verzog keine Miene. »Ich sehe nach, ob er euch empfängt«, sagte er und verschwand. Einen Moment später kam er wieder heraus. »Der Feldherr läßt bitten, Lucius Cornelius.« Er lächelte breit.
    »Klugscheißer«, zischte Sertorius, als er mit wackelndem Kopfschmuck an ihm vorbeirauschte. »Du hältst die Klappe, verstanden?«
    Als Marius seine beiden Offiziere sah, starrte er sie genauso aufmerksam an wie zuvor Saturninus. Erstaunt war er allerdings nicht.
    »Zeit, daß du dich mal wieder blicken läßt«, sagte er herzlich zu Sulla und ergriff seine Hand. Dann begrüßte er Sertorius.
    »Wir bleiben nicht lange«,

Weitere Kostenlose Bücher