MoR 04 - Caesars Frauen
Leben unter freiem Himmel. Wahrscheinlich dokterst du auch an seiner Haut herum.
Sie sieht entsetzlich aus.«
»Du bist nicht für Brutus verantwortlich.«
»Nach Caepios Testament bin ich das sehr wohl.«
»Onkel Mamercus hat schon alles mit ihm durchgesprochen, er braucht dich nicht. Niemand braucht dich, Cato. Warum gehst du nicht und springst in den Tiber?«
»Ich werde überall gebraucht, soviel ist gewiß. Als ich in den Osten aufgebrochen bin, ist dein Junge auf das Marsfeld gegangen und man konnte annehmen, daß doch noch ein Mann aus ihm würde. Jetzt ist er Mamas Schoßhündchen! Und überhaupt, wie konntest du ihn mit einem Mädchen verloben, das keinerlei Mitgift in die Ehe bringt, mit einer von diesen elenden Patrizierinnen? Was für läppische Kinder mögen dieser Beziehung wohl entspringen?«
»Ich hoffe sehr«, entgegnete Servilia eisig, »daß Söhne wie Julias Vater und Töchter wie ich dabei herauskommen. Du kannst über die Patrizier und den alten Adel sagen, was du willst, Cato, Julias Vater verkörpert jedenfalls all das, was einen Römer ausmachen sollte, als Soldat, als Redner und als Politiker. Außerdem wollte Brutus die Verbindung. Es war nicht meine Idee, leider nicht. Ihr Stammbaum ist so gut wie sein eigener, und das ist tausendmal wichtiger als jede Mitgift! Nur zu deiner Information: Ihr Vater hat uns eine Mitgift von hundert Talenten garantiert. Dabei braucht Brutus überhaupt keine Mitgift, jetzt, wo er Caepios Erbe ist.«
»Wenn er schon Jahre auf seine Braut warten muß, dann hätte er auch noch ein bißchen länger warten und Porcia heiraten können«, sagte Cato. »Das wäre eine Verbindung, der ich von ganzem Herzen zugestimmt hätte! Das Geld meines geliebten Caepio wäre an Kinder beider Seiten seiner Familie gegangen!«
»Aha, ich verstehe!« höhnte Servilia. »Jetzt rückst du mit der Wahrheit heraus, Cato. Deinen Namen wolltest du nicht ändern, aber jetzt möchtest du durchs Hintertürchen an das Geld! Mein Sohn soll den Abkömmling einer Sklavin heiraten? Nur über meine Leiche!«
»Es könnte trotzdem noch so kommen«, erwiderte Cato selbstgefällig.
»Wenn es so kommt, dann bekommt das Mädchen glühende Kohlen zum Abendbrot!« Servilia war nervös; sie spürte, daß sie gegen Cato keine so gute Figur wie gewöhnlich machte — er war gelassener und nicht mehr so verwundbar. Sie zog ihren giftigsten Pfeil aus dem Köcher. »Abgesehen davon, daß du, der Abkömmling eines Sklaven, Porcias Vater bist — wir wollen doch die Mutter nicht vergessen. Niemals würde ich meinen Sohn die Tochter einer Frau heiraten lassen, die nicht einmal abwarten kann, bis ihr Ehemann wieder zu Hause ist!«
Früher wäre er mit Worten auf sie losgegangen, hätte gebrüllt und sie mit Fragen gelöchert. Jetzt erstarrte er und sagte eine Weile lang gar nichts.
»Ich fürchte, diese Behauptung mußt du mir erläutern«, forderte er schließlich.
»Mit Vergnügen. Atilia ist ein sehr ungezogenes Mädchen gewesen.«
»Ach, Servilia, Rom bräuchte ein Gesetz gegen vorlautes Geschwätz, und du wärst einer der besten Gründe dafür!«
Servilia lächelte süffisant. »Frag doch deine Freunde, wenn du mir nicht glaubst. Bibulus und Ahenobarbus waren hier und haben mitangesehen, wie sie sich aufgeführt hat. Alle wissen davon.«
Seine Lippen wurden schmal. »Wer?« fragte er.
»Nun, wer schon? Natürlich der römischste unter den Römern: Caesar. Und jetzt frag bloß nicht, welcher Caesar. Du weißt, welcher Caesar diesen Ruf hat. Der zukünftige Schwiegervater meines geliebten Brutus.«
Cato erhob sich, ohne noch ein Wort zu sagen. Er ging unverzüglich zu seinem prunklosen Haus in der bescheidenen Straße mitten auf dem Palatin, in dessen einzigem Gästezimmer er gleich bei seiner Rückkehr — noch bevor er daran gedacht hatte, Weib und Kinder zu begrüßen — seinen besten Freund untergebracht hatte, den Philosophen Athenodorus Cordylion.
Kurzes Nachdenken bestätigte Servilias boshafte Bemerkungen. Atilia war wirklich verändert. Zum einen lächelte sie gelegentlich und erlaubte sich sogar, zu reden, ohne gefragt worden zu sein, zum anderen waren ihre Brüste voller geworden, und das hatte ihn seltsamerweise abgestoßen. Obwohl seit seiner Ankunft in Rom bereits drei Tage vergangen waren, war er noch nicht in ihrer Schlafkammer gewesen (er schlief lieber allein im großen Schlafzimmer), um einem Bedürfnis nachzugeben, von dem sogar sein verehrter Urgroßvater Cato der Zensor
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