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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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»Alles in Ordnung?« fragte er. »Habe ich alles richtig gemacht, Lucius Cornelius?« Er stellte Sulla vorsichtig auf den Boden.
    »Ganz ausgezeichnet«, sagte Sulla. Ihm war immer noch schwindlig, und er schwankte. »Ich begleite dich nach Hause.«
    »Nicht nötig«, sagte Hercules Atlas. »Ich wohne gleich um die Ecke.«
    »Ich bestehe darauf«, sagte Sulla. »Ich will dir dein Geld nicht mitten auf dem Forum geben.«
    »Ach ja, richtig?« Hercules Atlas schlug sich mit der Hand an die Stirn. »Ich hatte vergessen, daß du mich noch nicht bezahlt hast. Dann komm mit.«
    Hercules Atlas wohnte in einer Vierzimmerwohnung im dritten Stock eines Mietshauses in der Nähe des Clivus Orbius. Das Haus stand am Rand der Subura, aber in einer viel besseren Wohngegend. Sulla sah sofort, daß die Sklaven die Chance genutzt und den Abend freigenommen hatten. Eine Frau schien nicht im Haus zu sein, aber er wollte sichergehen.
    »Ist deine Frau nicht da?« fragte er.
    Hercules Atlas spuckte aus. »Weiber! Ich hasse sie.«
    Ein Krug Wein und einige Becher standen auf dem Tisch. Sie setzten sich. Sulla zog eine prall gefüllte Börse aus einem Leinenband um seine Taille. Während Hercules Atlas zwei Becher Wein einschenkte, öffnete Sulla die Börse und ließ geschickt ein Papierpäckchen in seine Handfläche gleiten. Dann stülpte er die Börse um, und ein Strom glänzender Silbermünzen ergoß sich auf die Tischplatte. Drei oder vier Münzen rollten über den Tisch und fielen mit hellem Klirren zu Boden.
    »He, halt!« rief Hercules Atlas und kroch auf allen Vieren auf dem Boden herum.
    Sulla faltete gemächlich das Papier in seiner Hand auseinander und schüttete ein weißes Pulver in den Becher von Hercules Atlas. Da er kein anderes Instrument zur Hand hatte, rührte er den Wein mit dem Finger um, bis Hercules Atlas ächzend unter dem Tisch auftauchte.
    »Auf dein Wohl«, sagte Sulla und prostete dem Muskelprotz freundschaftlich zu.
    »Auf dein Wohle, und vielen Dank für den phantastischen Abend.« Hercules Atlas leerte seinen Becher in einem Zug. Dann füllte er ihn erneut und goß den Inhalt wiederum in einem Zug hinunter.
    Sulla stand auf, schob Hercules Atlas seinen eigenen Becher in die Hand, nahm ihm den anderen Becher weg und steckte ihn in seine Tunika. »Kleines Andenken«, sagte er. »Gute Nacht.« Er schlüpfte leise aus der Tür.
    Die Bewohner des Mietshauses schliefen. Rasch und lautlos stahl sich Sulla die drei Stockwerke hinunter und trat ungesehen auf die schmale Straße hinaus. Der Becher, den er entwendet hatte, verschwand zwischen den Eisenstäben eines Kanaldeckels. Sulla horchte, bis er es tief unten platschen hörte, dann warf er das gefaltete Papier hinterher. An der Juturna-Quelle unter der Vesta-Treppe blieb er stehen, tauchte Hände und Arme bis zu den Ellbogen ins Wasser und wusch und schrubbte sie gründlich.
    Er kehrte nicht zu dem Fest zurück, sondern machte einen großen Bogen um den Palatin und ging die Via Nova hinauf in Richtung Capena-Tor. Hinter der Stadtmauer betrat er einen der zahlreichen Ställe. Nur wenige Römer hielten sich eigene Maultiere oder Pferde und besaßen eigene Wagen. Es war billiger und einfacher, sie zu mieten.
    Der Stall, den Sulla betrat, war gut und angesehen, aber die Sicherheitsvorkehrungen waren lax. Der einzige Stallbursche schlief fest in einem Haufen Stroh. Sulla beförderte ihn mit einem Schlag ins Genick in einen noch viel tieferen Schlaf und ging dann langsam auf und ab, bis er ein kräftig und gutmütig aussehendes Maultier gefunden hatte. Da er noch nie im Leben ein Reittier gesattelt hatte, brauchte er einige Zeit, bis er herausgefunden hatte, wie man das machte. Er hatte gehört, daß Reittiere die Luft anhalten, wenn der Sattelgurt festgezogen wird, daher wartete er geduldig, bis er sicher war, daß der Brustkorb des Maultiers nicht aufgebläht war. Dann schwang er sich in den Sattel und stieß das Tier sanft in die Flanken.
    Er war zwar noch nie geritten, aber er hatte keine Angst und vertraute auf sein Glück. Die Hörner an den vier Ecken des Sattels hielten den Reiter relativ sicher auf dem Rücken des Tieres. Das einzige Zaumzeug, das Sulla dem Maultier hatte anlegen können, war ein einfaches Trensengebiß, und das Maultier kaute still und zufrieden daran. Zügig ritt Sulla die mondhelle Via Appia entlang. Bis zum Morgen würde er bereits eine gute Strecke zurückgelegt haben. Jetzt war es Mitternacht.
    Da er das Reiten nicht gewöhnt war, taten

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