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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Dunkelheit spielten alle zehn Theater volle vier Tage lang — ein Hochgenuß für die Sinne, und ein Hochgenuß war es auch buchstäblich, denn Caesar ließ während der Pausen Erfrischungen servieren.
    Am letzten Tag versammelte die Prozession sich auf dem Kapitol und machte sich auf den Weg durch das Forum Romanum und die Via Triumphalis hinunter zum Circus Maximus, vorbei an vergoldeten Standbildern von Göttern wie Mars und Apollo — und von Castor und Pollux. Da Caesar die Vergoldungen aus eigener Tasche bezahlt hatte, war es nicht erstaunlich, daß Pollux sehr viel kleiner ausgefallen war als sein Zwillingsbruder Castor. Und das amüsierte ihn.
    Eigentlich galten die ludi Megalenses als staatlich finanzierte Spiele, und die Wagenrennen waren ihre größte Attraktion, tatsächlich aber gab es so gut wie keine staatlichen Zuschüsse für das Unterhaltungsprogramm. Das hatte Caesar jedoch nicht daran gehindert, am letzten Tag der Spiele mehr Wagenrennen zu veranstalten, als Rom jemals gesehen hatte. Als erstem kurulischen Ädil fiel ihm die Aufgabe zu, die Rennen zu starten. An jedem nahmen vier Wagen teil — ein roter, ein blauer, ein grüner und ein weißer. Das erste Rennen war für Wagen mit vier nebeneinander eingespannten Pferden, aber in anderen fuhren Gespanne mit zwei Pferden oder Tandemgespanne mit zwei oder drei Pferden hintereinander; Caesar ließ sogar Rennen mit ungesattelten Pferden durchführen, auf deren nackten Rücken Postreiter saßen.
    Die Strecke eines jeden Rennens betrug fünf Meilen, das waren sieben Runden um die spina, eine schmale, hohe Insel mit vielen Standbildern, an deren einem Ende sieben goldene Delphine angebracht waren, während am anderen sieben goldene Eier auf sieben großen Kelchen thronten. Nach jeder Runde wurde die Nase eines Delphins nach unten gezogen, damit der Schwanz sich in die Höhe reckte, und eines der Eier aus seinem Kelch genommen. Waren die zwölf Tages- und die zwölf Nachtstunden gleichlang, dann dauerte jedes Rennen etwa eine Viertelstunde; das Ganze ging also in einem hohen Tempo vonstatten. Stürze passierten gewöhnlich beim Umrunden der metae, der Wendepunkte, an denen jeder Fahrer mit Mut und Können versuchte, möglichst weit innen zu fahren, weil dies der kürzere Weg war. Die Zügel, in denen ein Messer steckte, damit sie sich im Falle eines Sturzes befreien konnten, hatten die Wagenlenker sich mehrmals um den Leib geschlungen.
    Die Menge war begeistert von dem Tag. Caesar hatte dafür gesorgt, daß zwischen den Rennen keine langen Pausen entstanden; die Buchmacher, die zwischen den zweihunderttausend begeisterten Zuschauern umherliefen und Wetten entgegennahmen, hatten alle Hände voll zu tun, um mit der zügigen Abfolge der Rennen Schritt halten zu können. Nicht eine einzige Reihe war freigeblieben, die Männer hatten ihre Frauen auf dem Schoß, damit noch mehr Leute Platz fanden. Kinder, Sklaven, selbst Freigelassene hatten keinen Zutritt, aber die Frauen durften bei den Männern sitzen. Bei Caesars Spielen zwängten sich über zweihunderttausend freie römische Bürger in den Circus Maximus, und Tausende mehr drängelten sich an den günstigsten Aussichtspunkten auf dem Aventin und dem Palatin.
    »Es waren die besten Spiele, die Rom jemals gesehen hat«, sagte Crassus am Ende des sechsten Tages zu Caesar. »Was für eine technische Meisterleistung, den Tiber umzuleiten und alles rechtzeitig wieder wegzuräumen, um trockenen Grund für die Wagenrennen zu haben.«
    »Das war noch gar nichts«, erwiderte Caesar lächelnd, »und es war auch nicht besonders schwer, einen Tiber umzuleiten, der vom vielen Regen bis oben hin angeschwollen ist. Warte erst bis zu den ludi Romani im September. Lucullus wäre am Boden zerstört, wenn er in die Stadt kommen könnte, um sie sich anzusehen.«
    Zwischen den ludi Megalenses und den ludi Romani stellte Caesar noch etwas so Ungewöhnliches und Spektakuläres auf die Beine, daß Rom noch nach Jahren davon sprach. Die Stadt erstickte bereits unter dem Zustrom auswärtiger Gäste, die wegen der großen Spiele im September gekommen waren, da ließ Caesar noch Spiele zum Gedenken an seinen Vater veranstalten und nutzte dafür das gesamte Forum Romanum. Natürlich war es heiß und der Himmel wolkenlos, deshalb wollte er das ganze Gelände mit roten Segeltüchern überdachen lassen, deren Kanten an den Gebäuden, die hoch genug waren, befestigt wurden; wo keine Gebäude standen, sollte der schwere Stoff mit Hilfe von

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