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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Metella Delmatica kennengelernt habe«, sagte Aelia, die Cornelia Sulla von so gefährlichen Äußerungen weglocken wollte, »auch nicht, als sie meinem Mann nachlief.«
    »Er ist nicht mehr dein Mann, Mama. Er ist ihr Mann.«
    »Kaum jemand kennt sie«, sagte der junge Pompeius Rufus, ebenfalls darauf bedacht, Cornelia Sulla zu besänftigen. »Marcus Scaurus hat sie nach jener einzigen Verirrung in vollkommener Isolation gehalten, und dabei war ihr Vergehen ganz unschuldig. Es gibt auch zwei Kinder, ein Mädchen und einen Jungen. Aber niemand kennt sie. Und die Mutter auch nicht. Seit dem Tod von Marcus Scaurus ist sie genauso unsichtbar wie zuvor. Deshalb redet auch die ganze Stadt darüber.« Er streckte seinen Becher vor und ließ sich noch einmal Wasser einschenken. »Heute ist der erste Tag nach Ablauf ihrer Trauerzeit. Das ist noch ein weiterer Grund dafür, daß ganz Rom darüber redet.«
    »Er muß sie sehr lieben«, sagte Aelia.
    »Unsinn!« fauchte Cornelia Sulla. »Er liebt niemanden.«

    Nach dem Anfall von Weißglut, in dem Sulla Aelia allein auf dem Clivus Victoriae hatte stehen lassen, versank er für die folgenden Stunden in die bekannte rabenschwarze Depression. Teilweise zu dem Zweck, das Messer in der tiefen Wunde zu drehen, die er, wie er genau wußte, der allzu netten, allzu langweiligen Aelia zugefügt hatte, ging er am nächsten Morgen zum Haus von Metellus Pius. Sein Interesse an der Witwe des Scaurus war so alt und so kalt wie seine Stimmung, in Wahrheit wollte er nur eines: Aelia Kummer machen. Die Scheidung war nicht genug, er mußte einen besseren Weg finden, das Messer zu drehen. Und welchen besseren Weg gab es, als auf der Stelle eine andere Frau zu heiraten und den Anschein zu erwecken, er habe sich aus diesem Grunde von Aelia getrennt? Die Frauen, dachte er, als er zum Hause von Metellus Pius ging, hatten ihn seit frühester Jugend zum Wahnsinn getrieben. Seit er es aufgegeben hatte, sich Männern zu verkaufen, weil er so dumm gewesen war und geglaubt hatte, Frauen seien die leichteren Opfer. Und in Wahrheit war er das Opfer. Ihr Opfer. Er hatte Nikopolis und Clitumna getötet. Und er dankte allen Göttern, daß Julilla sich selbst umgebracht hatte.
    Aber es war zu gefährlich, Aelia zu töten. Die Scheidung reichte einfach nicht, sie hatte schon seit Jahren damit gerechnet.
    Er fand das Ferkel im Gespräch mit seinem neuen Quästor Mamercus Aemilius Lepidus Livianus. Es war ein ausgesprochener Glücksfall, daß er sie beide zusammen antraf — aber war er nicht immer der Liebling Fortunas gewesen?
    Mamercus und das Ferkel hatten selbstverständlich viel miteinander zu besprechen, aber in seiner düsteren Stimmung strahlte Sulla etwas aus, daß die beiden ihn mit der nervösen Unruhe eines Paares empfingen, das man beim Liebesakt ertappt hat.
    Da sie beide gute Offiziere waren, setzten sie sich erst, nachdem er sich gesetzt hatte. Dann starrten sie ihn wortlos an, weil ihnen nichts Passendes einfiel.
    »Hat man euch die Zunge herausgeschnitten?« fragte Sulla.
    Metellus Pius fuhr erschrocken zusammen. »Nein, Lucius Cornelius! Nein! Entschuldige bitte, meine Gedanken waren m-m- meilenweit weg.«
    »Deine auch, Mamercus?« fragte Sulla.
    Mamercus, der stets langsam, ruhig und zuverlässig war, rang sich ein Lächeln ab. »Ehrlich gesagt, ja.«
    »Dann werde ich den Gedanken eine gänzlich andere Richtung geben — das gilt für euch beide«, sagte Sulla mit seinem teuflischsten Lächeln.
    Die beiden schwiegen und warteten ab.
    »Ich will Caecilia Metella Delmatica heiraten.«
    »Beim Jupiter!« quiekte Metellus Pius.
    »Das ist nicht sehr originell, Ferkel«, sagte Sulla. Er stand auf, ging zur Tür von Metellus Pius’ Arbeitszimmer und blickte zurück, eine Augenbraue hochgezogen. »Ich will sie morgen heiraten. Ich möchte, daß ihr beide darüber nachdenkt und mir um die Mittagszeit eure Antwort schickt. Da ich einen Sohn will, habe ich meine Frau wegen Unfruchtbarkeit verstoßen. Ich will sie aber nicht durch ein dummes junges Mädchen ersetzen. Ich bin zu alt für jugendliche Mätzchen. Ich will eine reife Frau, die ihre Fruchtbarkeit durch die Geburt von zwei Kindern bewiesen hat, eines davon ein Sohn. Ich dachte an Delmatica, weil sie eine gewisse Sympathie für mich zu hegen scheint — zumindest vor Jahren einmal zu hegen schien.«
    Damit verließ er sie, und Metellus und Mamercus starrten einander mit offenen Mündern an.
    »Beim Jupiter!« sagte Metellus Pius noch einmal,

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