MoR 04 - Caesars Frauen
hohen Holzmasten und Halteseilen aufgespannt werden. Er fand ein solches Vergnügen an der technischen Herausforderung, daß er die Entwürfe selbst anfertigte und ihre Ausführung persönlich überwachte.
Aber als der Aufbau dieser unglaublichen Konstruktion begann, verbreitete sich das Gerücht, Caesar trage sich mit der Absicht, tausend Gladiatorenpaare gegeneinander antreten zu lassen. Catulus rief den Senat zusammen.
»Was führst du tatsächlich im Schilde, Caesar?« fragte ihn Catulus vor überfülltem Haus. »Ich habe immer schon gewußt, daß du die Republik untergraben willst, aber zweitausend Gladiatoren zu einem Zeitpunkt in die Stadt zu bringen, da keine einzige Legion zu ihrem Schutz bereitsteht? Du gräbst nicht etwa klammheimlich einen Tunnel, du nimmst den Rammbock!«
»Ja, es ist wahr«, erwiderte Caesar gedehnt und erhob sich auf dem kurulischen Podium von seinem Stuhl, »daß ich einen gewaltigen Rammbock mein eigen nenne, und so manches Mal habe ich klammheimlich in einem dunklen Gang gegraben, aber immer das eine mit dem anderen.« Er zog den Ausschnitt seiner Tunika ein Stück vom Hals weg, senkte den Blick hinein und rief in den entstandenen Zwischenraum: »Stimmt es nicht, o du mein Rammbock?« Dann glättete er die Tunika wieder und setzte sein bezauberndstes Lächeln auf. »Er sagt, daß es stimmt.«
Crassus stieß einen undefinierbaren, gurgelnden Ton aus, aber noch bevor ein richtiges Lachen daraus werden konnte, übertönte ihn Cicero mit fröhlichem Gebell; das Haus brach in einen Sturm der Heiterkeit aus, dem ein sprachloser, im Gesicht puterroter Catulus hilflos gegenüberstand.
Daraufhin nannte Caesar die richtige Zahl: Er beabsichtige, dreihundertzwanzig in Silber gekleidete Gladiatorenpaare zu präsentieren.
Doch bevor die Gedenkspiele tatsächlich beginnen konnten, erregten sich Catulus und seine Freunde über eine neue Sensation. Als der Tag heraufdämmerte und das Forum, von den Häusern am Rand des Cermalus aus gesehen, wie das sanft wogende, weinrote Meer des Homer aussah, entdeckten diejenigen, die sich die besten Plätze sichern wollten und deshalb besonders früh gekommen waren, daß das Forum Romanum noch etwas anderes als ein Zeltdach bekommen hatte. Während der Nacht hatte Caesar sämtliche Standbilder des Gaius Marius vom Scheitel bis zum Sockel restaurieren lassen, und die Kriegstrophäen des Gaius Marius hatte er in die Tempel des Honos und der Virtus auf dem Kapitol bringen lassen. Aber was konnten die erzkonservativen Senatoren dagegen unternehmen? Die Antwort lautete: überhaupt nichts. Rom hatte den großartigen Gaius Marius weder vergessen, noch hatte es aufgehört, ihn zu lieben. Von allem, was Caesar während seines Jahres als kurulischer Ädil tat, wurde ihm nichts so hoch angerechnet wie diese Ehrenrettung des Gaius Marius.
Natürlich ließ sich Caesar die Gelegenheit nicht entgehen, alle Wähler daran zu erinnern, wer er war und woher er kam. In jeder kleinen Arena, in der ein paar seiner Zirkussoldaten kämpften, am Fuße des Komitiums, auf dem Platz zwischen den Tribunalen, neben dem Tempel der Vesta, vor dem Porticus Margaritaria, auf der Velia: Überall ließ er verkünden, daß der Stammbaum seines Vaters bis zu Venus und Romulus zurückreichte.
Zwei Tage danach richteten Caesar und Bibulus die ludi Romani aus, die diesmal zwölf Tage dauerten. Die Parade vom Kapitol über das Forum Romanum zum Circus Maximus dauerte drei Stunden. Die wichtigsten Magistrate und die Senatoren führten sie an, begleitet von schmucken, blutjungen Reitern. Dann folgten alle Wagen, die an den Rennen teilnehmen sollten, die Athleten, Hunderte von Tänzern und Mimen und Musikern, als Faune und Satyre verkleidete Zwerge, sämtliche Prostituierten Roms in ihren flammenfarbenen Togen, Hunderte von Sklaven, die goldene oder silberne Urnen und herrliche Vasen trugen, als Soldaten verkleidete Männer in scharlachroten, von Messinggürteln gerafften Tuniken — prächtige, mit Federbüschen geschmückte Helme auf dem Kopf — schwangen Speere und Schwerter. Dann kamen die Opfertiere und schließlich, den Ehrenplatz am Schluß des Zuges einnehmend, die zwölf Hauptgötter und viele andere Götter und Helden — lebensecht angemalt und in herrliche Kleider gehüllt, standen sie in offenen, mit Gold und Purpur geschmückten Sänften.
Caesar hatte den ganzen Circus Maximus dekorieren lassen, und im Vergleich zu seinen bisherigen Veranstaltungen hatte er sich noch eine
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