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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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einem Gesetz das volle Bürgerrecht zu geben.«
    »Und Marcus Plautius Silvanus wird das Bürgerrecht bald durch ein anderes Gesetz auf jeden Mann ausdehnen, der als Einwohner einer italischen Stadt registriert ist. Er muß es nur sechzig Tage, nachdem das Gesetz erlassen worden ist, persönlich beim Prätor in Rom beantragen«, sagte Cicero.
    »Silvanus, ja. Aber zusammen mit seinem Freund Gaius Papirius Carbo«, berichtigte Pompeius.
    »Das läßt sich eher hören!« strahlte Cicero mit lebhafter Miene.
    »Gesetze und Gesetzemachen, das liebe ich!«
    »Es freut mich, daß es jemandem so geht«, sagte Pompeius. »Ich glaube, für mich sind Gesetze eine Plage. Sie richten sich immer gegen die Besseren mit den besseren Fähigkeiten, vor allem gegen die noch ganz Jungen.«
    »Ohne Gesetze können die Menschen nicht leben!«
    »Die besseren Menschen schon.«

Pompeius Strabo machte keine Anstalten, Rom zu verlassen, obwohl er den Leuten weiterhin erzählte, man werde ihn oder den Mitkonsul Lucius Cato nicht vermissen, weil der Stadtprätor Aulus Sempronius Asellio ein sehr fähiger Mann sei. In Wahrheit zögerte er die Abreise deshalb hinaus, weil er die Flut von Gesetzen, die auf die lex Julia folgen würde, im Auge behalten wollte. Der Mitkonsul Lucius Porcius Cato Licinianus überließ Pompeius Strabo diese Aufgabe. Die beiden Konsuln waren sich nicht wohlgesonnen. Lucius Cato ging in die Campania, änderte dort aber seine Absichten und postierte sich auf dem zentralen Kriegsschauplatz. Pompeius Strabo hatte keinen Hehl daraus gemacht, daß er den Krieg in Picenum weiterführen wollte. An seiner Stelle schickte er den lungenkranken Sextus Julius Caesar los, um im kältesten Winter seit Menschengedenken Asculum Picentum zu belagern. Kaum war Sextus Caesar abmarschiert, traf die Nachricht ein, er habe schon achttausend aufständische Picenter getötet. Er hatte sie erwischt, als sie ihren völlig verschmutzten Lagerplatz aufgaben und an einen neuen überwechselten. Pompeius Strabo ärgerte sich zwar, blieb aber trotzdem in Rom.
    Seine lex Pompeia passierte ohne Zwischenfälle die Volksversammlung. Sie garantierte das volle römische Recht für jede Stadt, die das latinische Recht hatte und in Gallia Cisalpina südlich des Po lag. Zugleich erhielten die Städten Aquileia, Patavium und Mediolanum nördlich des Po das latinische Recht. Alle Menschen in diesen großen, wohlhabenden Gemeinschaften kamen jetzt zu seiner Klientel, hauptsächlich aus diesem Grund hatte er das Gesetz eingebracht. Da Pompeius Strabo nicht wirklich an den Bürgerrechten für die Italiker gelegen war, erlaubte er Piso Frugi, für diejenigen, die von den drei Gesetzen profitierten, einen Nachteil einzubauen. Piso Frugi arbeitete als erstes eine Gesetzesvorlage aus, nach der alle Neubürger zwei neu geschaffenen Tribus angehören sollten. Die fünfunddreißig bisherigen Tribus blieben dagegen ausschließlich den alten Römern vorbehalten. Als Etruria und Umbria jedoch aufbegehrten, weil sie nicht besser gestellt waren als römische Freigelassene, änderte Piso Frugi sein Gesetz, so daß alle Neubürger acht alten oder den beiden neuen Tribus zugewiesen wurden.
    Dann hielt der erste Konsul die Wahl der Zensoren ab; gewählt wurden Lucius Julius Caesar und Publius Licinius Crassus. Vor jeder anderen Amtshandlung verkündete Lucius Caesar, er werde zu Ehren seines Vorfahren Aeneas der Stadt Troja, seinem geliebten Ilion, alle Steuern erlassen. Da Troja nur noch ein kleines Dorf war, stieß er auf keinen Widerstand. Der Senatsvorsitzende Scaurus, der sich möglicherweise widersetzt hätte, wurde von den beiden geflüchteten Königen, von Nikomedes von Bithynien und Ariobarzanes von Kappadokien, schier in den Wahnsinn getrieben. Sie jammerten ebensoviel, wie sie Bestechungsgelder verteilten, und fanden es unverständlich, daß Rom sich mehr um den Krieg gegen die Italiker kümmerte als um die bevorstehende Auseinandersetzung mit Mithridates.
    Wichtigster Gegner von Lucius Caesars Gesetz zur Verleihung der Bürgerrechte war Quintus Varius gewesen, der befürchtete, er werde das erste Opfer des neuen Gesetzes sein. Die neuen Volkstribunen fielen wie die Wölfe über ihn her, an ihrer Spitze Marcus Plautius Silvanus. Eine rasch verabschiedete lex Plautia wandelte die Kommission des Varius — die bisher all jene verfolgt hatte, die dafür eingetreten waren, daß die Italiker die Bürgerrechte erhielten — in eine Kommission des Plautius um, die all jene

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