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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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weiß nicht, was Liebe ist. Aurelia sagte immer, ich wisse es, erkenne es aber nicht. Ich bin nicht so sicher. Neulich träumte ich von Julilla und unserem Sohn. Er kam zu mir und bat mich, zu seiner Mutter zu gehen. Da hätte ich es wissen müssen. Aber ich weinte nur. Ihn habe ich geliebt. Mehr als ich mich selbst liebte. Oh, wie sehr habe ich ihn vermißt!«
    »Dem wird bald abgeholfen, lieber Lucius Cornelius.«
    »Ein Grund, sich auf den Tod zu freuen.«
    »Willst du noch etwas?«
    »Nur innere Ruhe. Ein Gefühl von... Erfüllung.«
    »Du hast Erfüllung gefunden.«
    »Mein Leichnam.«
    »Dein Leichnam, Lucius Cornelius?«
    »Die Cornelii wurden alle begraben. Aber ich will das nicht, Metrobius. Es steht zwar in meinem Testament, aber du mußt Lucullus versichern, daß es mir Ernst damit ist. Wenn mein Leichnam in ein Grab gelegt wird, könnte etwas von Gaius Marius’ Asche darauf liegen bleiben. Ich habe sie verstreut. Das hätte ich nicht tun sollen. Wer weiß, wo sie verborgen liegt und darauf wartet, mich zu beschmutzen? Sie trieb den Anio hinunter und überzog das Wasser wie Staub. Aber als ein Wind aufkam, wurde die noch trockene Asche auf der Wasseroberfläche fortgeweht. Deshalb kann ich nicht sicher sein. Ich muß verbrannt werden. Du mußt Lucullus sagen, daß es mir Ernst damit ist. Meine Asche soll unter einer luftdichten Haube gesammelt werden, damit Gaius Marius nicht an sie herankommt. Anschließend soll sie in ein Gefäß gefüllt werden, das versiegelt werden muß. Ich werde der einzige Cornelius sein, der verbrannt wird.«
    »Es wird alles geschehen, wie du es willst, das verspreche ich dir.«
    »Laß mich verbrennen, Metrobius! Lucullus soll mich verbrennen!«
    »Ja, Lucius Cornelius.«
    »Ich wünschte, ich wüßte, was Liebe ist!«
    »Aber du weißt es doch, natürlich weißt du es! Aus Liebe hast du deine wahre Natur verleugnet und dich Rom verschrieben.«
    »Ist das Liebe? Das kann nicht Liebe sein. Trocken wie Staub. Trocken wie meine Asche. Der einzige Cornelius, der verbrannt und nicht begraben wird.«
    Die prallen, geplatzten Blutgefäße in seinem Schlund hatten noch nicht aufgehört zu bluten, und kurz darauf spuckte Sulla wieder stundenlang Blut. Er wurde immer schwächer. In den nur noch seltenen lichten Augenblicken flehte er Metrobius immer wieder an, dafür zu sorgen, daß auch kein noch so winziges Stäubchen von Gaius Marius mit seinen sterblichen Überresten in Berührung kam. Dann fragte er wieder, was Liebe sei und warum er es nicht wisse.
    Lucullus kam noch rechtzeitig, um Sulla sterben zu sehen; allerdings konnte dieser nicht mehr sprechen und war nicht mehr bei Bewußtsein. Die eigenartig blaßblauen Augen mit dem äußeren dunklen Ring und den tiefschwarzen Pupillen hatten ihr bedrohliches Aussehen verloren und wirkten fahl und müde. Er atmete so schwach, daß man einen Spiegel vor seinen Mund halten mußte, um zu erkennen, ob er noch lebte. Seine Haut war wegen des hohen Blutverlusts noch blasser als sonst. Aber das Narbengewebe leuchtete dunkelrot, der kahle Schädel hatte an Spannkraft verloren und kräuselte sich wie die vom Wind gepeitschte See, und der Unterkiefer hing herab. Dann ging mit den Augen eine Veränderung vor sich. Die Pupillen weiteten sich, verdeckten die Iris und verschmolzen mit dem äußeren dunklen Ring. Sullas Lebenslicht erlosch, und die Umstehenden starrten ungläubig auf die weit geöffneten Augen, über denen ein goldener Glanz lag.
    Lucius Tuccius beugte sich über Sulla und drückte die Lider zu, und Metrobius legte die Münzen darauf, damit die Lider geschlossen blieben. Unterdessen schob Lucullus einen Denar in Sullas Mund, um für die Fahrt in Charons Boot zu bezahlen.
    »Er hatte einen schweren Tod«, sagte Lucullus mit beherrschter Stimme.
    Metrobius weinte. »Lucius Cornelius hatte es immer schwer. Ein leichter Tod hätte nicht zu ihm gepaßt.«
    »Ich werde seinen Leichnam für ein Staatsbegräbnis nach Rom überführen.«
    »Das hätte er sich gewünscht. Vorausgesetzt, er wird verbrannt.«
    »Er wird verbrannt werden.«
    Wie betäubt vor Schmerz schlich Metrobius von dannen und ging zu Valeria, die nicht stark genug gewesen war, um auf das Ende zu warten.
    »Es ist vorbei«, sagte Metrobius.
    »Ich habe ihn geliebt«, flüsterte sie. »Ich weiß, ganz Rom glaubte, ich hätte ihn aus praktischen Erwägungen heraus geheiratet, um zuzusehen, wie er meine Familie mit Auszeichnungen überschüttet. Aber er war ein bedeutender Mann,

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