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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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seiner eigenen Position gekümmert? Die beiden kleinen Gesetze von Titus Didius sind so wichtig wie nützlich. Erstens ist es nun nicht mehr möglich, Gesetzesvorlagen durch die Volksversammlungen zu peitschen, denn zwischen ihrer öffentlichen Bekanntmachung und ihrer Bestätigung müssen drei volle Markttage verstreichen. Und zweitens ist es nicht mehr erlaubt, Dinge, die nichts miteinander zu tun haben, zusammen in ein Gesetz zu packen, das dann nur noch verwirrt und mit dem keiner mehr umgehen kann.« Zufrieden fügte Rutilius Rufus hinzu: »Auch wenn in diesem Jahr sonst nichts mehr Gutes im Senat oder in den Komitien passiert, haben wir doch wenigstens Titus Didius’ Gesetze vorzuweisen.«
    Aber Sulla interessierte sich nicht für Titus Didius’ Gesetze. »Alles schön und gut, Publius Rutilius, aber du verstehst nicht, worauf ich hinaus will! Wenn Titus Didius nach Hispania Citerior geht, um die Keltiberer niederzuwerfen, gehe ich als oberster Legat mit ihm. Ich habe schon mit ihm gesprochen, und er ist mehr als einverstanden. Es wird ein langer und harter Krieg werden, also wird es gute Beute für mich geben, und ich kann mir einen Ruf machen. Wer weiß? Vielleicht bekomme ich sogar den Oberbefehl über eine Armee.«
    »Du hast dir auf militärischem Gebiet schon einen Ruf erworben, Lucius Cornelius.«
    »Aber sieh dir doch an, was inzwischen alles passiert ist!« rief Sulla wütend. »Sie haben es doch schon wieder vergessen, diese verblödeten Wähler mit mehr Geld als Verstand! Was geschieht also? Catulus Caesar würde mich lieber tot sehen, und Scaurus bestraft mich für etwas, das ich nicht getan habe.« Er zeigte seine Zähne. »Die beiden sollten sich in acht nehmen! Denn sollte ich je zu dem Schluß kommen, daß ich durch ihre Schuld endgültig nicht mehr Konsul werden kann, dann werden sie den Tag ihrer Geburt verfluchen!«
    Und ich glaube ihm sogar, dachte Rutilius Rufus. Ihn fröstelte plötzlich. Der Mann war gefährlich! Vielleicht war es gar nicht schlecht, wenn er von Rom wegging. »Dann geh mit Didius nach Spanien«, sagte er laut. »Du hast recht, das ist der beste Weg zur Prätur. Ein neuer Anfang, ein neuer Ruf. Aber schade, daß du dich nicht zum kurulischen Ädilen wählen lassen willst. Mit deinem Gespür für öffentliche Wirkung könntest du wundervolle Spiele ausrichten! Und anschließend wärst du im Nu Prätor.«
    »Ich habe nicht genug Geld, um kurulischer Ädil zu werden.«
    »Gaius Marius würde es dir geben.«
    »Ich bitte ihn aber nicht darum. Was ich habe, habe ich mir selbst zu verdanken. Niemand hat es mir gegeben — ich habe es mir genommen.«
    Diese Worte erinnerten Rutilius Rufus an ein Gerücht, das Scaurus in Umlauf gesetzt hatte, als Sulla den Wahlkampf für die Prätur führte: Um sich das nötige Geld für die Einstufung als Ritter zu beschaffen, habe Sulla seine Geliebte ermordet, und um den Senatorenzensus zu erhalten, habe er dann auch noch seine Stiefmutter ermordet. Rutilius Rufus hatte das Gerücht zunächst genauso beiseite geschoben wie die anderen unsinnigen Gerüchte über geschlechtlichen Umgang mit Müttern, Schwestern, Töchtern und kleinen Jungen und über Mahlzeiten aus Exkrementen. Aber was für Dinge Sulla manchmal sagte! Und dann machte man sich eben seine Gedanken. ..
    Eine Bewegung ging durch die Geschworenen; Marcus Antonius Orator kam ans Ende seiner Rede.
    »Der hier vor euch steht, ist kein gewöhnlicher Mann!« rief er. »Hier steht ein Römer vor euch, wie er römischer nicht sein könnte, ein Soldat, und zwar einer der tapfersten! Ein Patriot, der an Roms Größe glaubt! Warum sollte ein solcher Mann Bauern ihr Zinngeschirr stehlen und Sklaven um ihre Sauerampfersuppe und Bäcker um ihr schlechtes Brot bringen? Ich frage euch, Geschworene! Habt ihr von ungeheuerlichen Unterschlagungen gehört, von Mord, Vergewaltigung oder widerrechtlicher Aneignung? Nein! Ihr habt lediglich zugehört, wie einige boshafte Männer zweifelhafter Provenienz wehleidig über den Verlust von zehn Bronzemünzen, eines Buches oder einer Handvoll Fische klagen!«
    Marcus Antonius Orator holte Luft und richtete sich auf, bis er größer wirkte, als er war. Er war mit dem beneidenswerten Äußeren aller Antonier gesegnet: dem gelockten, kastanienbraunen Haar und dem so beruhigend praktischen Gesicht. Die Geschworenen waren von ihm fasziniert.
    »Sie fressen ihm aus der Hand«, sagte Rutilius Rufus gelassen.
    »Ich bin gespannt, was er noch mit ihnen anstellt«,

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