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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Verwalter die Liste unter die Nase. Iamus wußte nicht, ob er einwenden sollte, daß seine Herrin Clitumna ihm kein Wort von einem Fest gesagt habe, oder ob er einfach darauf hoffen sollte, daß es später keinen Ärger geben würde, wenn die Rechnungen kamen. Sulla erriet, was in ihm vorging, und zerstreute seine Bedenken.
    »Es ist mein Fest, also bezahle ich dafür. Außerdem bekommst du eine große Belohnung - unter zwei Bedingungen: erstens, daß du mir bei der Vorbereitung des Festes nach Kräften zur Hand gehst, und zweitens, daß du es Clitumna gegenüber nicht erwähnst, wenn sie zurückkommt. Ist das klar?«
    »Vollkommen, Lucius Cornelius«, sagte Iamus und verbeugte sich tief.
    Sulla machte sich an die Vorbereitung. Er bestellte Tänzer, Musikanten, Akrobaten, Sänger, Zauberer, Possenreißer und andere Unterhaltungskünstler, denn sein Fest sollte alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen. Auf dem ganzen Palatin sollte man darüber sprechen. Als letzten suchte er Skylax auf.
    Unangemeldet platzte er in dessen Arbeitszimmer. »Ich möchte Metrobius ausleihen«, sagte er. In der Wohnung hing ein schwüler Geruch nach Räucherwerk und dem Holz der Zimtkassie, die Zimmer waren mit Wandteppichen behängt und üppig mit Sofas und Sitzkissen ausstaffiert.
    Sulla ließ sich auf eines der luxuriös gepolsterten Sofas fallen, während Skylax, der träge auf einem der Sofas gelegen hatte, sich empört aufsetzte.
    »Wirklich, Skylax, du bist so weich wie Karamelpudding und so dekadent wie ein syrischer Potentat!« sagte Sulla. »Warum besorgst du dir nicht ein paar gewöhnliche Roßhaarsofas? Bei diesem Zeug fühlt man sich, als versinke man in den Armen einer gigantischen Hure!«
    »Ich scheiße auf deinen Geschmack«, lispelte Skylax erregt.
    »Solange du Metrobius herausgibst, kannst du scheißen, worauf du willst.«
    »Warum sollte ich, du... du... Rohling!« Skylax fuhr sich mit der Hand durch seine sorgfältig frisierten, gefärbten goldenen Locken, klimperte mit seinen langen Wimpern, die er mit stibium geschwärzt hatte, und rollte mit den Augen.
    »Weil der Knabe dir nicht mit Leib und Seele gehört«, sagte Sulla.
    »Er gehört mir mit Leib und Seele! Und er ist nicht mehr der alte, seit du ihn mir gestohlen und in ganz Italien herumgeschleppt hast, Lucius Cornelius! Ich weiß nicht, was du mit ihm gemacht hast, aber auf alle Fälle hast du ihn verdorben!«
    Sulla grinste. »Ich habe einen Mann aus ihm gemacht! Er frißt dir nicht mehr aus der Hand, was?« Er verzog angeekelt den Mund und brüllte dann: »Metrobius!«
    Der Junge schoß durch die Tür, warf sich Sulla in die Arme und bedeckte sein Gesicht mit Küssen.
    Sulla sah Skylax über den schwarzen Schopf des Jungen an und zog eine rotgoldene Augenbraue hoch. »Gib’s auf, Skylax, dein Bumsjunge mag mich lieber als dich.« Zum Beweis zog er Metrobius’ Tunika hoch und enthüllte dessen Erektion. Skylax brach in Tränen aus, und das stibium floß ihm in schwarzen Bächen die Wangen herab.
    »Komm, Metrobius.« Sulla stand auf. An der Tür drehte er sich um und warf Skylax ein zusammengefaltetes Blatt Papier hin. »Ein Fest in Clitumnas Haus, in vier Tagen«, sagte er. »Schluck deine schlechte Laune runter und komm. Du kannst Metrobius zurückhaben, wenn du kommst.«

    Alle kamen, auch Hercules Atlas, der stärkste Mann der Welt, der auf Jahrmärkten und Festen und Feiern in ganz Italien auftrat. Hercules Atlas war außerhalb seines Hauses nie anders zu sehen als mit einem mottenzerfressenen Löwenfell bekleidet und mit einer riesigen Keule in der Hand. Er wurde freilich nur selten irgendwohin eingeladen, denn wenn der Wein seine Kehle hinunterfloß, wurde er streitsüchtig und gewalttätig.
    »Du bist ja nicht recht bei Trost, wie konntest du diesen Bullen einladen!« sagte Metrobius und spielte mit Sullas glänzenden Locken. Die entscheidende Veränderung, die mit Metrobius während der Reise mit Sulla vorgegangen war, bestand darin, daß Sulla dem Jungen Lesen und Schreiben beigebracht hatte.
    »Hercules Atlas ist mein Freund«, sagte Sulla und küßte jeden einzelnen Finger des Jungen mit erheblich mehr Genuß, als ihm Clitumnas Finger bereiteten.
    »Aber er ist verrückt, wenn er betrunken ist!« protestierte Metrobius. »Er wird das Haus zertrümmern und wahrscheinlich auch noch ein paar Gäste zusammenschlagen! Er soll seine Nummer vorführen und dann verschwinden.«
    »Unmöglich.« Sulla schien ganz unbesorgt. Er streckte die Arme aus

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