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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Verleumder! Ganz bewußt hast du ihm mit deinen wilden Gerüchten die Wähler gestohlen! Sehr klug war das! Warum sich die Mühe machen, sie anzuklagen und ihnen damit die Chance zur Verteidigung zu geben? Du hast in deinem politischen Arsenal die perfekte Waffe gefunden, was? Die unwiderlegbare Beschuldigung! Schmierig, schmutzig und widerwärtig ist das! Catilina hatte ganz recht — du bist ein dreister Emporkömmling! Höchste Zeit, daß man Bauernlümmel wie dich dahin zurückschickt, wo sie hergekommen sind!«
    Cicero stand fassungslos da, während Lentulus Sura davonschritt. Ihm traten die Tränen in die Augen. Er hatte doch recht, was Catilina betraf. Er hatte absolut recht! Catilina wollte Rom und die Republik zerstören!
    »Wenn’s dir ein Trost ist, Cicero«, sagte eine ruhige Stimme hinter ihm, »ich werde während der kommenden Monate meine Augen offenhalten. Je mehr ich drüber nachdenke, desto mehr stimme ich dir zu. Du könntest recht behalten mit Catilina und Cassius. Sie sind höchst unzufrieden mit diesem Tag!«
    Als er sich umdrehte, stand Crassus vor ihm. Jetzt riß ihm endgültig der Geduldsfaden. »Du?« brüllte er voller Abscheu. »Du bist doch dafür verantwortlich! Du hast Catilina bei seinem letzten Prozeß herausgepaukt! Hast die Geschworenen bestochen und ihm zu verstehen gegeben, daß es Männer in Rom gibt, die ihn liebend gern als Diktator sehen würden!«
    »Ich habe die Geschworenen nicht bestochen«, sagte Crassus und schien nicht einmal beleidigt zu sein.
    »Pah!« fauchte Cicero und stürmte davon.
    »Was wollte er damit sagen?« erkundigte sich Crassus bei Caesar.
    »Ach, er glaubt, es mit einer Staatskrise zu tun zu haben, und kann nicht verstehen, warum niemand im Senat seiner Auffassung ist.«
    »Aber ich habe ihm doch gerade gesagt, daß ich seine Auffassung teile!«
    »Laß nur, Marcus. Komm lieber mit und hilf mir, meinen Wahlsieg im Domus Publica zu feiern. Eine Adresse nach meinem Geschmack! Was Cicero betrifft — der arme Kerl wollte unbedingt im Zentrum einer Sensation stehen, und jetzt, wo er meint, eine gefunden zu haben, interessiert sich kein Mensch dafür. Dabei würde er so gern die Republik retten«, sagte Caesar und lächelte.

    »Aber ich werde nicht aufgeben!« schrie Cicero seiner Frau ins Gesicht. »Ich bin noch nicht besiegt! Terentia, du mußt in enger Verbindung mit Fulvia bleiben. Du darfst nicht lockerlassen. Und wenn sie an Türen lauschen muß, sie soll alles herausfinden — mit wem Curius sich trifft, wohin er geht, was er treibt. Und sollte da tatsächlich eine Revolution ausgebrütet werden, dann muß sie Curius davon überzeugen, daß es für ihn das beste ist, wenn er mit mir zusammenarbeitet.«
    »Verlaß dich auf mich«, sagte sie mit entschlossener Miene. »Der Senat wird den Tag noch verfluchen, an dem er sich auf Catilinas Seite geschlagen hat. Ich habe Fulvia gesehen, und ich kenne dich, Marcus. In mancher Hinsicht bist du ein Dummkopf, aber für Halunken hast du eine feine Nase.«
    »Was soll das heißen, ich bin ein Dummkopf?« fragte er beleidigt.
    »Zum einen schreibst du unsinnige Gedichte. Dann versuchst du dich als Kunstexperte aufzuspielen. Und schließlich gibst du ein Vermögen für Landhäuser aus, die du gar nicht alle bewohnen könntest, auch wenn du ständig unterwegs wärst. Und es ist schrecklich, wie du Tullia verwöhnst. Und wie du vor Leuten wie Pompeius Magnus kriechst.«
    »Es reicht!«
    Sie hielt inne und blickte ihn aus Augen an, in denen er niemals auch nur ein Fünkchen Liebe entdecken konnte. Das war schade, denn eigentlich liebte sie ihn sehr. Aber sie kannte eben alle seine Schwächen — und hatte selbst keine. Selbst wenn sie nicht den Ehrgeiz hatte, so zu werden wie Cornelia, die Mutter der Gracchen — sie besaß alle Tugenden dieser römischen Urmutter, und deshalb war es für einen Mann wie Cicero auch so schwer, mit ihr zusammenzuleben. Sie war sparsam, fleißig, besonnen, dickköpfig, kompromißlos, offenherzig, hatte vor niemandem Angst und war davon überzeugt, es geistig mit jedem Mann aufnehmen zu können. So war Terentia, und mit Narren hatte sie nicht viel Geduld, nicht einmal, wenn es sich dabei um ihren Mann handelte. Sie konnte seine Unsicherheit und seinen Minderwertigkeitskomplex nicht verstehen, denn sie war von makelloser, durch und durch römischer Abstammung. Terentia war der Meinung, daß es das beste für ihn wäre, sich — gelassen und im Schlepptau ihrer wallenden Röcke — das

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