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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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gesagt hatte, es sei zwischen Mann und Frau (oder Herr und Sklavin) nicht nur ein statthafter, sondern ein ganz und gar lobenswerter Trieb.
    Oh, welcher freundliche, wohlwollende Gott hatte ihn davor bewahrt? Sich mit seinem legalen Eigentum zu vereinigen, ohne zu wissen, daß sie inzwischen das illegale Eigentum eines anderen geworden war! Cato erschauerte bei dem Gedanken. Caesar. Gaius Julius Caesar, der Verruchteste in diesem verrotteten und degenerierten Haufen. Was in aller Welt hatte er in Atilia gesehen, die Cato nur deshalb ausgesucht hatte, weil die das genaue Gegenteil der üppigen, dunklen, bezaubernden Aemilia Lepida war? Cato wußte, daß es mit seiner geistigen Beweglichkeit nicht besonders weit her war, denn das hatte man ihm von Kindesbeinen an eingebleut, aber nach Caesars Motiv mußte er nicht lange suchen. Obwohl Patrizier, würde dieser Mann ein Demagoge werden, ein neuer Gaius Marius. Wie viele Frauen von entschlossenen Traditionalisten mochte er verführt haben? Es gab Gerüchte. Und hier stand er, Marcus Porcius Cato, noch nicht alt genug für einen Sitz im Senat — aber bereits mit besten Aussichten auf einen äußerst prominenten Feind fürs Leben. Und das war gut so! Es bedeutete, daß er, Marcus Porcius Cato, die Kraft haben würde, auf dem Forum und im Senat eine große Rolle zu spielen. Caesar hatte ihm Hörner aufgesetzt! Nicht für einen Augenblick kam es ihm in den Sinn, daß Servilia dahinter stehen könnte, denn er hatte keine Ahnung, wie vertraut Servilia mit Caesar war.
    Gut, Atilia mochte Caesar in ihr Bett und zwischen ihre Beine gelassen haben, aber seit diesem Tage war Cato nicht mehr bei ihr gewesen. Was Caepios Tod ausgelöst hatte, wurde durch Atilias Verrat vollendet. Keine Gefühle! Niemals mehr! Gefühle brachten endlose Schmerzen.
    Er fragte Atilia erst gar nicht. Er rief einfach den Verwalter in sein Arbeitszimmer und trug dem Mann auf, sie auf der Stelle aus dem Haus zu werfen und zu ihrem Bruder zurückzuschicken. Ein paar Worte auf einen Zettel gekritzelt, und die Sache war erledigt. Sie war geschieden, und von der Mitgift einer Ehebrecherin würde er auch nicht eine einzige Sesterze wieder herausrücken. Er saß in seinem Arbeitszimmer und hörte von weitem ihre Stimme, ein Heulen, ein Schluchzen, ein verzweifeltes Schreien nach den Kindern, aber immer wieder wurde ihre Stimme von der des Verwalters übertönt und von dem Lärm der Sklaven, die sich überschlugen, um den Befehlen ihres Vorgesetzten nachzukommen. Schließlich öffnete sich die Haustür und fiel wieder zu. Anschließend klopfte der Verwalter bei ihm an.
    »Die Dame Atilia ist fort, Herr.«
    »Schick mir meine Kinder.«
    Ein paar Minuten später kamen sie herein, verstört durch die Aufregung, deren Grund sie noch nicht kannten. Daß sie beide seine Kinder waren, ließ sich nicht bestreiten, auch jetzt nicht, wo der Zweifel zu nagen begann. Porcia zählte sechs Jahre, war groß für ihr Alter, schlank und kantig; sie hatte sein kastanienbraunes Haar in einer dichteren, lockigeren Variante, seine grauen Augen, den langen Hals und die gleiche, wenn auch nicht ganz so große Nase. Cato junior war zwei Jahre jünger, ein magerer kleiner Junge; er erinnerte Cato immer daran, wie er selbst zu der Zeit ausgesehen hatte, als der marsische Emporkömmling Silo ihn ständig aus dem Fenster gehalten und gedroht hatte, ihn auf die spitzen Felsen fallen zu lassen — nur daß Cato junior eher schüchtern als kühn war und schnell zu weinen anfing. Und leider hatte sich inzwischen gezeigt, daß Porcia die Klügere der beiden war, diese kleine Rednerin und Philosophin. Unnütze Talente bei einem kleinen Mädchen.
    »Kinder, ich habe eure Mutter wegen Untreue verstoßen«, verkündete Cato mit der üblichen schrillen Stimme und ohne eine Miene zu verziehen. »Sie ist unkeusch gewesen und hat damit ihre Untauglichkeit als Ehefrau und Mutter bewiesen. Ich habe ihr verboten, dieses Haus noch einmal zu betreten, und ich erlaube euch nicht, sie noch einmal zu sehen.«
    Der kleine Junge wußte nicht so recht, was anfangen mit all diesen erwachsenen Worten, er hatte nur verstanden, daß gerade etwas Schreckliches passiert war, und daß es sich um Mama drehte. Seine großen grauen Augen füllten sich mit Tränen, die Unterlippe fing an zu zittern. Daß er nicht in lautes Gebrüll ausbrach, war nur seiner Schwester zu verdanken, die blitzschnell seinen Arm packte, das Signal, daß er sich beherrschen mußte. Und sie, die

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