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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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versucht, wird Italien nie wissen, wie stark Rom gegen das allgemeine Bürgerrecht eingestellt ist. Im Nachhinein stimme ich dir zu: Es war eine Dummheit, am Zensus herumzumanipulieren. Ich bin überzeugt, daß keiner von uns an den Erfolg geglaubt hat. Es war eher ein Versuch, den Senat und das Volk von Rom wissen zu lassen, wie stark wir Italiker in dieser Angelegenheit empfinden. Doch die Sache hat uns zurückgeworfen. Sie hat euch auch zurückgeworfen. Also tu es! Wenn dir Italien auf irgendeine Art helfen kann, werden wir dir helfen. Du hast mein Ehrenwort.«
    »Lieber hätte ich ganz Italien als Klientel«, sagte Drusus kläglich und lachte. »Ist das allgemeine Bürgerrecht erst einmal eingeführt, könnte ich Rom meinen Willen ungestraft aufzwingen, wenn ganz Italien meine Klientel wäre.«
    »Aber das wird doch der Fall sein, Marcus Livius!« rief Silo erstaunt. »Wenn du deinen Plan verwirklichst, wirst du der Schutzherr jedes einzelnen Italikers, dem du mit deiner Arbeit genutzt hast.«
    Drusus spitzte die Lippen. Er bemühte sich, seine Freude zu unterdrücken. »Theoretisch ja. Aber in der Praxis läßt sich das unmöglich durchsetzen.«
    »Nein, es ist leicht!« rief Silo schnell. »Nötig ist nur, daß ich und Gaius Papius Mutilus und die anderen italischen Führer jedem Italiker einen Eid abverlangen. Einen Eid, daß er durch dick und dünn und bis zum Tod dein Klient wird, wenn du es schaffst, das allgemeine Bürgerrecht durchzusetzen.«
    Drusus starrte Silo mit offenem Mund verwundert an. »Einen Eid? Würden sie denn einen solchen Eid wirklich ablegen?«
    »Ganz sicher, vorausgesetzt, daß sich der Eid weder auf ihre Nachkommen noch auf deine Nachkommen erstreckt«, erklärte Silo ruhig.
    »Das ist auch nicht notwendig«, sagte Drusus langsam. »Ich brauche nur Zeit und massive Unterstützung. Das allgemeine Bürgerrecht wird kommen, auch wenn ich nicht mehr bin.« Ganz Italien als seine Klientel! Es war der Traum jedes römischen Adligen, der je gelebt hat, eine Klientel zu haben, die groß genug war, um ganze Heere ausheben zu können. Wenn er, Drusus, ganz Italien in seiner Gefolgschaft hätte, wäre nichts mehr unmöglich.
    »Der Eid wird geschworen werden, Marcus Livius«, sagte Silo knapp. »Du hast völlig recht, wenn du forderst, daß ganz Italien deine Klientel werden muß. Denn das allgemeine Bürgerrecht sollte nur ein Anfang sein.« Silo lachte. Sein Lachen klang ein wenig schrill und brüchig. »Was für ein Triumph! Daß ein Mann durch die Hilfe derer, die im Augenblick überhaupt keinen Einfluß auf die römische Politik haben, erster Mann Roms werden sollte — nein, erster Mann Italiens!« Silo löste seinen Arm vorsichtig aus Drusus’ Umklammerung. »Nun mußt du mir nur noch erklären, wie du das alles erreichen willst.«
    Aber Drusus konnte sich nicht mehr auf eine Antwort konzentrieren. Das alles war zu gewaltig, zu überwältigend. Ganz Italien seine Klientel!
    Wie er es erreichen wollte? Von den wichtigen Senatoren würde sich nur Gaius Marius auf seine Seite stellen, aber Drusus wußte, daß Marius’ Unterstützung nicht ausreichte. Er brauchte auch Crassus Orator, Scaevola, Antonius Orator und den Princeps Senatus Scaurus. Als die Tribunatswahlen näherrückten, wuchs Drusus’ Verzweiflung. Er wartete auf den richtigen Augenblick, aber der richtige Augenblick schien nicht kommen zu wollen. Seine Kandidatur für das Volkstribunat blieb ein Geheimnis, das nur Silo und Marius kannten, und die mächtigen Verbündeten, die er brauchte, hatte er immer noch nicht.
    Doch dann traf Drusus eines frühen Morgens Ende Oktober eine Gruppe mächtiger Senatoren auf dem Versammlungsplatz der Volksversammlung: Scaurus Princeps Senatus, Crassus Orator, Scaevola, Antonius Orator und Ahenobarbus Pontifex Maximus. Es war offenkundig, daß sie sich über den Verlust unterhielten, der durch die Verbannung des Publius Rutilius Rufus entstanden war.
    »Marcus Livius, beteilige dich doch auch an unserem Gespräch«, sagte Scaurus und trat einen Schritt zurück, um Drusus Platz zu machen. »Wir sprechen gerade darüber, wie wir dem Ritterstand die Gerichtshoheit aberkennen könnten. Es war absolut kriminell, Publius Rutilius zu verurteilen. Die Ritter haben ihr Recht verloren, die Gerichtshoheit auszuüben!«
    »Dieser Meinung bin ich auch«, sagte Drusus und trat zu der Gruppe. Er sah Scaevola an. »Sie wollten natürlich dich, nicht Publius Rutilius.«
    »Warum haben sie mich dann nicht

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