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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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auf den Weg gemacht hatte.
    Pompeius drehte sich um. »Was ist denn los?«
    »Ich habe vergessen, deinem Vater meine Befehle zu übergeben.«
    »Die kannst du wegwerfen«, sagte Pompeius gleichgültig. »Du gehörst ab heute zu mir. Mein Vater merkt nicht einmal, daß es dich gibt.«
    Cicero folgte ihm zum Gartenhof mit den Säulen. Kaum hatten sie einen Sitzplatz in der wärmenden Sonne gefunden, da demonstrierte ihm Pompeius, daß er für die Redekunst zwar überhaupt nichts übrig hatte, aber trotzdem reden — und tratschen — konnte.
    »Hast du gehört, was Gaius Vettienus gemacht hat?«
    »Nein«, sagte Cicero.
    »Er hat sich an der rechten Hand die Finger abgehackt, damit er nicht zum Militär muß. Der Stadtprätor Cinna hat ihn dazu verdonnert, den Rest seines Lebens als Diener in der Kaserne zu verbringen.«
    Cicero lief es eiskalt den Rücken hinunter. »Ein merkwürdiges Urteil, findest du nicht?« Beim Thema Rechtsprechung war er hellhörig geworden.
    »Nun, ein Exempel mußten sie schon statuieren! Man kann ihn doch nicht mit Exil und einer Geldstrafe davonkommen lassen. Anders als bei den Völkern im Osten, die die Leute im Gefängnis schmoren lassen, bis sie steinalt sind oder tot, stecken wir sie nicht einmal für einen Monat in den Kerker! Ich finde Cinnas Lösung wirklich sehr elegant«, Pompeius lächelte höhnisch. »Die Kerle in Capua werden Vettienus das restliche Leben schon sauer machen!«
    »Das werden sie allerdings.« Cicero schluckte.
    »Na los, jetzt bist du dran!«
    »Daran mit was?«
    »Erzähl etwas.«
    »Mir fällt nichts ein, Gnaeus Pompeius.«
    »Wie heißt die Frau von Appius Claudius Pulcher?«
    Cicero blinzelte. »Weiß ich nicht.«
    »Für dein Hirn weißt du ziemlich wenig, was? Dann sag ich es dir. Caecilia Metella Balearica. Ein Name wie ein Bandwurm, nicht wahr?«
    »Das ist eine ganz ehrwürdige Familie.«
    »Nicht so berühmt, wie meine sein wird!«
    »Und was ist mir ihr?« fragte Cicero.
    »Sie ist vor kurzem gestorben.«
    »Oh.«
    »Kurz nachdem Lucius Julius wegen der Wahlen nach Rom zurückgekehrt ist, hatte sie einen Traum«, fuhr Pompeius redselig fort. »Am nächsten Morgen ist sie zu Lucius Julius gegangen und hat ihm gesagt, Juno Sospita sei ihr erschienen und habe über den furchtbaren Zustand ihres Tempels geklagt. Offenbar habe eine Schwangere im Tempel Zuflucht gesucht und sei dort bei der Niederkunft gestorben. Man habe bloß die Leiche herausgeschafft und vergessen, den Boden zu schrubben. Lucius Julius und Caecilia Metella Balearica haben zu Lappen und Eimer gegriffen und eigenhändig auf Knien den Boden gewienert. Stell dir vor! Lucius Julius, der die Toga nicht ablegen wollte, hat sich beschmutzt. Man müsse der Gottheit die volle Ehre erweisen, meinte er. Von dort aus ist er direkt zur Curia Hostilia gegangen, um den Italikern per Gesetz das Bürgerrecht zu verleihen. Und er hat die Senatoren angefahren, sie würden die Tempel verkommen lassen. Wie solle Rom den Krieg gewinnen, wenn man die Götter nicht respektiere? Am nächsten Tag ist das ganze Haus mit Lappen und Eimern losgezogen, um sämtliche Tempel zu putzen.« Pompeius hielt inne. »Was hast du denn?«
    »Woher weißt du das alles, Gnaeus Pompeius?«
    »Ich höre den Leuten zu, auch den Sklaven. Was machst du denn den ganzen Tag? Homer lesen?«
    »Homer habe ich schon vor Jahren ganz gelesen«, sagte Cicero selbstgefällig. »Inzwischen bin ich bei den großen Oratoren.«
    »Und hast keine Ahnung, was in der Stadt los ist.«
    »Jetzt, wo ich dich kenne, wird das sicher bald anders. Und was ist nun mit der Frau von Appius Claudius Pulcher? War das ihre Lektion, daß sie an ihrem Traum und an der Reinigung des Tempels der Juno Sospita gestorben ist?«
    »Es ging ganz schnell. Lucius Julius meint, es sei ein böses Omen. Sie war eine hochgeachtete Hausfrau in Rom, hatte sechs Kinder, alle um ein Jahr auseinander. Das jüngste ist gerade ein Jahr alt.«
    »Die Glückszahl ist sieben«, sagte Cicero mit scharfem Witz.
    »Bei ihr nicht.« Pompeius hatte die Ironie nicht bemerkt. »Nach sechs problemlosen Geburten kann sich das keiner erklären. Lucius Julius meint, daß die Götter uns zürnen.«
    »Glaubt er, er kann die Götter mit seinem neuen Gesetz beschwichtigen?«
    Pompeius zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Das weiß keiner. Ich weiß nur, daß mein Vater in ihrer Gunst steht, und ich auch. Mein Vater hat die Absicht, jeder Gemeinschaft mit latinischem Recht in Gallia Cisalpina mit

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