MoR 02 - Eine Krone aus Gras
diese Meinung?« fragte Marius, der offenbar nicht entfernt daran dachte, daß er Sulla gekränkt haben könnte.
»Er hat recht.«
»Gut.« Marius lehnte sich zurück, und Publius Cloatius schenkte den Wein ein. »Er braucht jede Unterstützung, die er für sein Landgesetz bekommen kann. Ich habe ihm versprochen, für ihn um Stimmen zu werben.«
»Das wird ihm helfen«, sagte Sulla. Weiter fiel ihm nichts dazu ein.
Marius wandte sich an Pompeius Rufus. »Du bist ein guter Stadtprätor, Quintus Pompeius. Wann wirst du als Konsul kandidieren?«
Pompeius Rufus sah ihn aufgeregt an. »Darüber haben wir gerade gesprochen!« rief er, »Wir beabsichtigen, in drei Jahren gemeinsam zu kandidieren!«
»Sehr geschickt!« sagte Marius anerkennend. Er erkannte sofort die Möglichkeiten. »Ein perfektes Gespann!« lachte er. »Bleibt bei eurem Entschluß. Ihr werdet beide ohne Probleme gewählt werden. «
»Das glauben wir auch«, sagte Pompeius Rufus zufrieden. »Wir werden die Sache sogar mit einer Heirat besiegeln.«
Marius’ rechte Augenbraue hob sich. »Tatsächlich?«
»Meine Tochter, sein Sohn«, warf Sulla ein wenig trotzig ein. Warum konnte Marius ihn noch immer aus der Ruhe bringen, was sonst niemandem gelang? Lag es am Charakter dieses Mannes oder an seiner eigenen Unsicherheit?
Marius seufzte erleichtert auf. »Wunderbar! Gut gemacht!« sagte er laut. »Das löst das Familiendilemma hervorragend! Alle werden sich freuen, von Julia über Aelia bis hin zu Aurelia.«
Sullas feine Brauen zogen sich zusammen. »Wovon redest du eigentlich?«
»Es scheint«, sagte Marius, taktlos wie immer, »daß sich mein Sohn und deine Tochter etwas zu sehr mögen. Aber der tote alte Caesar hat verfügt, daß Vettern und Basen nicht heiraten sollten — und ich muß ihm recht geben. Das hat freilich meinen Sohn und deine Tochter nicht davon abgehalten, sich alle möglichen Versprechungen zu geben.«
Sulla war schockiert. Er hatte nie an eine solche Verbindung gedacht und war so wenig mit seiner Tochter zusammen, daß sie keine Gelegenheit gehabt hatte, sich mit ihm über den jungen Marius zu unterhalten. »Aha! Ich sage schon seit Jahren, Gaius Marius, daß ich zu oft verreist bin!«
Pompeius Rufus hörte den beiden unglücklich zu, dann räusperte er sich. »Wenn es Schwierigkeiten gibt, Lucius Cornelius, mein Sohn soll nicht im Weg stehen.«
»Es gibt keine Schwierigkeiten, Quintus Pompeius«, sagte Sulla fest. »Marius’ Sohn und meine Tochter sind Vetter und Base ersten Grades und zusammen aufgewachsen. Mehr ist da nicht dran. Wie du eben von Gaius Marius gehört hast, war eine Heirat der beiden nie unsere Absicht. Meine Vereinbarung mit dir wird die Sache erledigen. Glaubst du das nicht auch, Gaius Marius?«
»Natürlich, Lucius Cornelius. Zu viel patrizisches Blut, und auch noch verwandt. Der alte Caesar sagte nein.«
»Hast du schon eine Frau für den jungen Marius?« fragte Sulla neugierig.
»Ich glaube schon. Quintus Mucius Scaevola hat eine Tochter, die in vier oder fünf Jahren heiratsfähig sein wird. Ich habe bei ihm vorgefühlt, er scheint nicht völlig abgeneigt.« Marius lachte laut. »Ich mag zwar ein italischer Bauer sein, der nicht einmal Griechisch kann, Lucius Cornelius, aber es gibt nicht viele römische Aristokraten, die einem Vermögen widerstehen können, wie es der junge Marius eines Tages erben wird!«.
»Das ist wahr!« Auch Sulla lachte. »Ich muß jetzt nur noch eine Frau für den jungen Sulla finden — und zwar keine von Aurelias Töchtern!«
»Wie wäre es mit einer von Caepios Töchtern?« neckte ihn Marius. »Denk doch an all das Gold!«
»Kein schlechter Gedanke, Gaius Marius. Er hat zwei Töchter, nicht wahr? Die bei Marcus Livius wohnen?«
»Richtig. Julia wollte einmal eine der beiden für den jungen Marius haben, aber ich bin der Meinung, daß eine Mucia für ihn politisch viel geeigneter wäre.« Marius versuchte diplomatisch zu sein, was selten genug vorkam. »Du bist in einer anderen Lage, Lucius Cornelius. Eine Servilia Caepionis wäre für deine Zwecke ideal.«
»Das glaube ich auch. Ich werde mich darum kümmern.«
Sulla vergaß die Aufgabe, eine Frau für den jungen Sulla zu finden, in dem Augenblick, in dem er seine Tochter darüber informierte, daß er sie mit dem Sohn des Quintus Pompeius Rufus verloben würde. Cornelia Sulla zeigte, daß sie Julillas Tochter war. Sie öffnete ihren Mund und schrie. Und hörte nicht mehr auf.
»Schrei, solange du willst«, sagte
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