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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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sagte Sulla aufmerksam.
    Ein Luftschnappen ging durch die Menge, verblüffte Rufe wurden laut. Antonius Orator war zu Manius Aquillius getreten und hatte ihn gepackt! Er riß ihm die Toga weg und griff ihm am Hals mit beiden Händen an die Tunika und riß sie so leicht entzwei, wie sie zusammengenäht war. Manius Aquillius stand mit nichts als einem Lendenschurz vor dem Gericht.
    »Seht her!« donnerte Antonius. »Ist das die blütenweiße, glattgezupfte Haut eines Mannes, der seine Gunst verkauft? Ist das der schlaffe Bauch eines gefräßigen Stubenhockers? Nein! Ihr seht Narben. Kriegsnarben, Dutzende davon. Dies ist der Körper eines Soldaten, eines tapferen und edlen Mannes, des römischsten aller Römer, eines Feldherrn, dem Gaius Marius so sehr vertraute, daß er ihm die Aufgabe übertrug, heimlich die feindlichen Linien zu umgehen und den Gegner von hinten anzugreifen! Dies ist nicht der Körper eines Mannes, der schreiend vom Schlachtfeld rennt, weil ein Schwert ihn gestreift, ein Speer ihm den Schenkel aufgeschlitzt oder ein Stein ihn zu Boden geworfen hat! Dies ist der Körper eines Mannes, dem ernsthafte Verletzungen nur lästig waren und der sich von ihnen nicht abhalten ließ, Feinde zu töten!« Der Anwalt ließ die Hände sinken. »Aber genug. Fällt euer Urteil.«
    Sie fällten ihr Urteil. Absolvo.
    »Schauspieler!« sagte Rutilius Rufus abschätzig. »Wie können die Geschworenen nur darauf hereinfallen? Seine Tunika geht wie Papier auseinander, und da steht er in einem Lendenschurz vor uns, beim Jupiter! Was sagt uns das?«
    »Daß Aquillius und Antonius sich vorher abgesprochen haben«, sagte Marius mit breitem Lächeln.
    »Und daß Aquillius nicht genug zu zeigen hat, um ohne Lendenschurz dastehen zu können«, sagte Sulla.
    Sie lachten alle. Dann wandte Rutilius Rufus sich an Marius: »Lucius Cornelius sagt, er wolle mit Titus Didius nach Hispania Citerior gehen. Was hältst du davon?«
    »Ich meine, das ist das Beste, was Lucius Cornelius tun kann«, antwortete Marius ruhig. »Quintus Sertorius kandidiert als Kriegstribun, also wird er sicher auch nach Spanien gehen.«
    »Du scheinst nicht überrascht«, sagte Sulla.
    »Bin ich auch nicht. Die Neuigkeiten über Spanien werden morgen schon in aller Munde sein. Eine Senatssitzung wurde in den Tempel der Bellona einberufen. Und Titus Didius wird mit dem Krieg gegen die Keltiberer beauftragt werden. Er ist ein guter Mann. Ein vernünftiger Soldat und ein talentierter Feldherr, denke ich. Besonders, wenn er es mit Galliern zu tun hat. Ja, Lucius Cornelius, es wird dir für die nächsten Wahlen mehr nützen, wenn du als Legat nach Spanien gehst, als wenn du mit einem privatus durch Anatolien reist.«

    In der folgenden Woche machte der privatus Marius sich auf den Weg nach Tarentum, um dort das Schiff nach Patrae zu besteigen. Am Anfang war er etwas verwirrt und unsicher, weil er Frau und Kind dabei hatte. Auf diese Art war er noch nie gereist. Als Soldat war er es gewohnt, einen Teil des Gepäcks an den Troß abzugeben und selbst mit leichtem Gepäck und so schnell wie möglich zu reisen. Frauen, entdeckte Gaius Marius, hatten da andere Vorstellungen. Julia hatte beschlossen, den halben Hausstand mitzunehmen, wozu auch ein Koch gehörte, der auf Kindernahrung spezialisiert war, ferner der Erzieher des jungen Marius und eine junge Sklavin, die Wunderdinge mit Julias Haar anstellte. Sämtliche Spielsachen des kleinen Marius waren eingepackt worden, dazu seine Schulbücher und die Privatbibliothek des Erziehers, Kleider für jeden denkbaren Anlaß und Gegenstände, von denen Julia befürchtete, sie außerhalb Roms nicht zu bekommen.
    »Wir haben zu dritt mehr Gepäck und Gefolge als der Parther- könig, wenn er im Sommer von Seleukeia am Tigris nach Ekbatana umzieht«, knurrte Marius, als sie nach drei Tagen auf der Via Latina erst bis Anagnia gekommen waren.
    Er fand sich allerdings mit der neuen Lage ab, bis sie ungefähr drei Wochen später, von der Hitze zermürbt, in Venusia an der Via Appia ankamen und keine Unterkunft finden konnten, die groß genug gewesen wäre, all ihre Sklaven und ihr Gepäck aufzunehmen.
    »Das muß ein Ende haben!« schimpfte Marius, als die unwichtigeren Sklaven samt Gepäck in einem anderen Wirtshaus untergebracht waren und er mit Julia so allein war, wie das in einer geschäftigen Herberge an der Via Appia eben möglich war. »Entweder du verkleinerst den Troß, Julia, oder du fährst mit dem Kleinen zurück nach Cumae

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