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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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mit den Reichen und Aristokraten hier unter uns beginnen: Gebt jedem Mann, der heute hier sitzt, zehn Morgen Land aus dem ager publicus — gebt jedem römischen Bürger zehn Morgen Land! Das ist so wenig, daß manche von uns nicht einmal darauf spucken würden. Anderen jedoch wären diese zehn Morgen Land kostbarer als ihr gesamter Besitz. Gebt es weg, sage ich! Gebt es weg bis auf die letzte Scholle! Laßt den Übeltätern der Zukunft nichts übrig, das sie gegen uns, unsere Klasse und unseren Reichtum benutzen könnten. Laßt ihnen nichts übrig, das sie benutzen könnten, außer caelum aut caenum — Himmel und Dreck! Ich habe geschworen, dies zu tun, Senatoren, und ich werde es tun! Ich werde nichts vom römischen ager publicus übriglassen, das mehr wert ist als der Schaum auf einem nutzlosen Sumpf! Nicht weil mir die Armen und Bedürftigen am Herzen liegen! Nicht weil ich mir um das Schicksal unserer plebejischen Veteranen Sorgen mache! Nicht weil ich euch Senatoren und unseren reichen Rittern die Pachtrechte dieser Ländereien neide! Sondern — und dies ist mein einziger Grund! — weil das Staatsland Roms den Keim künftiger Katastrophen enthält. Dort liegt das Land, und jeder Feldherr kann es als Pension für seine Truppen betrachten, jeder Volkstribun und Demagoge kann es benutzen, um erster Mann in Rom zu werden, zwei oder drei reiche Großgrundbesitzer können mit diesem Besitz schließlich Herren über ganz Italien oder Sizilien werden!«
    Der Senat hörte zu und war nachdenklich geworden, das immerhin hatte Drusus erreicht. Philippus sagte nichts, und als Caepio um das Wort bat, lehnte Sextus Caesar ab und sagte kurz angebunden, daß bereits genug geredet worden sei und die Sitzung auf morgen vertagt werde.
    »Das hast du gut gemacht, Marcus Livius«, sagte Marius, als er an Drusus vorbei zum Ausgang ging. »Wenn du so weitermachst, wirst du vielleicht der erste Volkstribun der Geschichte, der den Senat hinter sich gebracht hat.«
    Drusus war überrascht, als sich Lucius Cornelius Sulla, den er kaum kannte, vor dem Senatsgebäude auf ihn stürzte und ihn um eine sofortige Unterredung bat.
    »Ich komme gerade aus dem Osten zurück, Marcus Livius, und ich möchte jedes kleine Detail erfahren. Ich will wissen, was die beiden Gesetze bedeuten, die du bereits durchgebracht hast, und ich will jeden einzelnen Gedanken erfahren, den du dir über den ager publicus gemacht hast.« Das Gesicht des eigenartigen Mannes schien stärker vom Wetter gegerbt als vor seiner Abreise.
    Sulla war offensichtlich wirklich interessiert. Er war einer der wenigen Männer, die über genügend Intelligenz und Menschenkenntnis verfügten, um festzustellen, daß Drusus kein radikaler Reformer war, sondern ein eher konservativer Mensch, der die Rechte und Privilegien seiner Klasse schützen und Rom als das erhalten wollte, was es bisher gewesen war.
    Sie gingen bis zum Comitium, wo sie vor dem kalten Winterwind Schutz suchten. Sulla hörte Drusus’ Ausführungen aufmerksam zu. Von Zeit zu Zeit warf er eine Frage dazwischen, aber Drusus bestritt den größten Teil der Unterhaltung. Er war dankbar dafür, daß wenigstens ein patrizischer Cornelier bereit war, sich anzuhören, was die meisten anderen patrizischen Cornelier als Verrat betrachtet hätten. Als Drusus geendet hatte, reichte ihm Sulla die Hand und dankte ihm aufrichtig.
    »Ich werde im Senat für dich stimmen, auch wenn ich in der Volksversammlung nicht für dich stimmen kann.«
    Gemeinsam gingen sie zum Palatin zurück, aber keiner der beiden Männer schlug vor, das Gespräch in einem beheizten Arbeitszimmer bei einer Karaffe Wein fortzuführen. Die gegenseitige Sympathie, aus der eine solche Einladung hätte kommen müssen, war nicht vorhanden. Vor Drusus’ Haus klopfte Sulla Drusus kurz auf die Schulter, dann ging er weiter den Clivus Victoriae hinunter bis zu der Stelle, an der die Straße abzweigte, in der er wohnte. Sulla sehnte sich nach einem Gespräch mit seinem Sohn, dessen Ratschläge er immer mehr zu schätzen lernte, obwohl er ja noch ein Kind war. Der junge Sulla fungierte als Schallmuschel.
    Für seinen Vater, der nur wenige Klienten hatte und wohl nie viel mehr haben würde, war der junge Sulla von unschätzbarem Wert.
    Aus dem Gespräch wurde allerdings nichts. Aelia empfing ihn mit der Nachricht, der junge Sulla liege erkältet im Bett. Und einer der Klienten Sullas sei hier und habe darauf bestanden, auf seine Rückkehr zu warten, da er dringende

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