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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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blickte sich um, während der Diener sich eilig entfernte, um seinen Herrn herbeizurufen.
    Was Sulla sah, war hübsch. Die Fresken an den Wänden waren neu und ganz im modischen Stil gehalten. Auf tiefroten Paneelen waren die Ereignisse dargestellt, die zur Übergabe der Briseis durch den Prinzen Achilles von Phthia an Agamemnon geführt hatten. Sie waren mit wunderbar gemalten künstlichen Achaten eingerahmt, die unten in eine prächtig dunkelgrüne Wand übergingen; auch die Tapete war aufgemalt. Der Boden bestand aus einem farbenfrohen Mosaik, die Vorhänge waren so dunkelrot, daß sie nur aus Tyrus stammen konnten, und die Liegestätten waren mit goldenen und roten Stoffen bester Qualität bespannt. Nicht schlecht für ein Mitglied des mittleren Ritterstandes, dachte Sulla.
    Wütend trat Censorinus aus dem Flur, der zu den inneren Räumen führte. Das Verhalten seines Dieners verblüffte ihn, denn dieser war nicht zu sehen.
    »Was willst du?« fragte Censorinus.
    »Dein Monokel aus Smaragd«, sagte Sulla sanft.
    »Mein was?«
    »Das Monokel, Censorinus, das dir die Agenten des König Mithridates geschenkt haben.«
    »König Mithridates? Ich weiß nicht, wovon du sprichst! Ich habe kein solches Monokel.«
    »Unsinn, natürlich besitzt du eins. Gib es mir.«
    Censorinus hustete. Sein Gesicht wurde erst dunkelrot, dann weiß.
    »Gib mir das Monokel, Censorinus!«
    »Du bekommst von mir lediglich ein Urteil und das Exil!«
    Bevor Censorinus sich rühren konnte, war Sulla dicht an ihn herangetreten und schlang die Arme um ihn, so daß man es für eine Umarmung hätte halten können. Sullas Hände lagen auf Censorinus’ Schultern, aber es war nicht die Umarmung eines Liebhabers. Die Hände gruben sich tief ein, sie taten weh, sie waren wie Eisenklammern.
    »Hör mir genau zu, du abscheuliche Kakerlake«, sagte Sulla leise, fast liebevoll. »Ich habe weit bessere Männer als dich umgebracht. Zieh deine Klage zurück, sonst bist du tot. Ich meine, was ich sage! Widerrufe die lächerliche Anklage gegen mich, oder du stirbst. Wie ein legendärer Athlet namens Herkules Atlas. Wie eine Frau mit einem gebrochenen Genick am Strand von Circei. Wie tausend Germanen. Du wirst sterben wie jeder, der mich bedroht oder das, was mir zusteht. Und du wirst sterben wie Mithridates, wenn ich beschließe, daß er sterben muß. Das kannst du ihm sagen, wenn du ihn siehst. Er wird dir glauben! Er hat den Schwanz zwischen die Beine geklemmt und ist aus Kappadokien verschwunden, als ich ihm befahl, zu verschwinden. Weil er wußte, was du jetzt auch weißt, nicht wahr?«
    Er bekam keine Antwort. Censorinus versuchte nicht, sich aus der grausamen Umklammerung zu befreien. Still und ruhig blickte er in Sullas viel zu nahes Gesicht, als habe er diesen Mann noch nie zuvor gesehen und als wisse er nicht, was er tun solle.
    Sulla nahm eine Hand von Censorinus’ Schulter und ließ sie in dessen Tunika gleiten; seine Finger fanden, was sie suchten, am Ende einer starken Lederschnur. Die andere Hand glitt zwischen Censorinus’ Beine, griff nach seinen Hoden und zerquetschte sie. Als Censorinus wie ein von einem Wagen überrollter Hund schrie, riß ihm Sulla das Lederband so leicht vom Nacken, als sei es aus Wolle, und ließ das blitzende grüne Ding, das an der Lederschnur hing, unter seine eigene Toga gleiten. Niemand rannte herbei, um dem Schreienden zu helfen. Sulla wandte sich ab und ging ohne Eile hinaus.
    »Jetzt geht es mir wirklich besser!« rief er, als er die Tür öffnete, und lachte laut. Erst die hinter ihm zufallende Tür schnitt sein Lachen ab.
    Sulla eilte fröhlich wie ein Kind nach Hause. Seine Wut und Verbitterung über Cornelia Sulla war verflogen, sein Gesicht strahlte vor Zufriedenheit. Doch sein Glück verflog im Nu, als er seine Haustür öffnete und statt des stillen, halbdunklen Friedens eines schlafenden Haushalts hellerleuchtete Räume, eine Gruppe fremder junger Männer und einen in Tränen aufgelösten Verwalter vorfand.
    »Was ist los?« fragte Sulla erschrocken.
    »Dein Sohn, Lucius Cornelius!« rief der Verwalter.
    Sulla wartete nicht mehr auf eine Erklärung, sondern rannte zu dem Raum neben dem Peristyl, in dem Aelia den Jungen während seiner Krankheit untergebracht hatte. Aelia stand vor der Tür, in einen Schal gehüllt.
    »Was ist los?« fragte Sulla noch einmal und packte sie.
    »Der junge Sulla ist sehr krank«, flüsterte sie. »Ich habe vor zwei Stunden die Ärzte rufen lassen.«
    Sulla stieß die Ärzte

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