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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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seien die Bezahlung dafür gewesen, daß unsere Absichten und Ziele im Osten verraten wurden«, erklärte der Stadtprätor.
    »Ich habe einen Vertrag mitgebracht«, sagte Sulla zu Pompeius Rufus.
    »Ein eindrucksvolles Dokument!« fügte Scaurus begeistert hinzu.
    »Wird der Senat den Vertrag ratifizieren?« fragte Sulla.
    »Der Senat wird ihn ratifizieren, Lucius Cornelius, darauf gibt dir Aemilius Scaurus sein Wort.«
    »Ich habe gehört, daß du den Parthern und dem armenischen König Plätze zugewiesen hast, die niedriger waren als dein eigener«, kicherte der Stadtprätor. »Das hast du gut gemacht, Lucius Cornelius! Diese Potentaten im Osten müssen zurechtgestutzt werden!«
    »Ich glaube, Lucius Cornelius will in die Fußstapfen des Popillius Laenas treten.« Scaurus lächelte. »Demnächst wird er Kreise um die Füße der Könige ziehen.« Dann runzelte er die Stirn. »Aber eines möchte ich wirklich wissen, Lucius Cornelius: Woher weiß Censorinus, was sich am Euphrat abgespielt hat?«
    Sulla rückte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Er war nicht ganz sicher, ob Scaurus König Mithridates noch immer für harmlos hielt. »Ich glaube, er ist Agent eines der Könige im Osten.«
    »Mithridates von Pontos«, sagte Scaurus sofort.
    »Wie? Hast du deine Illusionen verloren?« Sulla grinste.
    »Ich ziehe es vor, von jedem Menschen das beste anzunehmen, Lucius Cornelius., aber ich bin kein Narr.« Scaurus erhob sich. Er warf dem Wirt einen Denar zu, den dieser geschickt auffing. »Schenk den beiden hier noch einmal deinen erstklassigen Jahrgang ein, Cloatius!«
    »Wenn mein Wein so schlecht ist, warum sitzt du dann nicht zu Hause und trinkst deinen Falerner?« rief Publius Cloatius fröhlich hinter Scaurus her.
    Als Antwort zeigte ihm Scaurus nur zwei Finger in einer obszönen Geste.
    Cloatius brach in schallendes Gelächter aus. »Wunderlicher alter Kauz!« sagte er und stellte eine neue Karaffe auf Sullas Tisch. »Was wären wir ohne ihn?«
    Sulla und Pompeius Rufus setzten sich wieder bequem auf ihre Stühle.
    »Hast du heute nichts zu tun?« fragte Sulla.
    »Der junge Fannius vertritt mich. Es tut ihm gut, einmal selbst mit der prozeßwütigen römischen Bevölkerung fertig werden zu müssen.«
    Sie nippten eine Zeitlang schweigend an ihren Bechern. Cloatius’ Wein war, wie jedermann wußte, recht gut. Da Scaurus gegangen war, mußten sie zunächst einen neuen Gesprächsstoff suchen.
    Schließlich sagte Pompeius Rufus: »Hoffst du, dich Ende des Jahres um das Amt des Konsuls bewerben zu können, Lucius Cornelius?«
    »Ich glaube nicht«, antwortete Sulla ernst. »Ich hoffte es, weil ich annahm, daß der Vertrag in Rom viel Aufsehen erregen würde. Immerhin ist es ein förmlicher Vertrag, der den Partherkönig bindet und für Rom sehr vorteilhaft ist. Statt dessen — nicht einmal die Wasserlachen auf dem Forum haben sich bewegt, von der Jauchegrube des Senats ganz zu schweigen! Ich hätte ebensogut in Rom bleiben und Tanzunterricht nehmen können — damit hätte ich mehr Aufsehen erregt! Ich frage mich nur noch, ob ich Erfolg haben könnte, wenn ich mir die Wahlmänner kaufe, ich neige aber zu der Vermutung, daß das hinausgeworfenes Geld wäre. Männer wie Rutilius Lupus können unseren wunderbaren Wählern zehnmal soviel bieten.«
    »Ich will Konsul werden«, sagte Pompeius Rufus, ebenfalls sehr ernst. »Aber ich bezweifle, daß ich eine Chance habe, da ich aus Picenum stamme.« .
    Sulla riß die Augen auf. »Aber du wurdest doch mit der höchsten Stimmenzahl als Prätor gewählt, Quintus Pompeius! Das heißt sehr viel!«
    »Du bist vor zwei Jahren auch mit der höchsten Stimmenzahl zum Prätor gewählt worden und hältst dennoch deine Chance nicht für gut. Wenn ein patrizischer Cornelier, der bereits praetor urbanus war, glaubt, keine Chance zu haben, welche Chance hat dann ein — nun, nicht gerade ein blutiger Anfänger, aber ein Mann aus Picenum?«
    »Ich bin meinetwegen ein patrizischer Cornelier, aber mein letzter Name ist nicht Caepio, und Aemilius Paullus war nicht mein Großvater. Ich war nie ein großer Redner, und bis ich Stadtprätor wurde, konnten mich die Forumsbesucher kaum von einem Eunuchen der Magna Mater unterscheiden. Ich habe all meine Hoffnung auf diesen historischen Vertrag mit den Parthern und auf die Tatsache gestützt, daß ich zum ersten Mal eine römische Armee über den Euphrat geführt habe. Und jetzt muß ich feststellen, daß das Forum sich viel lieber mit den Aktionen des

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