Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
Freude!«
    »Ich verstehe sehr wohl, wo die Reize liegen.« Lucullus’ Blick folgte den Bewegungen eines jungen Mädchens, das gerade vor Sullas Fenster nackt in der Sonne tanzte.
    »Du liebst junges Blut, nicht wahr?« Sulla kicherte, beugte sich vor und ergriff Lucullus’ Arm. »Sieh dir lieber ihren Tanz bis zu Ende an. Danach kannst du mit ihr spazierengehen.«
    »Was hast du mit ihren Müttern gemacht?«
    »Nichts. Ich kaufe sie ihren Müttern ab.«
    Lucullus blieb. Und er kam noch oft wieder.
    Im März war Sullas Leidenschaft schließlich erloschen, und es war außerordentlich schwierig, mit ihm fertigzuwerden, selbst für Metrobius und Valeria, die gelernt hatten, zusammenzuarbeiten. Irgendwie — sie wußte nicht genau wie — hatte Valeria bemerkt, daß sie schwanger war. Von Sulla, so hoffte sie. Aber sie konnte es ihm nicht sagen, und sie hatte Angst vor dem Tag, an dem ihr Zustand offensichtlich wurde. Es war um die Jahreswende passiert. Lucullus hatte ein paar sonderbare Pilze mitgebracht, die angeblich aus Africa stammten, und die engsten Freunde, darunter Valeria, hatten davon gegessen. Sie erinnerte sich dunkel, daß alle Anwesenden sich mit ihr amüsiert hatten, von Sulla über Sorex bis zu Metrobius. Es war der einzige Vorfall dieser Art gewesen, und als sie sich der entsetzlichen Folgen bewußt wurde, bekam sie Angst.
    Sullas Wutanfälle waren schrecklich. Er schrie und tobte stundenlang, und man mußte aufpassen, daß er denen, die ihm in die Quere kämen, keinen Schaden zufügte, angefangen von den Kindern, die als Spielzeug für seine Freunde dienten, bis hin zu den alten Frauen, welche die Wäsche wuschen und saubermachten. Diejenigen, die ihn daran hinderten, wußten nur zu gut, daß sie sich damit selbst in Gefahr brachten.
    »Man darf nicht zulassen, daß er Menschen tötet!« rief Metrobius.
    »Ich wünschte, er würde sich mit dem, was ist, abfinden«, sagte Valeria unter Tränen.
    »Du bist heute irgendwie verändert, Herrin.«
    Das war eine unkluge Bemerkung; es brach aus Valeria heraus, und sie erzählte von ihrer Schwangerschaft. Auch Metrobius erinnerte sich daran, was vorgefallen war.
    »Wer weiß«, meinte er lachend, »vielleicht bin sogar ich der Vater. Die Chancen stehen eins zu vier.«
    »Fünf.«
    »Vier, Valeria. Das Kind kann unmöglich von Sulla sein.«
    »Er wird mich umbringen!«
    »Nimm jeden Tag, wie er kommt, und sag Sulla nichts«, meinte der Schauspieler mit Entschiedenheit. »Die Zukunft ist unerforsch- lich.«
    Kurze Zeit später bekam Sulla Schmerzen in der Lebergegend, die ihn nicht zur Ruhe kommen ließen. Tag und Nacht ging er schleppenden Schrittes das Atrium auf und ab, unfähig zu sitzen, zu liegen oder zu ruhen. Nur in dem Bad aus weißem Marmor neben seinem Zimmer fand er ein wenig Erleichterung, bis der ganze Kreislauf wieder von vorn begann und er das Atrium auf und ab schritt. Er litt solche Qualen, daß er jammerte und wimmerte und daran gehindert werden mußte, seinen Kopf gegen die Wand zu schlagen.
    »Der dumme Kerl, der seinen Nachttopf leert, hat das Gerücht verbreitet, Lucius Cornelius werde von Würmern aufgefressen«, sagte Tuccius, der Arzt, mit verächtlichem Blick zu Metrobius und Valeria. »Offen gesagt, die Unkenntnis der meisten Leute im Hinblick auf die Körperfunktionen und die Symptome einer Krankheit treibt mich fast zum Wahnsinn! Bis der Schmerz anfing, benutzte Lucius Cornelius die Latrine. Aber jetzt braucht er einen Nachttopf, und dessen Inhalt wimmelt von Würmern. Meint ihr, ich könnte den Dienern begreiflich machen, daß Würmer etwas Natürliches sind, daß jeder sie hat und daß sie ein Leben lang in unseren Eingeweiden hausen? Nein!«
    »Die Würmer fressen nicht?« flüsterte Valeria. Ihr Gesicht war kreidebleich.
    »Nur das, was wir bereits gegessen haben«, erwiderte Tuccius. »Wenn ich das nächste Mal nach Rom komme, werde ich dort sicher dieselbe Geschichte zu hören bekommen. Diener sind die größten Klatschmäuler.«
    »Ich glaube, du hast mich beruhigt«, sagte Metrobius.
    »Das war nicht meine Absicht. Ich wollte euch nur vor den Geschichten der Diener warnen, falls sie euch zu Ohren kommen. Die Realität ist ernst genug. Sein Urin schmeckt süßer als Honig, und seine Haut riecht nach reifen Äpfeln.«
    Metrobius verzog das Gesicht. »Du hast tatsächlich seinen Urin gekostet?«
    »Ja, aber erst nachdem ich einen alten Trick angewandt hatte, den ich als Kind von einer weisen Frau gelernt habe. Ich tat etwas

Weitere Kostenlose Bücher