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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Aber leider ging es nicht nur darum, zweimal Spiele zu veranstalten; diese Aufgabe hatte jeder kurulische Ädil, und je großartiger er sie gestaltete, desto größer das Ansehen, das er damit erwerben konnte. Caesar wollte überdies auf dem Forum Gladiatorenspiele zum Gedenken an seinen Vater inszenieren, und die würden ihn noch einmal fünfhundert Talente kosten. Also würde er sich etwas leihen müssen. Darüber hinaus stieß er all jene vor den Kopf, die ihn gewählt hatten, indem er Geldstrafen gegen sie verhängte, um seine Ädilenschatulle zu füllen. Und das nicht zu knapp! Marcus Crassus, der eigentlich der Meinung war, ein Mann müsse zu seinen Freunden stehen, selbst gegen die Interessen des Staates, tolerierte es nur, weil er Caesar wirklich liebte.
    »Ich gebe dir alles, was ich besitze, Pavo«, sagte Lucius Decumius, als er Caesar, über Zahlenkolonnen gebeugt, an seinem Tisch sitzen sah.
    Auch wenn er müde und ein wenig mutlos aussah, für diesen seltsamen alten Mann, der eine so große Rolle in seinem Leben spielte, hatte er noch immer ein Lächeln übrig. »Laß nur, Papa! Mit deinem Geld könnte ich höchstens ein einziges Gladiatorenpaar engagieren.«
    »Ich besitze fast zweihundert Talente.«
    Caesar pfiff durch die Zähne. »Da habe ich wohl doch den falschen Beruf! Bringt es so viel ein, den Bewohnern der Via Sacra und des Vicus Fabricii Ruhe und Ordnung zu garantieren?«
    »Im Laufe der Jahre kommt einiges zusammen«, erwiderte Lucius Decumius bescheiden.
    »Behalt es, Papa, ich will es nicht.«
    »Und wo willst du das fehlende Geld hernehmen?«
    »Ich leihe es mir, gegen die Sicherheit meiner Einkünfte als Proprätor in einer guten Provinz. Ich habe Balbus nach Gades geschrieben, und er ist bereit, Empfehlungsschreiben an die richtigen Leute hier in Rom zu schicken.«
    »Kannst du es dir nicht von ihm leihen?«
    »Nein, er ist ein Freund von mir. Ich leihe mir kein Geld von Freunden, Papa.«
    »Ach, du bist schon ein seltsamer Kerl!« Lucius Decumius schüttelte das ergraute Haupt. »Dafür sind Freunde doch da.«
    »Da bin ich anderer Meinung, Papa. Wenn ich das Geld aus irgendeinem Grund nicht zurückzahlen kann, dann möchte ich es lieber einem Fremden schuldig sein. Ein unerträglicher Gedanke, daß ich womöglich einen meiner Freunde mit meinen Verrücktheiten in den Ruin treiben könnte.«
    »Wenn du es nicht zurückzahlen kannst, Pavo, dann kann Rom einpacken.«
    Caesars Gesicht hellte sich ein wenig auf, und er seufzte. »Du hast recht, Papa. Ich werde es zurückzahlen, keine Angst. Also«, fuhr er in wesentlich besserer Laune fort, »was sorge ich mich? Ich werde mir genügend Geld borgen und der großzügigste kurulische Ädil werden, den Rom jemals gesehen hat!«
    Caesar setzte seine Absicht in die Tat um. Ende des Jahres betrugen seine Schulden tausend Talente und nicht fünfhundert, wie er ausgerechnet hatte. Crassus half ihm, indem er ein paar Geldverleihern ins Ohr flüsterte, Caesar sei eine gute Investition in die Zukunft, sie sollten ihm besser keine Wucherzinsen berechnen. Balbus brachte ihn mit Leuten zusammen, die diskret und nicht allzu habgierig waren: zehn Prozent einfache Zinsen, der offizielle Satz. Es gab nur ein Problem: Er mußte die Darlehen innerhalb eines Jahres zurückzahlen, sonst kämen zu den einfachen Zinsen noch die Zinseszinsen; dann müßte er Zinsen auf die Zinsen und auf das geliehene Kapital zahlen.

    Die ludi Megalenses waren die ersten und die rituell am stärksten geprägten Spiele des Jahres, vielleicht deshalb, weil sie (zumindest in den Jahren, in denen der Kalender mit den Jahreszeiten zusammenfiel) den Frühling ankündigten und weil sie aus dem schrecklichen zweiten Krieg gegen die Karthager hervorgegangen waren, als Hannibal mit seinen Horden quer durch ganz Italien gezogen war. Damals fing man in Rom damit an, der Magna Mater zu huldigen, der großen asiatischen Erdmutter, für die man auf dem Palatin, oberhalb vom Vallis Murcia, in dem der Circus Maximus lag, einen Tempel errichtet hatte. In mancher Hinsicht war es für das konservative Rom ein ungehöriger Kult; die Römer verachteten Eunuchen, Auspeitschungsriten und was sonst noch alles zur religiösen Barbarei gehörte. Aber die Würfel waren gefallen, als die vestalische Jungfrau Claudia auf wundersame Weise das Frachtschiff tiberaufwärts gezogen hatte, in dem der schwarze Meteorstein lag, der die Magna Mater verkörperte. Jetzt mußte Rom eben die Folgen tragen: kastrierte

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