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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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werde.«

IV. Kapitel
    Während Lucius Cornelius Sulla im Osten weilte, brachten Gaius Marius und Publius Rutilius Rufus ein Gesetz durch, das die Tätigkeit der Sondergerichte beendete, die unter der lex Licinia Mucia eingerichtet worden waren. Und Marcus Livius Drusus faßte wieder Mut. «
    »Ich glaube, wir haben es geschafft«, sagte er zu Marius und Rutilius Rufus, als das Gesetz verabschiedet war. »Ende des Jahres werde ich als Volkstribun kandidieren. Und Anfang nächsten Jahres werde ich dann in der Volksversammlung ein Gesetz durchsetzen, das jedem Mann in Italien das Bürgerrecht gibt.«
    Sowohl Marius als auch Rutilius Rufus hatten ihre Zweifel, aber sie sagten nichts. Drusus hatte recht: Ein Versuch konnte nicht schaden, und es gab auch keinen Grund anzunehmen, daß sich die Haltung Roms in dieser Frage von alleine ändern würde. Jetzt, da die Sondergerichte abgeschafft waren, würde es keine ausgepeitschten Rücken mehr geben, keine Erinnerungen mehr an die römische Unmenschlichkeit.
    »Marcus Livius, du warst bereits Ädil, du könntest deshalb als Prätor kandidieren«, sagte Rutilius Rufus. »Willst du wirklich Volkstribun werden? Quintus Servilius Caepio wird als Prätor kandidieren, du hättest also im Senat einen Gegner, der ein Imperium hat. Und nicht nur das: Philippus bewirbt sich erneut um das Konsulat, und wenn er Konsul wird — und das ist wahrscheinlich, denn die Wähler sind es allmählich müde, ihn Jahr für Jahr in der toga candida zu sehen —, dann hast du es mit einem Bündnis zu tun, das aus einem Konsul und einem Prätor besteht, aus Philippus und Caepio. Sie würden dir das Leben als Volkstribun sehr schwer machen.«
    »Das weiß ich«, sagte Drusus entschlossen. »Ich will mich trotzdem als Volkstribun bewerben. Erzähle nur bitte niemandem davon, ich habe einen Plan, wie ich die Wahl gewinnen kann. Er setzt aber voraus, daß die Wähler denken, ich hätte mich erst in allerletzter Minute entschieden.«

    Als Publius Rutilius Rufus Anfang September verurteilt und ins Exil verbannt wurde, versetzte das Drusus einen schweren Schlag, denn die Unterstützung durch seinen Onkel im Senat hielt er für unschätzbar wichtig. Nun würde alles Gaius Marius überlassen bleiben, zu dem Drusus kein sehr enges Verhältnis hatte und den er nicht einmal uneingeschränkt mochte. Auf jeden Fall war Marius kein Ersatz für einen Blutsverwandten. Außerdem hatte Drusus nun in seiner Familie niemanden mehr, mit dem er sich beraten konnte. Sein Bruder Mamercus war zwar inzwischen ein Freund geworden, aber politisch neigte er eher Catulus Caesar und Metellus dem Ferkel zu. Drusus hatte sich mit ihm noch nie über das empfindliche Thema des Bürgerrechts für Italien unterhalten — und er hatte es auch nicht vor. Und Cato Salonianus war tot. Er war nach dem Tod der Livia Drusa voll in seiner Arbeit als Prätor der Gerichte für Mord, Erpressung und Betrug aufgegangen. Als der Senat Anfang des Jahres beschlossen hatte, angesichts der heftigen Unruhen in den beiden spanischen Provinzen einen Sonderstatthalter nach Gallia Transalpina zu entsenden, hatte Cato Salonianus diese Aufgabe übernommen, um sich durch Arbeit von seiner Trauer abzulenken. Er reiste ab und überließ die Betreuung seiner Kinder der Schwiegermutter Cornelia Scipionis und dem Schwager Drusus. Im Sommer war dann die Nachricht eingetroffen, Cato Salonianus sei vom Pferd gefallen und habe eine Kopfverletzung erlitten, die man zunächst nicht für schwerwiegend gehalten hatte. Dann jedoch hatte er einen epileptischen Anfall erlitten und war gelähmt gewesen, ins Koma gefallen und schließlich gestorben, friedlich und ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben. Für Drusus war es gewesen, als habe man eine Tür zugeschlagen. Alles, was ihm jetzt noch von seiner Schwester geblieben war, waren deren Kinder.
    Deshalb war es verständlich, daß Drusus an Quintus Poppaedius Silo schrieb, nachdem sein Onkel in das Exil verbannt worden war. In dem Brief bat er Silo, zu ihm nach Rom zu kommen und bei ihm zu wohnen. Die Sondergerichte, die unter der lex Licinia Mucia eingerichtet worden waren, hatten keine Befugnisse mehr, und im Senat bestand stillschweigendes Einverständnis darüber, die zahlreichen italischen Bürger, die sich während der Volkszählung des Antonius und Flaccus in die Listen eingetragen hatten, bis zum nächsten turnusmäßigen Zensus einfach zu ignorieren. Es gab also keinen Grund, weshalb Silo nicht nach Rom kommen

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