MoR 02 - Eine Krone aus Gras
natürlich, man war Römer und Rom siegte. Bürgerkriege und Sklavenaufstände dagegen brachten keine reiche Beute, sondern nur Verluste. Römisches Eigentum, das der Feind erbeutet hatte, mußte ihm wieder abgenommen und seinen rechtmäßigen Besitzern zurückgegeben werden, und der Staat konnte davon keinen Anteil beanspruchen.
Also hatte man die Ovation erfunden. Sie bestand wie der Triumph aus einem Umzug, sogar entlang derselben Route. Aber der Feldherr fuhr nicht auf dem altehrwürdigen Triumphwagen, bemalte sein Gesicht nicht rot und trug nicht das Gewand des Triumphators. Nicht Trompeten waren zu hören, sondern nur das weniger eindrucksvolle, schrille Gepfeife von Flöten. Kein Stier, sondern nur ein Schaf wurde dem großen Jupiter geopfert, wodurch gleichsam auch er, wie der Feldherr, den geringeren Status der Zeremonie zu spüren bekam.
Manius Aquillius war mit seiner Ovation zufrieden. Nach den Feierlichkeiten nahm er wieder seinen Platz im Senat ein, wo er jetzt als Konsular, als ehemaliger Konsul seine Meinung vor einem gleichrangigen Konsular äußern durfte, der keinen Triumph und keine Ovation gefeiert hatte.
Da ihm zäh der Makel seines Vaters anhaftete, der auch Manius Aquillius hieß, hatte er ursprünglich schon die Hoffnung aufgegeben, Konsul zu werden. Manche Dinge ließen sich nur schwer wiedergutmachen, wenn man aus einer Familie des niederen Adels stammte, und Manius Aquillius’ Vater hatte unbestreitbar im Anschluß an die Kriege nach dem Tod König Attalos’ III. von Pergamon dem jetzigen König Mithridates von Pontos über die Hälfte des phrygischen Gebiets verkauft und den Erlös in Gold selbst eingesteckt. Rechtmäßigerweise hätte das Gebiet zusammen mit dem Rest von König Attalos’ Besitztümern an die römische Provinz Asia gehen müssen, denn König Attalos hatte sein Königreich Rom vermacht. Phrygien war freilich rückständig und seine Bevölkerung so ungebildet, daß sie nicht für die Sklaverei taugte, und deshalb hatte der ältere Manius Aquillius angenommen, der Verlust sei für Rom nicht sonderlich schmerzlich. Aber die mächtigen Männer von Senat und Forum hatten ihm weder verziehen noch den Vorfall vergessen, als später sein Sohn die politische Bühne betrat.
Schon die Prätur zu erlangen, war ein schwerer Kampf gewesen und hatte von dem pontischen Gold, mit dem der Vater verschwenderisch und wenig vorausblickend umgegangen war, das meiste aufgezehrt. Als der jüngere Manius Aquillius deshalb eine günstige Gelegenheit sah, weiterzukommen, griff er schnell zu: Als die Germanen Caepio und Mallius Maximus jenseits der Alpen in Gallien besiegt hatten und entschlossen schienen, das Rhonetal hinunter und nach Italien zu ziehen, war es der Prätor Manius Aquillius gewesen, der vorschlug, Gaius Marius in Abwesenheit zum Konsul zu wählen und ihn zu ermächtigen, mit der Landplage aufzuräumen. Dadurch hatte er sich Gaius Marius verpflichtet — eine Verpflichtung, die dieser nur zu gern erfüllte.
Manius Aquillius durfte Marius als Legat dienen und spielte eine wichtige Rolle beim Sieg über die Teutonen bei Aquae Sextiae. Er war es, der die Nachricht von diesem bitter nötigen Sieg nach Rom brachte, und in Marius’ fünfter Amtszeit wurde er zu dessen Mitkonsul gewählt. Und nachdem sein Jahr als Konsul um war, ging er mit zwei der hervorragend ausgebildeten Veteranenlegionen seines Feldherrn nach Sizilien, wo er einen Sklavenaufstand niederschlug, der Rom seit mehreren Jahren wie ein eiterndes Geschwür geplagt und die Getreideversorgung der Stadt gefährdet hatte.
Wieder zu Hause, wurde er nun also mit einer Ovation belohnt und hoffte, als Zensor gewählt zu werden, wenn es Zeit war, zwei neue Zensoren zu bestimmen. Aber die mächtigen Führer in Senat und Forum hatten nur gewartet, bis ihre Zeit gekommen war. Gaius Marius selbst war nach Lucius Appuleius Saturninus’ Versuch, in Rom die Macht zu ergreifen, gestürzt worden, und Manius Aquillius stand plötzlich ohne Protektion da und wurde von einem einflußreichen Volkstribunen wegen unrechtmäßiger persönlicher Bereicherung angeklagt. Der Volkstribun hieß Publius Servilius Vatia und hatte mächtige Freunde unter den Rittern, die in den oberen Gerichtshöfen sowohl als Geschworene wie auch als Vorsitzende dienten. Publius Servilius Vatia gehörte zwar nicht zu den patrizischen Serviliern, stammte aber doch aus einer wichtigen Familie des plebejischen Amtsadels. Und er hatte sich einiges vorgenommen.
Auf
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