MoR 03 - Günstlinge der Götter
Männern! Ihr dürft eure Wut wieder an eurem armen Land auslassen, indem ihr die falschen Männer wählt, öffentliche Gelder sinnlos verschleudert, den Blick nicht in die Zukunft richtet und nur euch selbst seht. Ich prophezeie euch, daß ihr und eure Nachkommen Rom in den nächsten dreißig Jahren rettungslos ruinieren werdet.«
Zärtlich berührte seine Hand das Gesicht seines Begleiters. »Jeder von euch, der ins Theater geht, weiß natürlich, wer das ist. Metrobius. Mein Freund, für immer und ewig.« Er drehte sich um, zog Metrobius’ Kopf zu sich herab und küßte ihn auf den Mund.
Sulla bekam einen Schluckauf. Kichernd ließ er sich zu seinem betrunkenen Esel führen und auf dessen Rücken heben. Der bunte Zug formierte sich neu, passierte das Tor und bewegte sich, gefolgt von einer jubelnden Menge, die Via Latina und Via Appia entlang.
Vatia brach in lautes Schluchzen aus, und die Senatoren wußten nicht, wohin sie sich wenden sollten. Schließlich gingen sie einzeln oder zu zweit davon, und Appius Claudius versuchte, den niedergeschlagenen Vatia zu trösten.
»Ich glaube es einfach nicht!« sagte Cethegus zu Philippus.
»Ich denke, es bleibt uns nichts anderes übrig«, meinte Philippus. »Deshalb hat er uns zu dieser lächerlichen Parade eingeladen. Wie sonst hätte er uns von seinen Fesseln befreien können?«
»Uns befreien? Was meinst du damit?«
»Du hast es ja gehört. Mehr als dreißig Jahre hat er seine wahre Natur verleugnet. Er hat mich und alle wichtigen Leute zum Narren gehalten. Und wie vorzüglich hat er sich heute für seine verpfuschte Kindheit gerächt! Rom wurde von einem abnormen Individuum beherrscht, gelenkt und geheilt. Wir wurden von einem Scharlatan betrogen. Wie muß er insgeheim über uns gelacht haben!«
Sulla lachte tatsächlich. Er lachte den ganzen Weg bis nach Misen- um, wohin er sich in einer blumengeschmückten Sänfte tragen ließ, mit Metrobius an seiner Seite und begleitet von einer ausgelassenen Gesellschaft. Er hatte alle auf sein Landgut eingeladen; dort durften sie so lange bleiben, wie sie wollten. Dem Zug hatten sich neben dem Komödianten Roscius und dem Possenspieler Sorex noch viele weniger bekannte Schauspieler angeschlossen. Die lustige Gesellschaft fiel in das neu renovierte Landgut ein, das einst ein passendes Heim für Cornelia, die Mutter der Gracchen, gewesen war, und stürmte ehrfurchtslos die geheiligten Pforten.
»Liber Pater!« rief sein Gefolge und warf ihm Kußhände zu, als er aus der Sänfte stieg, und die Musiker bliesen auf ihren Pfeifen kurze Triller. Sulla, der alles nur noch halbwegs wahrnahm, lachte wiehernd und stieß Freudenschreie aus.
Das Fest dauerte einen Wochenmarkt lang. Es wurde ungeheuer viel gegessen und getrunken, und von den umliegenden Gütern und aus den Dörfern strömten unzählige ungeladene Gäste herbei. Ihr Gastgeber schloß sie ins Herz und ließ sie sexuelle Freuden erleben, die ihnen bislang unbekannt gewesen waren.
Nur Valeria wurde auf eigenen Wunsch von allem ausgeschlossen. Sie hatte sich bei der Ankunft ihres Mannes in ihre Räume geflüchtet, sich eingeschlossen und geweint. Nachdem Metrobius sie überredet hatte, die Tür zu öffnen, meinte er: »Es wird nicht immer so unerträglich sein. Aber er hat sich schon so lange auf dieses Fest gefreut, daß du ihn gewähren lassen mußt. In ein paar Tagen wird er es büßen müssen — er wird sich furchtbar elend fühlen und überhaupt keine Lust mehr haben, im Mittelpunkt zu stehen.«
»Du bist sein Geliebter«, sagte Valeria völlig verzweifelt.
»Ich bin schon länger sein Geliebter, als du Tage erlebt hast«, sagte Metrobius freundlich. »Ich gehöre zu ihm. Das war immer so. Aber auch du gehörst zu ihm.«
»Liebe zwischen Männern ist widerlich!«
»Unsinn. Das haben dir dein Vater, dein Bruder und deine Vettern erzählt. Woher willst du das wissen? Was hast du in der trostlosen Enge und Abgeschiedenheit einer römischen Adligen schon vom Leben erfahren, Valeria Messala? Meine Gegenwart bedeutet nicht, daß er dich nicht braucht, ebensowenig wie deine Gegenwart bedeutet, daß er mich nicht braucht. Wenn du bleiben willst, mußt du dich damit abfinden, daß es in Sullas Leben viele Lieben gab und noch immer gibt.«
»Ich habe keine große Auswahl«, sagte sie wie zu sich selbst. »Entweder kehre ich in das Haus meines Bruders zurück, oder ich lerne, inmitten dieser wilden Horde zu leben.«
»So ist es«, sagte er und lächelte sie
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