MoR 02 - Eine Krone aus Gras
was östlich des Forum Romanum vor sich geht, vom Gebiet östlich des Euphrat ganz zu schweigen? Und woher weißt du das alles, während ich noch nicht einmal den Hauch eines Gerüchts vernommen habe?«
»Censorinus ist ein eifriger Theatergänger. Er veranstaltet ständig Feste, zu denen er Schauspieler einlädt — je tragischer der Schauspieler, desto besser. Deshalb gehe ich regelmäßig dorthin.« Metrobius lächelte, aber es lag keine Bewunderung für Censorinus in seinem Lächeln. »Nein, Lucius Cornelius, der Mann gehört nicht zu meinen Liebhabern! Ich verabscheue ihn. Aber ich liebe Feste. Leider sind die Feste heutzutage nicht mehr so gut wie deine Feste in den alten Tagen. Aber bei Censorinus sind sie immerhin erträglich. Und man trifft dort die übliche Clique — Menschen, die ich gut kenne und die ich mag. Und der Mensch sorgt für guten Wein und gutes Essen.« Metrobius spitzte die roten Lippen. Dann sagte er nachdenklich: »Aber seit einigen Monaten hat Censorinus ein paar sehr seltsame Leute im Gefolge. Und er trägt stolz ein Monokel, das aus einem einzigen, absolut reinen Smaragd geschliffen wurde — einen solchen Edelstein hätte er sich nie selbst leisten können, auch wenn er genügend Geld hat, um sich um einen Senatssitz zu bewerben. Ich meine, dieses Monokel ist etwas, das auch für einen Ptolemaios von Ägypten gut genug wäre, und nicht zu einem paßt, der nur auf dem Forum hin- und herläuft!«
Sulla nippte an seinem Wein. Er lächelte. »Wie faszinierend! Ich glaube, ich werde mich mit diesem Censorinus anfreunden müssen — nach meinem Prozeß, wenn nicht schon vorher. Hast du eine Idee, was dahinter steckt?«
»Ich glaube, er ist ein Agent der — ach, ich weiß nicht! Vielleicht der Parther oder irgendeines anderen Volkes im Osten. Diese fremden Gäste in seinem Gefolge sind jedenfalls eindeutig Orientalen — sie tragen goldgestickte, mit Juwelen besetzte Gewänder, und sie haben viel Geld, das sie in gierig ausgestreckte Römerhände fallen lassen.«
»Die Parther kommen nicht in Frage«, sagte Sulla bestimmt. »Sie kümmern sich nicht um das, was westlich des Euphrat vor sich geht, das weiß ich sicher. Dahinter steckt Mithridates von Pontos. Oder Tigranes von Armenien. Aber ich wette auf Mithridates. Sehr interessant!« Er rieb sich schadenfroh die Hände. »Also haben Gaius Marius und ich Pontos wirklich einen Schrecken eingejagt! Und wie es scheint, war es eher Sulla als Marius! Ich hatte nämlich mit Tigranes eine kleine Unterredung, und ich habe einen Vertrag mit den Satrapen des Partherkönigs geschlossen. Sehr interessant!«
»Was kannst du tun?« fragte Metrobius ängstlich.
»Oh, mach dir um mich keine Sorgen«, sagte Sulla fröhlich. Er stand auf und zog die Fensterläden zu. »Wer gewarnt ist, kann sich vorbereiten. Ich warte ab. Ich warte, bis Censorinus den ersten Schritt unternimmt. Und dann... «
»Und dann was?«
Sulla lächelte sein unangenehmes Lächeln. »Nun, ich werde dafür sorgen, daß er sich wünscht, niemals geboren worden zu sein.« Er ging zu der Tür, die zum Atrium führte, und schob den Riegel vor. Dann schob er auch den Riegel vor die Tür, die zum Peristyl führte. »Warte es ab. Du bist die größte Liebe meines Lebens, meinen Sohn ausgenommen. Da du nun einmal hier bist, kann ich dich nicht gehen lassen, ohne dich zu berühren.« »Ich würde nicht gehen, bevor du mich berührt hast.«
Sie umarmten sich.
»Erinnerst du dich noch an damals?« fragte Metrobius träumerisch. Seine Augen waren geschlossen, und er lächelte.
»Du warst in ein herziges gelbes Hemdchen gekleidet, und die Schminke rann zwischen deinen Schenkeln herab.« Sulla lächelte. Er ließ eine Hand durch Metrobius’ dichtes Haar gleiten, die andere Hand glitt lüstern über den geraden, harten Rücken.
»Und du hattest eine Perücke aus kleinen, lebendigen Schlangen auf dem Kopf«, sagte Metrobius.
»Ich war schließlich Medusa!«
»Glaub mir, du warst sehr gut!«
»Du redest zuviel«, sagte Sulla.
Metrobius verließ über eine Stunde später das Haus. Niemand hatte seinen Besuch beachtet. Sulla erzählte der stets freundlichen, stets liebenden Aelia, er sei soeben gewarnt worden, daß er vor dem für Verrat zuständigen Gericht angeklagt würde.
Sie hielt den Atem an. »Oh, Lucius Cornelius!«
»Mach dir keine Sorgen, meine Liebe«, sagte Sulla leichthin. »Das wird keine Folgen haben, ich verspreche es dir.«
Aber sie war verängstigt. »Geht es dir
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