MoR 02 - Eine Krone aus Gras
würde es verdächtig aussehen, wenn sie morgen heiraten würde. In einigen Wochen, denke ich.«
»Nein, es muß morgen sein«, sagte Metellus Pius heftig. »Du kennst Lucius Cornelius nicht so gut wie ich. Es gibt keinen Menschen, den ich mehr achte und respektiere. Aber man kann ihm nichts abschlagen, Mamercus! Wenn wir der Heirat zustimmen, findet sie morgen statt.«
»Mir ist gerade etwas eingefallen, Quintus Caecilius. Das letzte Mal, als ich bei Delmatica war, vor zwei oder drei Wochen, hat sie nach Lucius Cornelius gefragt. Aber sie hat nie nach irgend jemand sonst gefragt, nicht einmal nach dir, ihrem nächsten Verwandten.«
»Nun, mit neunzehn war sie verliebt in ihn. Vielleicht ist sie immer noch in ihn verliebt. Frauen sind eigenartig, solche Sachen kommen durchaus vor.« Das Ferkel sprach wie jemand, der große Erfahrung mit Frauen hat.
Gemeinsam gingen sie zum Haus von Marcus Aemilius Scaurus. Als sie Caecilia Metella Delmatica gegenübertraten, begriff Metellus Pius, was Mamercus gemeint hatte, als er sie schüchtern genannt hatte. Eine Maus, war sein vernichtendes Urteil, eine sehr attraktive Maus allerdings, zudem sanft und freundlich. Er kam nicht auf den Gedanken, sich zu fragen, wie er sich gefühlt hätte, wenn man ihn mit siebzehn Jahren einer fast sechzigjährigen Frau zum Manne gegeben hatte. Frauen taten, was man ihnen sagte, und ein sechzigjähriger Mann hatte in jeder Hinsicht mehr zu bieten als eine Frau von fünfundvierzig. Er sprach als erster, denn sie waren zu dem Schluß gekommen, daß er, ihr nächster Verwandter, praktisch die Position des Familienoberhauptes vertrat.
»Delmatica, wir haben heute einen Heiratsantrag für dich erhalten. Wir empfehlen dir sehr, daß du ihn annimmst, doch wir denken auch, du solltest das Recht haben, nein zu sagen, wenn du das möchtest.« Metellus Pius sprach sehr förmlich. »Du bist die Witwe des Princeps Senatus und die Mutter seiner Kinder. Wir meinen allerdings, daß du wahrscheinlich keinen besseren Heiratsantrag bekommen wirst.«
»Wer hat um mich angehalten, Quintus Caecilius?« fragte Delmatica sehr vorsichtig.
»Der Konsul Lucius Cornelius Sulla.«
Ein Ausdruck ungläubiger Freude erhellte ihr Gesicht, ihre grauen Augen leuchteten silbern, zwei etwas plumpe Hände kamen zum Vorschein, und beinahe hätte sie in die Hände geklatscht.
»Ich nehme an«, stieß sie hervor.
Beide Männer wunderten sich, denn sie hatten erwartet, es würde sie einige Überredungskunst kosten, um Delmaticas Zustimmung zu erlangen.
»Er möchte dich morgen heiraten«, sagte Mamercus.
»Heute, wenn er will!«
Was konnten sie dazu sagen? Was sollten sie dazu sagen?
Mamercus versuchte es. »Du bist eine sehr reiche Frau, Delmatica. Wir haben mit Lucius Cornelius nicht über eine Mitgift gesprochen. Wahrscheinlich spielt das für ihn keine große Rolle, denn er weiß, daß du reich bist, und mehr verlangt er nicht zu wissen. Er sagte, er habe sich von seiner Frau wegen Unfruchtbarkeit getrennt und wolle kein junges Mädchen heiraten, sondern lieber eine vernünftige Frau, die noch Kinder bekommen könne, am liebsten eine Frau, die bereits Kinder habe und deren Fruchtbarkeit somit erwiesen sei.«
Diese umständliche Erklärung dämpfte das Leuchten in ihrem Gesicht ein wenig, aber sie nickte, als verstehe sie, obgleich sie nichts sagte.
Mamercus watete tiefer in den Sumpf finanzieller Fragen hinein. »Du wirst natürlich nicht weiter hier leben können. Dieses Haus ist nun das Eigentum deines kleinen Sohnes und muß unter meiner Obhut bleiben. Ich schlage vor, du fragst das Ehepaar, das bei dir lebt, ob sie nicht weiterhin hier wohnen wollen, bis dein Sohn alt genug ist, selbst die Verantwortung zu übernehmen. Die Sklaven, die du nicht in dein neues Zuhause mitnehmen möchtest, können hier bei den Hausverwaltern bleiben. Aber das Haus von Lucius Cornelius ist sehr klein, verglichen mit diesem Haus. Ich denke, du wirst es beengend finden.«
»Ich finde dieses hier beengend«, sagte Delmatica mit einem Anflug von — Ironie? Wahrhaftig?
»Ein neuer Anfang sollte auch ein neues Haus bedeuten«, fuhr Metellus Pius fort, als Mamercus stockte. »Wenn Lucius Cornelius einverstanden ist, könnte der Ehevertrag ein Haus dieser Größe in einer Gegend einschließen, die eurer Stellung angemessen ist. Deine Mitgift besteht aus dem Geld, das dir dein Vater hinterlassen hat, mein Onkel Delmaticus. Außerdem besitzt du eine große Summe, die dir Marcus Aemilius
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