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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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öffentliche Leben in Rom in laue Trägheit. Die vornehmen Römer verließen einer nach dem anderen die Stadt, die in der Sommerhitze unerträglich war, wenn Darmkrankheiten in der Subura und auf dem Esquilin grassierten und die Luft selbst auf dem Palatin und dem Aventin nicht unbedingt der Gesundheit zuträglich war.
    Aurelia mußte sich über das Klima in der Subura nicht zu sehr den Kopf zerbrechen, denn sie lebte in einer kühlen Höhle, die grüne Laube im Innenhof und die unglaublich dicken Wände ihrer insula hielten viel Hitze ab. Gaius Matius und seine Frau Priscilla waren in derselben Lage wie sie und Caesar. Auch Priscilla war hochschwanger; ihr Baby sollte zur selben Zeit kommen wie Aurelias.
    Für beide Frauen war bestens gesorgt. Gaius Matius schlich hilfsbereit herum, und Lucius Decumius schaute jeden Tag vorbei, ob auch alles in Ordnung war. Die Blumensträuße kamen weiterhin regelmäßig, und seit Aurelia schwanger war, schickte Lucius Decumius zusätzlich kleine Leckereien, seltene Gewürze und was er noch für geeignet hielt, den Appetit seines Lieblings anzuregen.
    »Als ob ich den verloren hätte!« lachte sie mit Publius Rutilius Rufus, der ebenfalls regelmäßig vorbeischaute.
    Am dreizehnten Tag des Quintilis wurde ihr Sohn Gaius Julius Caesar geboren. Die Geburt wurde in den Akten des Tempels der Juno Lucina registriert: zwei Tage vor den Iden des Quintilis geboren, aus patrizischem Geschlecht, mit Anspruch auf den Rang eines Senators. Er war sehr groß und sah deshalb leichter aus, als er war; er war kräftig, ernst und ruhig und weinte kaum. Sein Haar war so blond, daß man es kaum sah, obwohl er bei genauer Betrachtung ziemlich viel davon hatte. Von Geburt an hatten seine Augen eine blasse, grün-blaue Farbe, umgeben von einem tiefblauen, fast schwarzen Ring.
    »Das ist mir einer, dein Söhnchen.« Lucius Decumius betrachtete eingehend das Gesicht des Säuglings. »Schau dir diese Augen an! Da wird deine Großmutter aber einen Schreck kriegen!«
    »Sag doch nicht solche Sachen, du kleiner Giftzwerg!« knurrte Cardixa, die ganz vernarrt in diesen ersten Sohn war.
    »Laß mich unten gucken«, verlangte Lucius und wühlte mit dreckigen Fingern in den Windeln. »Oho, oho!« krähte er. »Genau wie ich dachte! Große Nase, große Füße, großer Pimmel!«
    »Lucius Decumius!« Aurelia war entrüstet.
    »Jetzt reicht’s aber! Verschwinde!« Cardixa packte ihn am Kragen und setzte ihn vor die Haustür, so wie es eine schmächtigere Frau mit einem Kätzchen gemacht hätte.
    Fast einen Monat nach der Geburt des Babys kam Sulla zu Besuch. Sie sei das letzte bekannte Gesicht in Rom, erklärte er und wollte sich damit für die Störung entschuldigen.
    »Aber du störst doch nicht!« Aurelia war hoch erfreut, ihn zu sehen. »Ich hoffe sehr, daß du zum Essen bleiben kannst - oder, wenn es heute nicht paßt, vielleicht kannst du morgen kommen? Ich habe solche Sehnsucht nach Gesellschaft!«
    »Ich kann bleiben«, sagte er ganz direkt. »Ich bin ohnehin nur nach Rom zurückgekehrt, um einen alten Freund zu besuchen - er hat Fieber.«
    »Wer denn? Jemand, den ich kenne?« fragte Aurelia eher höflich als ernsthaft interessiert.
    Doch Sulla sah einen Augenblick lang aus, als hätte sie eine unpassende Frage gestellt oder vielleicht eine schmerzliche. Der Ausdruck auf seinem Gesicht interessierte Aurelia viel mehr als der Name seines kranken Freundes. Sulla schaute düster, unglücklich und ärgerlich. Dann war es vorüber, und er lächelte frei und offen.
    »Ich glaube kaum, daß du ihn kennst. Metrobius.«
    »Der Schauspieler?«
    »Genau der. Ich kannte viele Leute vom Theater. Früher. Bevor ich Julilla geheiratet habe und Senator wurde. Eine andere Welt.« Seine eigenartig hellen Augen schweiften über die Eingangshalle. »Eher wie diese Welt, nur dunkler. Seltsam! Heute kommt es mir vor wie ein Traum.«
    »Du klingst traurig«, sagte Aurelia sanft.
    »Nein, nicht wirklich.«
    »Und wird er wieder gesund werden, dein Freund Metrobius?«
    »Ja, ja! Er hat nur etwas Fieber.«
    Sie schwiegen beide, ohne daß es bedrückend war. Wortlos stand er auf und ging zu der großen Öffnung, die als Fenster auf den Hof diente. »Es ist wunderschön hier draußen.«
    »Das finde ich auch.«
    »Und dein kleiner Sohn? Wie geht es ihm?«
    Aurelia lachte. »Das wirst du gleich selber sehen.« »Gut.«
    Er starrte immer noch auf den Hof.
    »Lucius Cornelius, ist alles in Ordnung?« fragte Aurelia.
    Er wandte sich um und

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